Hinter Wechsel an der Arques-Spitze stecken Meinungsverschiedenheiten über den geplanten Verkauf von Gigaset, der wichtigsten Beteiligung von Arques. An der ehemaligen Siemens-Sparte für Schnurlostelefone hält Arques seit 2008 eine Mehrheit von 80,2 Prozent. Die übrigen Anteile befinden sich weiterhin in Besitz von Siemens. Zwischen den beiden Gigaset-Eigentümern gibt es jedoch bereits seit längerem erbitterte Streitereien um Personalien und Geldforderungen. Seit vergangenem Jahr läuft unter anderen ein Schiedsverfahren zwischen Arques und Siemens, in dem es um die Zahlung des Kaufpreises für Gigaset in Höhe von 45 Millionen Euro geht. Erst Anfang Juli hat Siemens wegen des Verdachts von Untreuehandlungen außerdem Anzeige gegen Gigaset gestellt und damit den Streit weiter verschärft.
Gerüchte, Arques wolle sich von seiner Gigaset-Beteiligung trennen, kursieren bereits seit längerem in der Branche. Erst Anfang vergangener Woche hatte Ulmke bestätigt, es gebe intensive Gespräche mit einer Reihe von Interessenten für Gigaset. Ein Vertragsabschluss sei noch im September möglich, kündigte Ulmke kurz vor der Hauptversammlung an. Mit Novero, einem Anbieter von Mobilfunk-Zubehörgeräten, war sogar der Name eines möglichen Interessenten durchgesickert. Auch der amerikanische Finanzinvestor Gores soll an Gigaset interessiert sein. Um den Verkaufsprozess schnell voranzubringen, wollten Arques und Siemens sogar ihren Streit beilegen.
Arques-Gründer Peter Löw hatte am Rande der Hauptversammlung jedoch davor gewarnt, den Telefonhersteller zu verramschen. Der angestrebte Preis von 50 Millionen Euro ist nach Ansicht von Löw zu niedrig. Er kritisierte, Arques habe in der Vergangenheit bereits andere Beteiligungen zu billig verkauft.
Arques kämpft heute um seine Existenz. Der Umsatz des Finanzinvestors ist im vergangenen Jahr um über zwei Milliarden auf 3,49 Milliarden Euro zurückgegangen. Unterm Strich erzielte Arques einen Verlust von 153 Millionen Euro. Bei der Bilanzpressekoferenz hatte Arques erst kürzlich vom »schwierigsten Jahr in der Unternehmensgeschichte« gesprochen. Ein Verkauf von Gigaset könnte da dringend benötigtes Geld in die Unternehmenskassen spülen. Ob es dazu kommt, ist jedoch nun wieder offen.