Die EU stößt sich am Plan der Bundesnetzagentur, der Telekom den Vectoring-Ausbau nahe der lukrativen Hauptverteiler zu erlauben und prüft den Entwurf. Für die Konkurrenz bedeutet das einen Etappensieg.
Die EU-Kommission hat angekündigt, den VDSL-Vectoring-Ausbau in Deutschland einer genauen Prüfung unterziehen zu wollen. In Brüssel stört man sich vor allem an der Entscheidung der Bundesnetzagentur, der Deutschen Telekom den Vectoring-Einsatz nahe der lukrativen Hauptverteiler zu erlauben. In Brüssel sorgt man sich um mögliche Auswirkungen auf die Wettbewerbssituation sowie um zukünftige Investitionen, um die Gigabit-Gesellschaft auszubauen. Erst Mitte April hatte die Deutsche Telekom grünes Licht für den Ausbau der umstrittenen Vectoring-Technologie bekommen und bei der Konkurrenz für Entsetzen gesorgt (CRN berichtete).
»Wir kommen auch nach nochmaliger intensiver Analyse zu dem Schluss, dass ein Vectoring-Ausbau der Nahbereiche hilft, den Breitbandausbau zu fördern. Es werden weder der Wettbewerb außer Kraft gesetzt, noch werden andere Technologien ausgebremst«, hatte sich damals Netzagentur-Chef Jochen Homann für die Pläne des Bonner Telekommunikationskonzerns ausgesprochen. Zwar behielt sich die Behörde in dem Entwurf vor, den Konzern zu sanktionieren, sofern das Ausbauversprechen aller Nahbereiche bis 2018 nicht eingehalten würde, trotzdem kritisierten zahlreiche Konkurrenten die Entscheidung als »Remonopolisierung« des Marktes und forderten schon zu diesem Zeitpunkt ein Einschreiten der EU-Kommission. Da die Vectoring-Technik der Telekom auf bestehenden Kupferleitungen aufbaut, sehen viele damit die wirtschaftliche Grundlage für den Glasfaserausbau entzogen. Theoretisch erlaubt Vectoring Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit / s im Download und bis zu 40 MBit / s im Upload.
In Brüssel lobt man zwar den Umstand, dass mit dem Entwurf 1,4 Millionen Haushalt erstmals Bandbreiten von bis zu 50 MBit / s erhalten können, dafür sehen die europäischen Wettbewerbshüter nennenswerte Einschränkungen der Wettbewerber. Diese müssten dann direkt von der Telekom ihre Zugänge mieten. Bislang sieht die EU-Kommission die von der Bundesnetzagentur erdachten alternativen Anschlusslösungen als nicht ausreichend an, um einen fairen Wettbewerb sicherzustellen.