Google lässt Spieler der App »Ingress« reale Orte über virtuelle Portale erobern. Allerdings waren einige dieser Portale an denkbar ungeeigneten Koordinaten positioniert.
Googles App »Ingress« ist eine erstaunliche einfache, aber auch eine erstaunlich beeindruckende Idee. Das von Niantic Labs entwickelte Augmented Reality-Spiel zeigt auf einer Weltkarte Orte an, zu denen sich die Spieler bewegen müssen. Trägt der Nutzer sein Smartphone zu den angegebenen GPS-Koordinaten, kann er ein sogenanntes Portal erobern, das wiederum auf der virtuellen Karte angezeigt wird. Soweit so imposant. Immerhin haben bisher rund zehn Millionen Geocaching-Begeisterte die App runtergeladen. Doch wie jetzt Die Zeit aufgedeckt hat, befinden diese Portale nicht immer an passenden Orten.
Wo diese Punkte sind, schlagen letztendlich die Spieler vor. Meist handelt es sich um bedeutsame Koordinaten – Plätze, Sehenswürdigkeiten oder interessante Bauten. Allerdings hat Google in den vergangenen Jahren einige der Portale in KZ-Gedenkstätten installiert, die ebenfalls vorgeschlagen wurden. »Diese speziellen Portale sind von signifikantem historischem Wert und wurden deshalb von Spielern eingereicht«, zitiert die Zeit einen Google-Sprecher. Dass Smartphone-wedelnde Spieler auf dem Gelände der ehemaligen Lager nicht gerade willkommen sind, ist nur allzu verständlich. »Man kann an solch symbolträchtigen Orten nicht spielen, das ist ein Skandal«, erklärt Jean-Michel Thomas, Präsident des Verbands der Überlebenden des KZ Dachau, gegenüber dem »Zeit Magazin«.
Mittlerweile hat Google reagiert und viele der umstrittenen Orte wieder aus dem Spiel entfernt. Allerdings noch längst nicht alle. Laut dem Bericht befinden sich immer noch der zur Dachauer Gedenkstätte gehörende Häftlingsfriedhof sowie unter anderem die Konzentrationslager Osthofen und Ausschwitz in Ingress. Gegenüber dem Spiegel entschuldigte sich der Gründer von Niantic Labs für den Vorfall und gab an, dass die in Deutschland und Europa liegenden Orte auf der App entfernt werden.
Besonders bei Überlebenden des Holocaust trifft die Einbindung der KZ-Gedenkstätten als Spielort auf Unverständnis. »Man kann an solch symbolträchtigen Orten nicht spielen, das ist ein Skandal«, sagte der Dachau-Überlebende Jean Thomas, Vater von Jean-Michel Thomas, gegenüber Die Zeit.