Von Menschen und Identitäten
Von Menschen und Identitäten Manchmal bürgern sich schon merkwürdige Begriffe in der IT ein. Identitätsmanagement ist so einer.


Das Wesen der Identität ist der IT nämlich schlicht nicht zugänglich. Also behilft man sich mit Konstrukten, als da sind Nummern, Namen, vielleicht noch Bilder. Von diesem Konglomerat wird postuliert, dass es eine Identität definiere. Na, sei’s drum! Wenn man innerhalb des Konglomerats dann noch Relationen etabliert, dann hat man so etwas wie eine Identitätsverwaltung. Wenn es denn nur so einfach wäre mit der Identität. Aber das ist hier gar nicht unser Thema. Unser Thema ist, dass auch schon die Identitätskonstrukte der IT jede Menge Probleme machen. Es ist wirklich schwierig, den Überblick zu behalten. Nicht ohne Grund schreibt das Bundeszentralamt für Steuern, das dieser Tage jedem Bürger seine Persönliche Identifikationsnummer zuschickt (ihm oder ihr sozusagen eine neue steuerliche Identität verpasst), man möge die alte Identität, also die Steuernummer, auf jeden Fall bis auf Weiteres mit der neuen Identität zusammen verwenden. Auf dass die Steuer-Identität nicht plötzlich aus der Datenbank verschwinde! Auch die Unternehmen haben ihre Verwaltungsprobleme mit den Rechten und Rollen ihrer Mitarbeiter, nicht zu reden von den Zulieferern und Kunden, die alle auch identifiziert werden wollen (siehe Seite 18ff.) Harte und weiche Ware hilft bei der Organisation der »Identitäten« nur sehr bedingt. Erst kommt die Organisations- und Motivationsarbeit, dann die IT. Diese benötigt ordentliche Strukturen, sie schafft sie nicht selbst. Und noch eines: die Mitarbeiter müssen voll und ganz mit ihrer Person, nicht nur mit ihrem Identitäts-Konstrukt, hinter dem betrieblichen Identitätsmanagement stehen, sonst funktioniert gar nichts. Mitarbeiter wollen bei den Rollenspielen keine Statisten sein.
Jürgen Höfling juergen.hoefling@informationweek.de