US-Carrier AT&T übernimmt Time Warner

Der Telekommunikationsriese AT&T übernimmt den Medienkonzern Time Warner für eine dreistellige Milliardensumme. Was bedeutet der Mega-Deal für den europäischen Telekommunikationsmarkt?

Jetzt ist es offiziell bestätigt: Der US-amerikanische Netzbetreiber AT&T übernimmt den Medienkonzern Time Warner für voraussichtlich 85,4 Milliarden US-Dollar. Hinzu kommen noch Schulden von Time Warner, so dass AT & T unter dem Strich voraussichtlich 108,7 Milliarden Dollar bezahlen muss. Die Verwaltungsräte der beiden Konzerne haben bereits zugestimmt, die Wettbewerbsbehörden jedoch noch nicht. Erfolgt die Zustimmung, wäre es die bislang größte Firmenübernahme des Jahres 2016.

Die Transaktion soll noch Jahresende abgewickelt werden. Time-Warner-Aktionäre würden dann die Hälfte des Kaufpreises in bar und die andere Hälfte in AT&T-Aktien ausgezahlt bekommen. Zusammengenommen werden die Inhaber von Time Warner-Aktien dann etwa 15 Prozent von AT&T besitzen. Für die Barzahlung wird der Carrier neue Schulden machen müssen.

Auch auf den europäischen Telekommunikationsmarkt dürfte die Großübernahme mittelfristig Auswirkungen haben: AT&T ist zwar vorrangig im Mobilfunk-, Festnetz- und Kabel-Geschäft in den USA und Lateinamerika tätig. Das Unternehmen ist der zweitgrößte Mobilfunk-Anbieter in den Vereinigten Staaten und nach eigenen Angaben der größte Pay-TV-Betreiber der Welt. Allerdings ist die Übernahme nicht zuletzt als eine Reaktion auf den Erfolg von Konzernen wie Amazon und Netflix zu verstehen, die mit ihren Film- und Serienangeboten auch in Europa erfolgreich unterwegs sind. Hier wird AT&T mit dem riesigen Fundus von Time Warner ein Konkurrenzangebot schmieden, das sicherlich nicht nur in den USA vermarktet wird.

Durch die Time Warner-Übernahme gelangt der AT&T-Konzern an einen riesigen Medienfundus: Zur Firmengruppe gehören der Nachrichtensender CNN, die Pay-TV-Gruppe HBO und das Hollywood-Studio Warner Bros.. Warner Bros. Entertainment produziert nicht nur Filme, sondern auch Computerspiele. Europäische Telekommunikationskonzern wie Vodafone und Deutsche Telekom vermarkten bereits erfolgreich Unterhaltungsangebote, sind selbst allerdings keine Eigner von Medienkonzernen in der Größenordnung von Time Warner.