Grenzenlos kommunizieren

23. Mai 2008, 0:00 Uhr | funkschau sammeluser

Fixed Mobile Convergence ermöglicht eine Verknüpfung von Mobilfunk und Festnetz. Die eigentliche Integration wird dabei entweder von einem dedizierten Mobility-Server oder von einem zusätzlichen Modul in der IP-Telefonanlage bewerkstelligt.

Von Siegbert Glienke

Festnetz und Mobilfunk sind in den meisten Unternehmen immer noch weitestgehend getrennt. Wichtige Funktionen der unternehmensinternen Telefonanlage können nicht mit dem Mobiltelefon genutzt werden, wie zum Beispiel Verbinden, Konferenzen oder das Ändern von Rufumleitungen. Die Mitarbeiter besitzen zudem mehrere Telefonnummern (Festnetz, Mobilfunk, Home Office) und nutzen unterschiedliche Voice-Mail-Systeme. Auch Präsenzinformationen sind in der Regel mit dem Handy ebenso wenig verfügbar, wie der Zugriff auf das Corporate Directory und Anruflisten. Zu allem Überfluss nutzen mittlerweile viele mobile Mitarbeiter ihr Handy als bevorzugtes Endgerät selbst dann, wenn sie sich im Unternehmen befinden und kostengünstiger mit ihrem Festnetztelefon telefonieren könnten. All dies verringert die Erreichbarkeit, kostet Zeit und verhindert eine effiziente Kostenkontrolle. Mit Fixed Mobile Convergence (FMC) kann Abhilfe schaffen.

Möglichkeiten der Realisierung von FMC

Viele Lösungen am Markt nutzen das GSM-Mobilfunknetzwerk als technische Basis für die Kommunikation zwischen Mobilfunkgerät und dem Mobility-Server. In diesem Fall erfolgt eine Signalisierung der Steuerungsbefehle (etwa um einen Ruf auf Halten zu legen) durch das gleichzeitige Übertragen von entsprechenden DTMF-Sequenzen während eines Telefongesprächs. Dies hat den Vorteil, dass die FMC-Basisfunktionen mit nahezu jedem GSM-Handy funktionieren.

Wesentlich einfacher und bequemer für den Benutzer ist es jedoch, wenn die von den Herstellern speziell für FMC entwickelten Mobility-Clients auf dem Handy installiert werden. Diese gibt es meist für die mobilen Plattformen Symbian sowie für Windows Mobile und Blackberry.

Fast alle Business-Handys unterstützen mittlerweile neben GSM auch WLAN/ SIP. Gleichzeitig verfügen viele Unternehmen über eine WLAN-Infrastruktur. Da liegt es nahe, FMC auch über das SIP-Protokoll (Session Initiation Protocol) zu realisieren, da so keine Mobilfunkkosten entstehen. Zuvor muss jedoch geklärt werden, ob das bestehende WLAN für die Sprachübertragung tauglich ist.

Sowohl der GSM-basierende Ansatz als auch die Realisierung per WLAN/SIP haben Vor- und Nachteile. Für GSM spricht vor allem die sehr hohe Verfügbarkeit: Eine GSM-Netzabdeckung ist in Europa an nahezu jedem Ort vorhanden. Für WLAN/SIP spricht neben der Vermeidung von Mobilfunk-Gesprächsminuten die prinzipiell höhere Flexibilität, die vor allem dann zum Tragen kommt, wenn weitere Applikationen implementiert werden. Nachteilig sind jedoch die relativ hohen Infrastruktur-Voraussetzungen und die oftmals nur sehr eingeschränkte Verfügbarkeit.

Einige Hersteller kombinieren daher diese beiden technischen Ansätze: Wenn sich der mobile Benutzer innerhalb der Reichweite eines geeigneten WLAN-Netzes befindet, kann er per WLAN kommunizieren. Wenn keine Verbindung zum Mobility-Server per SIP aufgebaut werden kann, werden alle Rufe über das GSM-Netz geführt. Die Übergabe von GSM zu VoIP (Handover) und umgekehrt kann entweder manuell vom Nutzer situationsabhängig vorgenommen werden oder erfolgt automatisch durch das FMC-System. „Automatisch“ (,Seamless’ Handover) bedeutet in diesem Fall, dass der Gesprächspartner davon nichts bemerkt, das laufende Gespräch also nicht unterbrochen wird.

Ein weiterer interessanter Bestandteil des FMC-Konzepts bilden mobile E-Mail-Pushdienste. Auf diese Weise werden etwa Voice-Mails und Faxe des Unified-Communications- Systems ohne Zeitverzögerung auf das Mobilfunkgerät gesendet und anschließend weiterverarbeitet.

Sparpotenziale der Mobilfunk- Festnetz-Integration

Echte Kosten-Einsparpotenziale für FMC ergeben sich insbesondere durch eine optimale Ausnutzung von Rahmenverträgen mit den Netzbetreibern, den Einsatz von Least Cost Routing sowie in Kombination mit GSM-Gateways. GSM-Gateways machen sich die Tatsache zu Nutze, dass Verbindungen von Mobilfunk zu Mobilfunk (vor allem, wenn sie über denselben Netzbetreiber laufen) fast immer günstiger sind als netzübergreifende Verbindungen zwischen Fest- und Mobilfunknetzen.

Mit den neuartigen Femtozellen zeichnet sich bereits ein weiterer Baustein für Fixed Mobile Convergence am Horizont ab. Femtozellen sind günstige, private UMTS-Funkzellen (Universal Mobile Telecommunications Systems), die im Unternehmen oder auch im Home Office das Netz des jeweiligen Mobilfunkanbieters ersetzen. Sie nutzen den im Unternehmen vorhandenen Internetzugang zum Anschluss an das vorhandene Mobilfunknetz.

Autor

Siegbert Glienke arbeitet als Product Marketing Manager bei Swyx Solutions.


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