Rechen- und Datenleistungen aus einer Provider-Wolke zu beziehen, wird von vielen Anbietern heiß umworben. Von erheblichen Kosteneinsparungen und einem flexiblen Leistungsbezug ist die Rede. Doch Cloud-Computing aus dem Internet heraus steht am Anfang seiner Entwicklung. Entsprechend kritisch sollten die Anwender diesen Einstieg prüfen.
Von Uwe Scariot, Geschäftsbereichsleiter bei Materna
Cloud-Computing bewegt sich passgenau zum Trend in den Unternehmen, deren Server- und Speicherkapazitäten zu virtualisieren. Erst diese Strategie macht es beiden, den Unternehmen wie den Service-Providern, möglich, diese Ressourcen deutlich effizienter auszuschöpfen und je nach Bedarf und Geschäftsentwicklung den Business-Prozessen zuzuweisen. Allerdings propagieren die Anbieter, IT-Services über eine öffentliche Cloud kostengünstiger umsetzen zu können, weil sie solche Leistungen rationeller für viele Kunden vorhalten. Außerdem soll der flexible Bezug externer Services aus der Provider-Wolke heraus den Unternehmen ersparen, ihrerseits mit hohen Investitionen und Aufwendungen in die IT-Virtualisierung in Vorlage treten zu müssen.
Cloud-Computing hat, Stand: heute, aber auch viele Nachteile. Die Unternehmen können von den Anbietern lediglich so genannte standardisierte, also pauschalierte IT-Services auf Abruf erwarten. Sie passen nicht immer ins Konzept spezifischer, für die Unternehmen wichtiger Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse. Zudem birgt die große Freiheit, Server- und Datenkapazitäten irgendwo innerhalb der Wolke, gegebenenfalls bei mehreren Anbietern, anzusiedeln, für die Anwender potenzielle Einschränkungen und Risiken. Sie können sich negativ hinsichtlich der IT-Sicherheit, des Datenschutzes sowie der Verfügbarkeit und Performance von Rechen- und Datenleistungen auswirken. So wollen die Entscheider in den Unternehmen in der Regel wissen, wo genau innerhalb der Provider-Wolke die IT-Ressourcen positioniert sind. Nur unter dieser Voraussetzung können sie prüfen, ob der Anbieter respektive die Anbieter alle erforderlichen physischen und logischen Voraussetzungen für den Schutz dieser IT-Ressourcen getroffen haben. Weil der Bezug externer Cloud-Services auch künftig eine Ergänzung zum Eigenbetrieb darstellen wird, muss außerdem die Integrationsfähigkeit dieser Services in die Unternehmens-IT gegeben sein. Auch dafür müssen die Entscheider die lokalen technischen Fakten und Gegebenheiten innerhalb der Wolke genau kennen, um über geeignete Schnittstellen, Protokolle und Formate Basisinfrastrukturen, Betriebssystem-Plattformen und Applikationen zu Gesamtlösungen zusammenfügen zu können. Zumal genormte Bausteine und Schnittstellen, um diese Integration zu fördern, Mangelware sind. Zu geringe Netzverbindungsbandbreiten und der Mangel an QoS (Quality-of-Services) im öffentlichen Internet sind weitere Hindernisse, die sich zu integrierenden externen Cloud-Services entgegenstellen.