Sprachprobleme beim Notruf

Patienten durch Handy-Ortung gerettet

8. November 2010, 0:00 Uhr | Folker Lück
Nur wenn ein Notfall vorliegt, darf die Feuerwehr versuchen, Betroffene über ihr Handy zu orten. (Foto: Thomas Blenkers/pixelio.de)

Ein Anrufer wählte morgens um 5.23 Uhr die 112 und erreichte die Leitstelle der Düsseldorfer Feuerwehr. Das Problem: Der Chinese sprach kaum ein Wort deutsch und auch kein Englisch. Wo er wohnt, konnte er nicht verständlich mitteilen.

Was machen die Mitarbeiter der Feuerwehr, wenn sie ein Notruf erreicht, aber eine Verständigung nicht möglich ist? »Es war klar, dass es dem Mann nicht gut geht und er Hilfe brauchte«, erläutert Feuerwehrsprecher Hans Jochen Hermes. Doch dem Mitarbeiter am Telefon der Leitstelle war es nicht möglich, dem Anrufer verständlich zu entlocken, wo er sich befindet. Das wäre eigentlich kein Problem: »Geht ein Notruf vom Festnetz ein, wird die Adresse automatisch mit angezeigt«, erklärt Hermes. Doch der Chinese hatte den Rettungsdienst mit seinem Mobiltelefon angerufen.

Um ihm dennoch helfen zu können, aktivierte die Rettungsleitstelle gleich fünf Mitarbeiter, die versuchten, die Adresse des Mannes irgendwie doch herauszufinden. So telefonierte ein Mitarbeiter mit der Polizei, um mit den verstandenen Wortfragmenten den Namen und die Anschrift des 39-Jährigen zu ermitteln. Andere Mitarbeiter hörten den aufgenommenen Notruf immer wieder ab, um Stück für Stück die mögliche Adresse herauszufiltern. Einem anderen Mitarbeiter gelang es schließlich, das Handy des Mannes zu orten.

Doch trotz Handyortung ist es in einer Großstadt fast unmöglich, einen Patienten schnell zu finden. Mit gängigen Handymodellen lässt sich der Radius nur auf 200 bis 600 Meter eingrenzen und fast alle Häuser haben mehr als eine Etage. »Das ist viel zu ungenau«, sagt Hermes. Nur wenn ein solcher Notfall vorliegt, darf die Feuerwehr versuchen, Betroffene über ihr Handy zu orten. Die Ortung alleine hätte die Einsatzkräfte in diesem Fall jedoch nicht zum Patienten geführt, denn mit konventionellen Handymodellen lässt sich der Radius nur auf 200 bis 600 Meter eingrenzen. Lediglich bei GPS-Handys ist eine genauere Ortung möglich. Die Handy-Ortung wird bei der Feuerwehr Düsseldorf über die Björn-Steiger-Stiftung durchgeführt.

Nach etwa zehn Minuten haben die Leitstellenmitarbeiter dennoch alle Puzzleteile zusammengesetzt. Sie sind sich sicher, dass sie die Adresse des Kranken herausgefunden haben. Ein Rettungswagen startete zu dessen Wohnung im Stadtteil Flingern-Süd. Dort treffen die Rettungsassistenten auf einen 39-jährigen Chinesen, der über Schwindel und Übelkeit klagt und zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht wird. Zum Glück kein lebensbedrohlicher Notfall, wie sich heraus stellte.


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