Miese Bilanz für Großbritannien

Porno-Filter sperren ein Fünftel der Websites

4. Juli 2014, 11:59 Uhr | Stefan Adelmann
Nicht nur nackte Haut fällt den britischen Filtern zum Opfer (Foto: Heron Blankstock Fotolia)

Die Internet-Filter in Großbritannien halten längst nicht nur vom Pornoseiten-Besuch ab. Eine Statistik zeigt, dass bis zu 20 Prozent des Webs gesperrt sind.

Die Bürgerrechtsorganisation Open Rights Group (ORG) legt ein schlechtes Fazit nach einem Jahr Pornofilter in Großbritannien vor. Eigentlich soll die technische Sperre die Briten davon abhalten, die Schmuddelseiten des Internets zu besuchen. Bei der Arbeit ist der Filter aber deutlich produktiver, als er eigentlich sein sollte. Laut der ORG sind rund 20 Prozent der Online-Präsenzen für die Nutzer nicht abrufbar. Die Bürgerrechtler haben nach eigenen Angaben die 100.000 beliebtesten Seiten getestet und lediglich vier Prozent sollen pornografische Inhalte haben. Die restlichen 16 Prozent schießen also über das Ziel hinaus.

Unter den nicht-pornografischen Angeboten sollen sich zu einem großen Teil Filesharing-Seiten befinden, aber unter anderem auch Soziale Netzwerke wie Reddit. Größtes Argument für den Filter ist laut den britischen Behörden der Jugendschutz, allerdings sehe man laut verschiedenen Quellen, dass es hier um viel mehr geht. »Die Leute müssen wissen, was die Filter wirklich sind und was sie blocken«, sagt Open Right Group-Chef Jim Killock gegenüber der Seite Torrentfreak. »Sie müssen wissen, dass sie unangebracht sind und die Geschäfte sowie die Kommunikation der Leute stören.«

Die 20 Prozent beziehen sich jedoch auf die Summe der von allen britischen Netzanbietern gesperrten Seiten. In den Einzelfällen bewegt sich die Zahl eher im einstelligen Prozentbereich. Filterprimus ist der Provider TalkTalk mit 13,09 Prozent Sperrungen unter den 100.000 Seiten.

Premier Cameron versprach mit dem Filter eine »Säuberung des Internets«. Seit Anfang des Jahres müssen die Netzanbieter die Sperrungen umsetzen, allerdings können erwachsene Nutzer die Aufhebung dieser beantragen. Die ORG will mit der Veröffentlichung der Zahlen darauf hinweisen, dass die Filter fehlerhaft und laut Killock »ziemlicher Müll« sind.

Auch in Deutschland gab es von einigen Seiten Forderungen nach einem Filter, bisher gibt es aber keine Pläne der Politik, dieses umzusetzen.


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