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Regierung will höhere Strafen für Computerkriminelle

Virenjäger fordert »Internet-Interpol«

Virenjäger fordert »Internet-Interpol«: Der am 20. September vom Bundeskabinett beschlossene Regierungsentwurf des Strafrechtsänderungsgesetzes zur Bekämpfung der Computerkriminalität soll einige Lücken im deutschen Gesetz schließen. Eugene Kaspersky, Leiter der Anti-Viren-Forschung beim gleichnamigen Security-Anbieter, sieht die Behörden aber auch in der Pflicht, international zusammenzuarbeiten.

Autor:Redaktion connect-professional • 6.10.2006 • ca. 1:25 Min

Die Anbieter von Desktop-Security- Produkten haben es derzeit nicht leicht: Da die großen, Aufsehen erregenden Virenausbrüche seit einiger Zeit ausbleiben, schlummert das gerade ansatzweise entstandene Bewusstsein der PC-Benutzer für die Notwendigkeit ihrer Lösungen allmählich wieder ein. Dabei sind diese inzwischen weitaus effektiver und umfassender als noch vor zwei, drei Jahren, als die meistverbreitetsten Würmer und Viren es sogar in die Tagesschau brachten.

Gleichzeitig ist immer mehr Aufwand notwendig, um die an immer kleiner werdende Gruppen von Empfängern ausgesandten Mails mit Schadprogrammen zu fassen zu kriegen, Signaturen dafür zu erstellen und diese dann mittels in immer kürzeren Zeitabständen zu verteilenden Updates an die Kundschaft zu schicken. Und nicht zu vergessen: Zwar werden die Empfängergruppen kleiner und gezielter ausgesucht, aber die Zahl der Aussendungen und die Zahl der monatlich neu entdeckten Schadprogramme steigt unvermindert.

»Heute sind Anti-Viren-Lösungen nur noch ein Teil einer Komplettlösung, die auch Spam, Hackerangriffe und Würmer abwehren können muss«, resümiert Eugene Kaspersky, räumt aber gleichzeitig ein, dass es »hundertprozentige Sicherheit nie geben kann«. Aus Erfahrungen mit Sicherheitsvorfällen in der jüngeren Vergangenheit habe man gelernt, dass in zwischen aber weniger die Technik, als vielmehr die Kommunikation derer, die sich um den Kampf gegen die Bösewichte im Internet bemühen, zu verbessern sei, meint Kaspersky. »Die nicht ganz so cleveren Internet-Kriminellen sind inzwischen im Gefängnis, die ganz Schlauen lassen sich womöglich nie fangen, aber um die Masse derer dazwischen zu erwischen, brauchen wir ein Internet-Interpol«, schließt der Virenjäger. Dabei solle beileibe nicht die vollständige Überwachung des Einzelnen angestrebt werden, räumt Magnus Kalkuhl, Virenanalyst bei Kaspersky in Deutschland, entsprechende Bedenken aus. Sinnvoll sei es vielmehr, dass Behörden in konkreten Fällen auch international zusammenarbeiten um der Internet- Kriminalität Herr zu werden, denn schließlich würde die Gegenseite auch international operieren. Kaspersky hatte vor einigen Monaten etwa einen Fall mit gestohlenen Kreditkartendaten aufgedeckt, an dem die Grenzen der derzeitig praktizierten jeweils nur national agierenden Strafverfolgung deutlich wurden.