Das On-Ear-Headset Impact 1061 ANC orientiert sich in vielen Details an den Ansprüchen einer professionellen Klientel. Nicht zuletzt in der Sprachqualität gehört es in vielen Disziplinen in die Spitzengruppe, doch das ist nicht alles.
Nach Herstellerpreisempfehlung ist das EPOS Impact 1061 ANC mit 359 Euro in der von uns getesteten Variante das teuerste Headset im Test, doch auf dem freien Markt ist es auch für über 100 Euro weniger zu haben. Zudem bietet EPOS je nach Einsatzzweck viele unterschiedliche Varianten an.
Unser Impact 1061 mit Produktkürzel ANC repräsentiert die Top-Ausstattung mit Stereo-Hörern, aktiver Geräuschunterdrückung, Ständer für das drahtlose Laden und Zertifizierung für Google Voice, Google Meet, Unify und Zoom. Daneben gibt es 1061-Varianten ohne ANC, ohne drahtlose Ladestation, mit nur einer Mono-Hör-Kapsel, so dass ein Ohr immer frei und damit auch gut belüftet bleibt und mit Microsoft-Teams-Zertifizierung. So lässt sich durch Verzicht auf Komfortmerkmale der Preis noch einmal gehörig drücken.
In jedem Fall lassen sich alle Impact-1061-Varianten über Bluetooth mit dem Smartphone oder Computer verbinden. Hat der Computer selbst kein Bluetooth, hilft der mitgelieferte USB-A-Bluetooth-Adapter oder ein ebenfalls im Lieferumfang befindliches USB-C-Kabel. Interessant: Der Bluetooth-Adapter informiert über eine LED, die in zahlreichen Farben blinken oder dauerleuchten kann, über wichtige Betriebszustände. So ist man über den Stand der Bluetooth-Kopplung genauso informiert, wie über eingehende Telefon- oder Konferenzanrufe und bekommt auch Feedback, wenn das Mikro mal wieder stummgeschaltet ist.
Das Headset ist in der Beziehung noch auskunftsfreudiger. Fast schon obligatorisch für ein Business-Headset ist das Busylight, das Außenstehende darüber informiert, dass der Nutzer gerade im Gespräch ist und besser nicht gestört wird. Beim Impact 1061 ist es an beiden Ohrmuscheln doppelt vorhanden, so dass es von jeder Seite sowie von vorne und hinten zu sehen ist. Daneben zeigt das Impact auch eingehende Anrufe an, wenn es nicht aufgesetzt ist. Gut wenn es vor einem liegt, und der Klingelton des Smartphones nur über die Ohrmuscheln kommt. Auch über den Ladezustand gibt es per Knopfdruck Auskunft, über diverse andere Betriebszustände ebenfalls.
Neben einer Multifunktionstaste, für Stummschaltung, Lautstärke-Regler und Titel-Sprung beim Musikhören, besitzt es einen Ein-Aus-Schater. Der steuert auch Bluetooth, zusätzlich gibt es eine ANC-Taste für die Umschaltung zwischen aktiver Geräuschunterdrückung und Transparenz-Modus.
Als zusätzliches Steuerelement dient wie oft der Mikrofon-Arm, der nach oben an den Kopfbügel geschoben das Mikrofon deaktiviert. Für gute Sprachqualität sollte das Mikrofon natürlich möglichst nah am Mund liegen, das geht rechts oder links vom Kopf, denn der Arm lässt sich in beide Richtungen drehen. Der Mikrofonarm trägt noch einen Druckknopf zur Gesprächsannahme und an der Mikrofonspitze und damit im Gesichtsfeld des Nutzers eine LED, die auf ein ausgeschaltetes Mikrofon hinweist. Der Bedienkomfort erfüllt damit gehobene Ansprüche.
Eine herunterladbare App mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten rundet die Ausstattung ab. Das Hauptmenü der EPOS Connect App ist sehr einfach gehalten und zeigt den Ladezustand an. Darüber hinaus kann der Nutzer einstellen, wieviel er von der eigenen Stimme hört. In einem Untermenü sind sowohl die Stärke der ANC- als auch die der Talk-Through-Wirkung in Stufen einstellbar.
Material und Verarbeitung des EPOS Impact 1061 ANC unterstreichen den professionellen Anspruch. Hier wirkt alles sauber und solide gebaut und von der Qualität auf lange Lebensdauer ausgelegt, ohne auch nur eine Spur des Protzes zu haben, der viele teure Consumer-Kopfhörer auszeichnet und der unter Kollegen nur Neid auslösen könnte.
Dabei sind Ohrmuscheln und Kopfbügel gut gepolstert und das Impact 1061 sitzt für ein On-Ear-Headset recht stabil auf dem Kopf. Dass die Ohrpolster beim langen Tragen warme Ohren verursachen, ist dem On-Ear-Prinzip geschuldet, den Druck des mit 172 Gramm leichten Kopfhörers verteilen sie gut, auch die Anpassung an die Kopfgröße über den weich aufliegenden, einstellbaren Kopfbügel ist angenehm. Doch das ist die Kür, das harte Pflichtprogramm muss ein Headset bei der Medienwiedergabe, bei Konferenzen und bei Telefonaten absolvieren, und das sowohl in objektiven Messungen (hier beschrieben) und als auch im Praxistests.
Bei der maximalen erreichbaren Lautstärke liegt das EPOS Impact 1061 ANC etwas hinter seinen Mitbewerbern. 99 dB SPL sind für Konferenzen sicher mehr als genug und auch für dynamikarme populäre Musik reicht das, um sich mit längerem Hören dauerhaft das Gehör zu schädigen. Doch wer etwa bei dynamikreicher Musik, etwa klassischen Konzerten oder modernen guten Aufnahmen von U-Musik realistische Lautstärken fahren will, kommt hier an Grenzen, die sich durch ein angestrengtes Klangbild bemerkbar machen.
Wobei der für einen Kopfhörer lineare Frequenzgang (Kurven oben) des Epos Impact 1061 ANC bei Medienwiedergabe schon zum Musikhören einlädt. Die Verzerrungen (unten) liegen auf sehr niedrigem Niveau und haben einen idealen Verlauf. Im Tieftonbereich, wo das Ohr sehr unempfindlich ist, liegen sie höher, zu den empfindlichen Mittleren Frequenzen fallen sie ab. Ein Hinweis für kompetentes Design sind die geringen Unterschiede zwischen ein- und ausgeschaltetem ANC. Für alle, die nicht gar zu laut hören, ist das EPOS Headset also für Audio- und Video-Konsum eine Empfehlung.
Der Frequenzgang des Kopfhörerteils bei Konferenzen und Telefonaten ist bei vielen Headsets deutlich anders ausbalanciert als bei der Medienwiedergabe, etwa um der Sprachverständlichkeit durch Mittenbetonung auf die Sprünge zu helfen. Beim Impact 1061 ANC liegen beide sehr nahe beieinander, hier setzt EPOS auch bei Sprache auf Neutralität.
Die Norm-Toleranzen werden bestens eingehalten, einzig ein etwas früherer Hochtonabfall verrät, dass es hier um Sprachübertragung geht, die durch den verwendeten Bluetooth-Codec auf 8 kHz begrenzt ist. Damit kann der EPOS-Nutzer Anrufende und Konferenzteilnehmer mit hoher Sicherheit an der Stimme erkennen.
Genau wie er selbst von seinen Gesprächspartnern sicher gut erkannt wird, denn auch der Frequenzgang in Senderichtung ist auf höchstem Niveau und praktisch linealglatt.
Dass das nicht auf Kosten der Sprachqualität geht, bestätigen Messungen wie Testanrufe und Konferenzen. Die Bewertung der Sprachqualität erfolgt auf einer Mean Opinion Score (MOS) genannten Skala von 1 (schlecht) bis 5 (ausgezeichnet). Hier liegt das EPOS in ruhiger Umgebung in Sprechrichtung mit einem Score von 4,3 schon in der besseren Hälfte der von uns getesteten Konferenz-Headsets. In Hörrichtung markiert es mit einem MOS von 4,6 einen Spitzenwert und auch die Unterdrückung von Echos der eigenen Stimme beherrscht es auf höchstem Niveau (MOS = 4,8). In ruhiger Umgebung bekommt das Gespräch über das Impact 1061 so klanglich gesehen eine persönliche und direkte Note.
Schwierig wird es, wenn man versucht, sich mit einem Headset aus einer akustisch lauten Umgebung verständlich zu machen, oft hört der Gesprächspartner einen nur schwer aus dem lauten Umfeld heraus. Die Messung simuliert dazu Straßen- oder Café-Geräusche. Im Prinzip wären die auch verfügbaren Call-Center-Geräusche noch angemessener gewesen, doch um den Vergleich zu den bei den Schwesterzeitschriften connect und PC Magazin/go getesteten Consumer-Headsets zu wahren, blieb es bei den dort verwendeten akustischen Umfeldern. Auch hier zeigt das EPOS, das drei Mikrofone besitzt, um die Stimme seines Besitzers aus dem umgebenden Lärm zu sieben, was geht. Bei Straßenlärm erzielt es bei der Gesamtbetrachtung von Stör- und Nutzschall mit einem G-MOS-Wert von 3,3 das beste Ergebnis unter den bisher gemessenen Headsets, im Café markiert es mit dem Cisco HS-WL 721 Platz 2 (G-MOS = 3,5) hinter dem in dieser Disziplin hervorstechenden Headset Logitech Zone 305 (G-MOS = 3,7) (Testbericht demnächst, Anm. d. Red.).
Die guten Werte bestätigen sich auch beim Einsatz in kritischen Situationen, etwa bei einer Fahrt im ICE. Wo man mit Consumer-Headsets im wahrsten Sinne des Wortes auf Unverständnis stößt, lässt sich mit dem EPOS einwandfrei Konversation führen.
Das gilt auch, wenn man im Zug persönlich angesprochen wird. Im Transparenz- oder Voice-Through-Modus dämpft das EPOS Außengeräusche für den Nutzer gerade einmal um 4 Phon (grüne Kurve im Diagramm), das ist dem Modus entsprechend gewünscht nahe an der Konversation ohne aufgezogenes Headset dran. Bei eingeschaltetem ANC liefert es mit 16 Phon Dämpfung in der Klasse On-ear Headset einen beachtlich hohen Wert, und damit deutlich mehr Ruhe als andere On-Ear-Headsets. Interessant: Eine Brille verschlechtert die Dämpfungswerte nicht. Hier zeigt sich ein Vorteil, den On-Ear gegenüber Over-Ear-Headsets haben, die Ohrpolster kommen nicht auf den Brillenbügeln zu liegen, es gibt kein Einfallstor („Leakage“) für den Schall.
Epos Impact 1061 ANC Tabelle
Erklärungen der Messungen finden sie hier.
Für passionierte Musik-Hörer mag es bessere Kopfhörer und Headsets geben, doch das ist auch nicht der Fokus von EPOS beim Impact 1061 ANC.
Dieses bietet Spitzenleistung, wenn es ums Telefonieren und Konferieren geht und dazu ein Ausstattungspaket, das kaum Wünsche offenlässt. Insbesondere empfiehlt es sich neben dem Einsatz im Einzel- und Großraum-Büro auch für die Nutzung unterwegs, da es lauten Umgebungen den Schrecken nimmt. Seine Kosten liegen am oberen Ende der Skala für Conference-Headsets, doch im professionellen Einsatz sollte sich eine solche Investition schnell bezahlt machen.
Bernd Theiss ist Ingenieur für Nachrichtentechnik und Testlab-Leiter bei Weka Media Publishing