CRN-Interview mit Oliver Dawid von Comnet

»In manchen Gebieten beschränkt sich UCC auf ein Minimum«

1. September 2015, 13:53 Uhr | Stefan Adelmann
Oliver Dawid, Teamleiter und Consultant bei Comnet
© Comnet

Immer mehr Kunden sind UCC-Funktionen aus dem privaten Umfeld gewöhnt und wollen diese auch auf der Arbeit. Allerdings gilt es zahlreiche technische Hürden zu überwinden.

CRN-Interview mit Oliver Dawid, Teamleiter und Consultant bei Comnet

CRN: Welche Ihrer Kunden haben das größte Interesse an UC(C)-Lösungen? Kommt die Nachfrage mehr aus dem Enterprise-Bereich oder dem Mittelstand?

Oliver Dawid: Das ist ganz unterschiedlich. Der Kunde aus dem Mittelstand hat eine andere Sicht auf das Thema Kommunikation. Da erscheint UCC als eine Arbeitserleichterung, mit der man vermutlich besser zusammenarbeiten kann. Der Enterprise Kunde ist da weiter. Er hat ein bestimmtes Anforderungsprofil bezüglich UCC im Kopf und wir müssen dazu die passende Lösung finden.

CRN: Welche Teilaspekte von UCC sind im Markt am häufigsten nachgefragt?

Dawid: Präsenz ist eine Grundfunktion, auf die keiner mehr verzichten möchte, wenn man die ersten Erfahrungen damit gesammelt hat. Hat ein Kunde bereits UCC im Einsatz, so treten Collaboration Funktionen in den Vordergrund. Video spielt zwar als Anforderung bei der Ausschreibung eine Rolle, wird zumeist aber nicht so als wichtig erachtet.

CRN: Kann denn jedes deutsche Unternehmen UCC in Hinblick auf die vorhandene Netzkapazität in vollem Umfang nutzen? Geht der Ausbau hier spürbar voran?

Dawid: Nein, nicht jedes Unternehmen kann UCC im vollen Umfang verwenden. Gerade in Gebieten mit schlechter Anbindung beschränkt sich UCC auf ein Minimum. Teilweise lassen sich dort nicht einmal zentrale Dienste wie ein Unternehmenstelefonbuch flüssig nutzen. Wir sehen aber beim Kunden die Bereitschaft, die Bandbreiten entsprechend anzupassen. Auch bei der mobilen Nutzung ist man auf gute Abdeckung angewiesen.

CRN: Erwarten Sie, dass der UCC-Markt mit der All-IP-Umstellung und den Netzausbau-Bestrebungen der Regierung noch an Fahrt gewinnt?

Dawid: Durch All-IP bekommt der Kunde in Zukunft die Möglichkeit, Dienste über den normalen Sprachdienst hinaus zu verwenden. Da im privaten Bereich Skype und WhatsApp bereits ein fester Bestandteil in der Kommunikation darstellt, wird dies zumindest bei einer bestimmten Benutzergruppe bereits heute in das Unternehmen getragen. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die erweiterten Funktionen wie Instant Messaging und Federation flächendeckend Einzug in die B2B Kommunikation halten wird und neben der Telefonie als gleichberechtigtes Kommunikationsmittel genutzt wird.

CRN: Was sind die größten Hürden, auf die Sie bei der Umsetzung von UCC-Projekten stoßen?

Dawid: Die häufigsten Probleme sind technischer Natur und treten in Zusammenhang mit Firewalls auf. Diese werden häufig nicht vom Kunden selbst sondern durch Dienstleister mit unterschiedlichem Wissensstand gepflegt. SIP und seine Tücken sind nicht jedem geläufig und oft kann man auch erst aus Erfahrungen mit den einzelnen Herstellern empirisch ermitteln, welche impliziten Regeln verhindern, dass z.B. eine Kommunikation mit einem anderen Teilnehmer unterbinden, Ton und Bild nur teilweise übertragen oder Verbindungen nach kurzer Zeit einfach beendet werden.

CRN: Sehen Sie wachsenden Wettbewerb auf dem Markt für UCC-Lösungen oder gibt es hier noch viel Potenzial?

Dawid: UCC ist häufig ein Bestandteil der Telefonielösung und wird zusammen mit einem neuen System installiert. Eine Ablösung einer UCC Lösung unter Beibehaltung der alten Telefonielösung ist uns noch nicht vorgekommen. Auf dem Markt der Telefonie herrscht an dieser Stelle Verdrängungswettbewerb. Wir sehen also nicht zwingend den Wettbewerb zwischen den UCC-Lösungen sondern nach wie vor den Wettbewerb unter den Herstellen für Telefonielösungen.

CRN: Inwiefern sind Sicherheit und Datenschutz ein Stolperstein bei UCC-Projekten?

Dawid: Sicherheit in Form von technischen Hürden (Firewall) führt häufig zu Problemen bei der Installation. Dabei ist es sowohl die Firmenfirewall, die die Netze voneinander trennt als auch die Personal Firewall auf dem Endgerät selbst, die bei der Installation Steine in den Weg legen.


CRN: Liefern Distributoren sowie Hersteller umfassende Unterstützung bei entsprechenden Projekten?

Dawid: Das ist abhängig von den einzelnen Herstellern und Distributionen. Es gibt am Markt sogenannte Value-Add-Distributionen, über die ein weitgehender Service für die UCC-Lösung geliefert wird. Auch Hersteller unterstützen diesen Weg. Neben dieser Unterstützung ist es aber wichtig, in angrenzenden Fachgebieten wie Routing, Switching, WLAN, Firewall und WAN Technologie ein entsprechendes Fachwissen zu besitzen, um UCC-Lösungen erfolgreich umzusetzen. Dies kann durch Hersteller und Distribution nur bedingt geleistet werden.


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