Eine entscheidende Hürde auf dem Weg zur Massendurchdringung von VR beziehungsweise AR sehen die Business Talk-Teilnehmer – neben der technischen, infrastrukturbedingten und wirtschaftlichen – auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Die anfänglichen Widerstände bei der Einführung der Google Glass hätten gezeigt, dass die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht so weit gewesen sei. Alle Gesprächsteilnehmer stimmen jedoch darin überein, dass sich dies über die Zeit ändern werde – im gleichen Maße, wie sich auch die Gesellschaft ändern wird. Bestes Beispiel ist in diesem Zusammenhang das Smartphone und die damit einhergehende Nutzung des mobilen Internets: Gerade mal zehn Jahre am Markt hat es die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, dermaßen beeinflusst, dass es kaum mehr wegzudenken ist. Und über kurz oder lang wird es auch in Sachen VR/AR ein Umdenken geben. Sebastian Benett, Manager Business Development und Leiter Tarox 360 bei Tarox, ergänzt: „Ich glaube, dass allein durch die Aufklärung zum Thema schon einige Hürden genommen werden.“ Es gelte, noch klarer Transparenz reinzubringen und dem einen oder anderen B2B-Teilnehmer vor Augen zu führen: Was ist heute möglich und was kann eigentlich ein Mehrwert für das eigene Tun sein?
Jörg Sitte, Zühlke Engineering: “Wir neigen hierzulande dazu, unseren deutschen Datenschutz immer als Maßstab herzunehmen. Viele unserer Kunden sind Mittelständler, die auch weltweit exportieren. Denen empfehle ich immer: Schaut zuerst auf den Nutzen und betrachtet den Datenschutz als nachgelagertes Thema.”
Auf unternehmerischer Ebene ist in diesem Konntext das sogenannte Change Management von Bedeutung. Im Zuge einer umfassenden Digitalisierungsstrategie schafft es – nicht nur für VR/AR – die Basis für einen dynamischen Umwandlungsprozess in Zeiten digitaler Vernetzung. Lars Vogel von T-Systems MMS: „Die größte Überzeugungsarbeit liegt darin, den Personen, denen man VR/MR/AR-Lösungen an die Hand gibt, klar zu machen, dass es nicht deren Arbeitsplätze kostet, sondern die Qualität der Arbeit steigert. Hier findet ein Shift statt – neue Tätigkeitsfelder, neue Aufgabengebiete werden kommen.“ Es gelte daher die Einführung frühzeitig durch jemanden zu begleiten, der sich auskenne. Eine richtige Betreuung auf psychologischer, technologischer, organisatorischer, fachlicher und inhaltlicher Ebene sei wichtig und Teil einer grundsätzlichen Digitalisierungsstrategie. „Man muss die Betroffenen zu Beteiligten machen und sie von Anfang an mitnehmen, ansonsten hat Change Management keinen Erfolg“, sagt Sitte.