Vernagelt
Vernagelt. »Das Konzept der Ich-AG konsequent umgesetzt«, kommentieren Neoliberalisten, wie die »Phaetons« unter den VW-Mitarbeitern sich ihren Anteil an den Ausgaben des Konzerns sicherten. Leider leben wir aber in einer sozialen Marktwirtschaft, in der solche Praktiken verpönt sind. In Wolfsburg scheint das jedoch noch nicht angekommen zu sein.
Vernagelt
Auch dem dort ansässigen Volksmanager Peter Hartz werden ja schon seit längerem wenig soziale Tendenzen vorgeworfen. Dabei kümmerten er und seine Mitarbeiter sich ? wie jetzt erst bekannt wurde ? in ihrer knapp bemessenen Freizeit anscheinend rührend um junge Damen sozial benachteiligter Kreise aus Schwellenländern: Neben Studienreisen nach Europa wurden ihnen wohl auch Kost und Logis auf Kosten des Konzerns angeboten, der so seine soziale Verantwortung wahrnahm. Unverständlich also, dass einige aufgebrachte Politiker nun nach einem neuen Namen für die »Hartz-Reformen« rufen: »Der Name Hartz darf nach dem Rück-tritt des Namensgebers nicht länger für Reformen in Deutschland stehen«, polterte etwa CDU-Vize Christoph Böhr. Konstruktives hatte er aber nicht beizutragen. Dabei wäre es so einfach: Aus »Hartz IV« wird einfach »Joselia R.«, weitergehende Reformen können von der neuen Regierung im Herbst dann als »Joselia S.«, »Joselia T.«, »Joselia U.« und schließlich als »Joselia VW« ans Volk kommuniziert werden.
Peter Hartz geht dennoch in die Geschichte ein und wird künftig in den Schulbüchern sogar in einem Atemzug mit Luther genannt: Während Luther die Reform der Kirche einleitete, indem er 95 Thesen an die Türe der Schlosskirche in Wittenberg nagelte, leitete Peter Hartz die Reform des Arbeitsmarktes ein, indem er Joselia an der Tür einer Toilette eines Pariser Hotels nagelte.
Sein Mitarbeiter Gebauer hat zurzeit jedoch ganz andere Sorgen: Er muss sich nämlich daran erinnern, für was er in den vergangenen beiden Jahren Eigenbelege in Höhe von einer Million Euro einreichte: Studienreisen, Kost und Logis oder doch eher andere Dienstleistungen, mit denen schwächelnden, kleinen Gewerkschaftlern wieder aufgeholfen wurde?
Während in Niedersachsen Lotterleben, Lümmeltüten und Niedertracht regieren, gehen im guten alten Sachsen Innovation und Arbeit vor die Hunde: Die Stiftung Innovation und Arbeit Sachsen (IAS) musste jetzt Insolvenzantrag stellen. Die Stiftung und ihre Regionalforen werden von Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und der öffentlichen Hand getragen. Die Erschließung neuer Produkte, Verfahren und Märkte, die Aktivierung regionaler Wirtschaftskreisläufe, Wertschöpfungsketten und regionale Zulieferbeziehungen stehen dazu auf dem Programm. Außerdem unterstützt ein Sachverständigennetz Managementfähigkeiten und die Gestaltungskompetenz von Mitarbeitern und Betriebsräten. Das alles wurde vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit im vergangenen Jahr immerhin mit 814,58 Euro gefördert. Hartz und Gebauer können da nur lachen: So viel kostete sie gerade mal ein Piccolo mit Joselia.