funkschau: Wo liegt das Potenzial für neue Geschäftsmodelle?
Horn: Für alle oben genannten Anwendungsfälle können vom Telekommunikationsdienstleister maßgeschneiderte Lösungen angeboten werden. Er kann unter 5G mehrere virtuelle Netze mit unterschiedlichen, garantierten Eigenschaften anbieten, die sich gegenseitig ergänzen – etwa so, wie wir es in der IT mit der Virtualisierung von Hardware schon kennen, hier Network Slicing genannt und unterstützt durch „Network Function Virtualization“ (NFV)-Lösungen. Damit kann der TK-Anbieter Unternehmen oft auch finanziell interessante Angebote unterbreiten, wie es bisher nicht möglich war. Durch die Kombination neuer Leistungsdaten mit neuen Preisgestaltungsmöglichkeiten werden auch neue Geschäftsmodelle ermöglicht.
funkschau: Viele Organisationen planen bereits seit Langem IoT-Pilotprojekte. Welche Vorteile liefert IoT-Technologie speziell im Smart-City-Umfeld beziehungsweise öffentlichen Raum?
Horn: Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten: Die bekanntesten sind das Parkraummanagement, die Verkehrssteuerung, der individualisierte beziehungsweise bedarfsorientierte ÖPNV, die intelligente Straßenbeleuchtung, die Überwachung der Luftqualität oder bedarfsorientierte Ver- und Entsorgungsleistungen. Für Pilotvorhaben bieten gerade Smart-City-Projekte eine hohe Öffentlichkeitswirksamkeit. Sie sind allerdings auch mit spezifischen Herausforderungen verbunden, etwa hinsichtlich der Ausführung der notwendigen Hardware im öffentlichen Raum – Stichwort Vandalismus.
funkschau: Welche Bedeutung nimmt Edge Computing, das in den letzten Jahren zugenommen hat, im Kontext IoT ein?
Horn: Edge ist ein Baustein beim Entwurf der IoT-Lösung. Es ist eine Ebene, auf der ich verteilte Lösungen ansiedeln kann und oft auch muss. Wir arbeiten an vielen Open-Source-Projekten, die diese Ebene besonders im Auge haben. Edge hat ganz eigene Anforderungen. Es ist, plakativ gesagt, nicht mehr Gerät, aber auch nicht Data Center. Management und Automatisierung, aber auch Entwicklung und Lösungs-Rollout sind besondere Herausforderungen.
funkschau: Trotz Edge Computing gilt Connectivity nach wie vor als Flaschenhals für IoT-Anwendungen. Wird sich das in absehbarer Zukunft ändern? Wie können Anwender diesem Problem Herr werden?
Horn: Prinzipiell ist es nichts Neues, dass in der IT die Bandbreiten immer zu gering sind. Man muss detailliert analysieren, was man benötigt und was möglich ist. Eigentlich muss die ganz normale Planungsarbeit im Rahmen der Architekturphase geleistet werden. Gerade die Connectivity kann dann Entscheidungen zur Aufgabenteilung zwischen Edge und Data Center leicht machen beziehungsweise erzwingen.
funkschau: Abschließend Ihre Prognose: Wird IoT in 20 Jahren noch ein Thema sein?
Horn: Selbstverständlich. IoT wird dann vermutlich überall so präsent und integriert sein, dass es einfach unter die normalen Anforderungen in IT-Projekten fällt. Damit ist auch wahrscheinlich die Unterscheidung in IoT- und andere Projekte überholt. Der Begriff wird vielleicht sogar – wie so vieles – im Geschichtsbuch der IT-Begriffe verschwinden. Wer erinnert sich zum Beispiel heute noch an die E-Business-Projekte?