Deutschland muss sich einigen

24. November 2008, 10:50 Uhr | funkschau sammeluser
© GSMA

Alex Sinclair, CTO GSM Association: So setzt sich die GSM-Erfolgsgeschichte mit Mobile Broadband fort!

Die GSMA (GSM Association) wurde im Jahre 1987 gegründet und vertritt heute die Interessen von mehr als 750 Mobilfunk-Anbietern weltweit. Darüber hinaus sind mehr als 180 Hersteller von Netzinfrastruktur und Endgeräten Mitglieder des Verbands. Die funkschau führte ein Interview mit Alex Sinclair, dem Chief Technology Officer der GSM Association.

funkschau: Warum gibt es die GSMA? 
Alex Sinclair: Ursprünglich, wurde die GSMA gegründet, um die vielen Probleme mit internationalem Roaming zu lösen. Die Interoperabilität von Diensten zwischen verschiedenen Geräten und Netzen auf globaler Ebene bleibt nach wie vor eine unserer wichtigsten Aufgaben. Heutzutage machen wir aber viel mehr, sei es im „Lobbying“ von Regierungen um den Zugang zu Frequenzen zu sichern oder Forschung im Gesundheitsbereich mit der WHO (World Health Organisation) et cetera. Auch der MWC (Mobile World Congress), der alljährlich in Barcelona stattfindet, wird von der GSMA veranstaltet. 

funkschau: Wie ist die GSMA organisiert? 
Alex Sinclair: Heutzutage ist die GSMA wie eine ganz normale Firma organisiert: mit einem Aufsichtsrat („CEO Board“) von etwa 25 Mobilfunk-Carriern, einschließlich 13 CEOs. Unser Management wird vom CEO Rob Conway 
geführt und als CTO bin ich auch dabei. Unser Hauptquartier ist in London, weitere Büros sind etwa in Atlanta, Hongkong und Brüssel. Eine Tochter, die GSMC, ist für das Konferenzgeschäft einschließlich MWC zuständig. 

funkschau: Wie geht die GSMA vor, um ihre Ziele zu erreichen? 
Alex Sinclair: Unsere Ziele werden in Kooperation mit einem Strategy Committee festgelegt. Sie werden dann von den verschiedenen Initiativen, Projekten, und Arbeitsgruppen umgesetzt. Normalerweise sammeln wir eine Gruppe von Netzbetreibern, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Gemeinsam mit unseren eigenen Leuten führen wir dann ein Projekt durch. „Pay-Buy-Mobile“ etwa (kontaktlose Bezahlung per Handy, mit einer Kreditkarte auf der SIM) wurde ursprünglich von KTF in Korea als Projekt vorgeschlagen. Mittlerweile sind 45 Netzbetreiber daran beteiligt und die Technik wird in acht verschiedenen Ländern ausprobiert. Seit 20 Jahren haben wir aber auch eine Reihe ständiger Arbeitsgruppen, die für bestimmte Themen zuständig sind, zum Beispiel Abrechnung, Interoperabilität, Sicherheit, Betrug et cetera. 

funkschau: Wo liegt zurzeit der Arbeitsschwerpunkt? 
Alex Sinclair: Ein Schwerpunkt ist „Mobile Broadband“, das heißt die weltweite Einführung von HSPA (High Speed Packet Access). Diesen Dienst kann man bereits von über 197 Netzbetreibern in mehr als 92 Länder erhalten. Es gibt über 900 Endgeräte von 117 verschiedenen Herstellern und etwa 60 Millionen Kunden. Gemeinsam mit 16 großen IT-Firmen haben wir unlängst ein neues Logo für HSPA vorgestellt, mit dem nun einfach zu erkennen ist, dass etwa ein Laptop „HSPA inside“ hat. „Mobile Internet“ ist auch ein sehr wichtiges Thema. Eine Reihe von Initiativen in diesem Bereich, etwa „3rd Party Access“ sollen Netz-APIs (Application Programming Interface) für Software-Entwickler öffnen. 

funkschau: Was sind Ihre Aufgaben als CTO? 
Alex Sinclair: Als CTO bin ich für „Technology Strategy“ zuständig. Ich kontrolliere die Initiativen, Projekte und Arbeitsgruppen aus technischer Sicht. Ich habe eine kleine Gruppe von Experten, die als Berater und Aushilfskräfte für unsere Aktivitäten dienen. Ein Teil meiner Rolle ist es aber auch, die Öffentlichkeit über den Stand der Technik aufzuklären. 

funkschau: Was bezweckt die GSMA mit der aktuellen Mobile Broadband Initiative? 
Alex Sinclair: Seit mehr als zwei Jahren sind wir dabei die Medien über „Mobile Broadband“ aufzuklären. Vor zwei Jahren wurde fast nur von anderen Techniken wie Wimax gesprochen. Es ist nun wichtig, den wahren Stand der Technik zu zeigen. HSPA-USB-Sticks findet man überall, und Geräte wie das I-Phone, Google G1 und Blackberry Bold haben alle „HSPA inside“. Es geht jetzt darum, die Nutzung von „Mobile Broadband” zu steigern, etwa in Laptops oder in Kameras. Leider ist die Telekommunikation mit Akronymen wie GSM, Edge oder UMTS überlastet, ich nenne das „Acronym Soup“. Unser neues Logo sollte es dem Verbraucher einfacher machen, zu erkennen, ob ein Endgerät problemlos zu verwenden ist. Zugleich soll das Logo aber auch als Qualitätssiegel gelten. 

funkschau: Welches Thema hat für die GSMA im kommenden Jahr Priorität? 
Alex Sinclair: Die Weiterentwicklung von Mobile Broadband ist ein Schwerpunkt. Im nächsten Jahr werden wir auch viel mehr von den Femtozellen, den kleinen HSPA-Basisstationen für zu Hause, sehen. Wir wollen mehr Innovationen im Mobilfunk, damit der User mehr Applikationen bekommt. Dafür haben wir eine weitere Initiative, unser „Mobile Innovation Marketplace“ gegründet. Um all dies zu ermöglichen, brauchen wir aber mehr Frequenzen. 
Die so genannte „Digital TV Dividend“ ist eine einmalige Chance mehr Spektrum für den Mobilfunk zu bekommen. Mit „Digitaler Dividende” sind die durch die Umstellung von analoger auf digitale Technik frei werdenden Rundfunkfrequenzen gemeint. 

funkschau: Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für die GSMA? 
Alex Sinclair: Deutschland ist ein sehr wichtiger Markt für die GSMA. Ich war in Deutschland bei T-Mobile tätig, als GSM ans Netz ging und von hier aus begonnen hat die Welt zu erobern! Deutschland bleibt der größte Markt Europas, und die deutschen Carrier sind alle GSMA-Mitglieder. Joachim Horn, der CTO von T-Mobile International, ist Mitglied unseres Boards und auch Leiter unseres „Strategy Committee“. In diesem Jahr kommt Deutschland eine noch größere Rolle zu , wegen der „Digitalen Dividende“. Es gilt hier, wie schon in Frankreich geschehen, eine vernünftige Aufteilung der Frequenzen zwischen Rundfunk und Mobilfunk zu finden. (AW) 


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