Amazon-Chef Bezos

Von Raumfahrt-Visionen und Mitarbeiter-Protesten

25. April 2018, 15:58 Uhr | Autor: Andrej Sokolow, dpa / Redaktion: Sabine Narloch
© Fotolia/BadBoyC

Amazon-Chef Jeff Bezos wurde mit dem Axel Springer Award in Berlin geehrt – und von dem Streit mit der Gewerkschaft Verdi eingeholt. Doch der reichste Mann der Welt präsentierte sich auch als Visionär.

Amazon-Gründer Jeff Bezos glaubt, dass sein wichtigstes Vermächtnis die Milliarden-Investitionen zur Erforschung des Weltraums sein werden. Die von ihm finanzierte Raumfahrt-Firma Blue Origin sei “das Wichtigste, was ich mache”, sagte Bezos mit Blick auf eine Zeitspanne von “ein paar hundert Jahren” am Dienstag bei der Verleihung des Axel Springer Awards in Berlin. Er denke, dass die Erschließung des Sonnensystems unter anderem nötig sei, um künftige Energiekrisen zu verhindern. Außerdem werde die Menschheit irgendwann die Schwerindustrie von der Erde wegverlagern.

Der 54-jährige Bezos ist Gründer und Chef des weltgrößten Online-Händlers Amazon sowie Eigentümer der “Washington Post”. Seine Amazon-Beteiligung macht ihn – zumindest auf dem Papier – zum reichsten Mann der Welt mit einem Vermögen von aktuell mehr als 120 Milliarden Dollar. Springer verlieh ihm die Auszeichnung als Würdigung für visionäres Unternehmertum in der Internetwirtschaft sowie die konsequente Digitalisierungsstrategie der 140 Jahre alten US-Traditionszeitung.

Bezos wurde in Deutschland allerdings von dem Streit mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi eingeholt. Verdi fordert für die Beschäftigten in Amazons Logistikzentren schon seit Jahren einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels und organisierte vor dem Springer-Gebäude eine Protestkundgebung mit mehreren hundert Teilnehmern.

Die Gewerkschaft kritisiert, Beschäftigte könnten von den Gehältern nicht leben, während Bezos der reichste Mann der Welt sei. Außerdem sei der Arbeitsdruck zu hoch. Amazon kontert, man zahle am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich sei – “an allen Standorten in Deutschland mindestens 10,52 Euro brutto pro Stunde”.

Auch SPD-Chefin Andrea Nahles kritisierte die Verleihung des Preises an Bezos. Dessen “innovatives Unternehmertum” zeige sich vor allem darin, dass er mit anderen Internetplattformen “Weltmeister im Steuervermeiden” sei. Die Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland seien schlecht, ein Tarifvertrag werde verweigert. “Und das ist glaube ich nicht hinnehmbar und verdient auch keinen Preis.” Verdi-Chef Frank Bsirske kritisierte, die Vergabe der Auszeichnung an Bezos habe “einen Hauch von Provokation”. Amazon komme seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht nach. “Wir wollen keine Amerikanisierung der Arbeitsbeziehungen.”

Bezos wies die Vorwürfe bei der Preisverleihung zurück. “Ich bin sehr stolz auf unsere Arbeitsbedingungen. Ich bin sehr stolz auf die Gehälter, die wir zahlen.” Amazon habe in Deutschland insgesamt 16 000 Mitarbeiter. Ohne Verdi direkt zu nennen, sprach er von Kritikern, die eigene Interessen verfolgten. “Wir haben Betriebsräte und wir haben eine sehr gute Kommunikation mit unseren Mitarbeitern und wir glauben nicht, dass wir eine Gewerkschaft als Mittelsmann zwischen uns und unseren Beschäftigten brauchen.” Am Ende liege die Entscheidung aber bei den Mitarbeitern.


  1. Von Raumfahrt-Visionen und Mitarbeiter-Protesten
  2. Weltraumreisen seien angemessene Verwendung von Bezos' Amazon-Milliarden

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