Das Unternehmen Tektronix Communications ist eine Ausgründung aus dem Traditionsunternehmen Tektronix. Mit der Positionierung als eigenständiges Unternehmen soll eine verbesserte Konzentration auf das Kerngeschäft, die Telekommunikation, erreicht werden.
Die funkschau führte dazu ein Interview mit Rich McBee, President bei Tektronix Communications.
funkschau: Welche Geschäftsstrategie verfolgt Tektronix Communications?
Rich McBee: Unsere Lösungen werden von den weltweit größten Betreibern und Ausrüstern zur Planung, zum Ausbau und zum Management von TK-Netzen eingesetzt. Dabei werden alle aktuellen Netzinfrastrukturen wie Festnetz, Mobilfunknetz, IP sowie Multi- Service-Netze abgedeckt. Das Unternehmen erzielt derzeit einen Jahresumsatz von 290 Million US-Dollar und beschäftigt etwa 900 Mitarbeiter. Niederlassungen und Entwicklungszentren bestehen in China, Italien, Deutschland, Irland sowie den USA.
funkschau: Wie sieht das Geschäftsmodell aus und ist das Unternehmen profitabel?
McBee: Alle Produktlinien sind profitabel. Unser Geschäftsmodell ist kundenzentriert. Das heißt wir fokussieren uns darauf in den Regionen einen Kunden nach dem anderen in einem bestimmten Technologiebereich zu gewinnen und diese Position danach auf weitere Anwendungen, Technologien und Dienstleistungen auszuweiten.
funkschau: Wie wichtig ist der deutsche Markt für Tektronix Communications?
McBee: Deutschland ist für uns einer der Schlüsselmärkte in der mobilen Telekommunikation. Die drei führenden TK-Ausrüster - Ericsson, NSN und Alcatel-Lucent - betreiben hier große Niederlassungen und entwickeln die nächste Generation ihrer Infrastruktur- Elemente. Auf der Netzbetreiberseite unterhalten T-Mobile und Vodafone wichtige Kernfunktionen für ihre europäischen und weltweiten Aktivitäten. Deshalb sind unsere Geschäftsaktivitäten in Deutschland für beide Kundensegmente sehr wichtig und gehen über die eines gewöhnlichen regionalen Marktes hinaus.
funkschau: Warum hat Tektronix Communications Arantech übernommen?
McBee: Der heutige Markt in der Telekommunikation ist sehr wettbewerbsintensiv. Die Kunden haben mehr Auswahl, da dieselben Dienstleistungen von immer mehr Unternehmen angeboten werden. Die Kosten einen Kunden zu verlieren sind aus diesem Grund hoch, weshalb ein steigender Bedarf an Produkten besteht, die es den Betreibern ermöglichen die individuelle Servicequaliät, die ein Kunde wahrnimmt, zu messen. Arantech ist ein führender Hersteller von Produkten mit denen in Mobilfunknetzen die Kunden-Erlebnisqualität gemessen werden kann (CEM, Customer Experience Management). Für den Betreiber bedeutet das, dass die Lücke zwischen dem was ein herkömmliches Netzmanagementsystem diagnostiziert und der aktuellen Qualitätserfahrung des Kunden geschlossen werden kann. Dies ermöglicht eine effizientere Lösung von Problemen, die den Kunden unmittelbar betreffen. Die CEM-Lösungen von Arantech sind herstellerunabhängig und arbeiten mit Datenerfassungs- und Management-Systemen unterschiedlicher Hersteller (wie auch denen unseren) zusammen. Mit Arantech ist es dem Carrier also möglich überall dort wo der Kunde Dienstleistungen in Anspruch nimmt, die individuelle Erlebnisqualität zu ermitteln. Durch das Management und die Optimierung der Netzinfrastruktur aus Kundensicht sind die Carrier damit imstande beim Kunden Vertrauen und Markentreue zu etablieren, um damit ihre Marktposition auszubauen. Durch die Arantech-Aquisition wird Tektronix Communications zum führenden Anbieter von CEM-Produkten und komplettiert damit sein Portfolio an intelligenten Netzwerklösungen. Wir können nun mehr Daten von mehr Netzelementen erfassen und ermöglichen unseren Kunden eine komplette Suite intelligenter Netzmanagement-Systeme von einem einzigen Hersteller zu beziehen.
funkschau: Können Sie uns ein Beispiel von den Vorteilen nennen?
McBee: Ein Beispiel ist das Roaming. Ein typisches Problem kann sein, dass ein Kunde sich in einem anderen Land befindet und nicht in der Lage ist einen Anruf zu tätigen. Aus Sicht des Netzmanagementsystems ist das Netz in Ordnung, und alle wichtigen Netzperformance-Indikatoren sind in Ordnung. Mit einem Ende-zu-Ende-Überwachungssystem der Kunden-Erlebnisqualität können solche Probleme dagegen unmittelbar erkannt werden, da die Diagnostik sich nicht nur auf das Netzwerk beschränkt, sondern auch die Kundenseite umfasst.
funkschau: Gibt es Synergien zwischen den beiden Unternehmen?
McBee: Die Unternehmenskulturen zwischen Arantech und Tektronix Communications sind sehr ähnlich. Beide Unternehmen fokussieren sich auf Innovationen und haben viele gemeinsame Kunden.
funkschau: Was ist zurzeit das spannendste Technologie-Thema für Sie?
McBee: Das Vorantreiben der Evolution von 3G hin zu LTE. Diese Migration stellt die nächste große Technologiewende in der mobilen Datenkommunikation dar. Die Einführung von LTE wird aus Sicht der Netzdiagnostik äußerst komplex. Das Kernnetz wird in LTE langfristig einfacher, die Komplexität am Netzrand dagegen höher. Dies erfordert neue Ansätze in der Netz-Diagnostik und neue Typen von Überwachungslösungen, die in der Lage sind den Betreibern die notwendigen Service- und Erlebnis-Qualitätsdaten zur Verfügung zu stellen.