3GSM World Congress in Cannes: Megapixel-Schlacht

24. Februar 2005, 0:00 Uhr |

3GSM World Congress in Cannes: Megapixel-Schlacht. Neue UMTS-Handys, darunter das erste mit Drei-Megapixel-Kamera, Nokias Schwenk auf die Wünsche der Netzbetreiber, aber auch die wachsende Bedeutung von Linux als Betriebssystem für Mobiltelefone waren die Trends der diesjährigen 3GSM World in Cannes.

3GSM World Congress in Cannes: Megapixel-Schlacht

Die wichtigste Plattform für Neuheiten rund um den Mobilfunk ist nicht die Cebit, sondern die 3GSM World, die in diesem Jahr zum letzten Mal in Cannes stattfand. Bevor der Messetross im nächsten Jahr nach Barcelona weiterzieht, brannte die Branche an der Côte d?Azur aber noch mal ein Produkt-Feuerwerk ab. Wie jedes Jahr sparten sich nur wenige Handyhersteller ein paar Neuheiten für die kommende Cebit auf. Vor allem Siemens hielt sich noch dezent zurück. Die Mobilfunksparte der Münchner, die sich Gerüchten zufolge bereits in Übernahmeverhandlungen mit einem chinesischen Interessenten befindet, stellte in Cannes kein einziges neues Handy vor. Dafür überboten sich die anderen Markenhersteller mit zahlreichen Neugeräten und jeder hatte mindestens ein UMTS-Gerät im Portfolio.

Selbst Marktführer Nokia, im vergangenen Jahr nur mit dem neuen »Communicator 9500« präsent, zeigte drei neue Geräte, darunter ein UMTS-Handy. »Nokia 6680« mit 1,3-Megapixel-Kamera und einer zweiten VGA-Kamera kann auch für Videotelefonate genutzt werden. Außerdem verfügt das Symbian-Series-60-Smartphone über eine Push-to-Talk-Funktion, Bluetooth und einen Mediaplayer, der Dateien im MP3- und AAC-Format abspielen kann. Als Wechselspeicher ist eine 64-MByte-Multimedia-Card enthalten. Nokia will das UMTS-Handy schon im April für rund 500 Euro ohne Vertrag in den Handel bringen. Mit dem »6681« hat der finnische Hersteller außerdem eine nicht UMTS-fähige Version mit EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) angekündigt, das allerdings in Deutschland von keinem Netzbetreiber unterstützt wird. Weit interessanter fanden Insider die dritte Neuheit, die zugleich eine strategische Neuorientierung der Finnen einleitete. Denn das Klapphandy »6101« mit VGA-Kamera, zwei Farbdisplays, Walkie-Talkie-Funktion und UKW-Radio, ist das erste Nokia-Gerät, das Netzbetreiber nach ihren Wünschen customizen und branden können. Nokia versprach zudem »alle bestehenden Möglichkeiten der Softwareanpassung«, inklusive einem direkten Zugang zu den Diensten der Mobilfunkbetreiber. Bisher hatte sich der Marktführer stets geweigert, seine Geräte optisch und in der Menüführung nach den Wünschen der Netzbetreiber maßzuschneidern. Auch aus diesem Grund hatte Nokia im vergangenen Jahr Marktanteile an die Konkurrenz verloren.

Gleich drei neue UMTS-Handys hatte Motorola in petto, darunter das erste Handy mit 3-Megapixel-Kamera für Europa. Motorola »E1120« bietet außerdem Videofunktion, einschließlich Streaming, 3-D-Audio und duale polyphone Lautsprecher. Motorola »A1010«, der Nachfolger des A1000, wartet mit einer 2-Megapixel-Kamera, PDA-Funktionen, VPN, Push-E-Mail und Instant Messaging auf. Das Business-Gerät verfügt über einen 48-MByte-Speicher, der durch Transflash auf bis zu 512 MByte erweitert werden kann. Das Multimedia-Handy »E1060« mit 1,3-Megapixel-Kamera ist vor allem auf Videoaufnahmen, Videotelefonie und Musikwiedergabe zugeschnitten.

Der weltweit drittgrößte Handyhersteller Samsung zeigte in Cannes gleich neun neue Handys, davon drei UMTS-Smartphones. Alle drei Tri-Band-Modelle sind mit Bluetooth, Infrarot, E-Mail-Client und Ein-Megapixel-Kamera mit Fotolicht ausgestattet. Samsung »SGH-Z130« verfügt über ein drehbares Display für Ansichten im Querformat, das bis zu 262.144 Farben darstellen kann, und einen internen 48-MByte- Speicher. Bei den beiden Klappgeräten »SGH-Z300« und »SGH-Z500« kann der interne 50-MByte- Speicher außerdem per Trans-Flash-Speicherkarten erweitert werden. Beide Modelle lassen sich dank einer zusätzlichen VGA-Digitalkamera auch für Videotelefonate verwenden. Samsung »SGH-Z130« soll noch im Frühjahr auf den Markt kommen, »SGH-Z300« und »SGH-Z500« sind für das zweite Quartal vorgesehen.

Weitere UMTS-Geräte gab es von dem japanisch-schwedischen Gemeinschaftsunternehmen Sony Ericsson. Die beiden Tri-Band-Handys »Z800i« und »K600i« sind mit Bluetooth, Infrarot, E-Mail-Client, Audio-Player und einer 1,3-Megapixel-Digitalkamera ausgerüstet. Das Klapphandy »Z800i« kommt mit Doppeldisplay und drehbarer Kamera mit 4fach-Zoom und Fotoleuchte, die auch in dunkler Umgebung Fotos oder Videokonferenzen ermöglichen soll. Der interne Speicher von 32 MByte lässt sich per Memory-Stick-Pro-Duo erweitern. Eine Speicherkarte mit 64 MByte liegt bereits bei. Sony Ericsson »K600i« hat dagegen nur einen internen Speicher von 37 MByte zur Verfügung. Zu den weiteren Leistungsdaten zählt ein UKW-Radio. Sony Ericsson will das »Z800i« im zweiten Quartal 2005 auf den Markt bringen, während das »K600i« für das dritte Quartal 2005 angekündigt ist.

Auch unterhalb von UMTS gab es in Cannes reichlich Neuheiten zu sehen. So wird beispielsweise der japanische Hersteller Matsushita 2005 neun neue Handys seiner Marke Panasonic auf den Markt bringen, darunter »MX7« mit zwei Megapixel- und »MX6« mit 1,3 Megapixel-Kamera. Panasonic »VS7« und »VS3« verfügen beide über Megapixel-Kameras. Dazu »SA7« und »SA6« und die Einsteigergeräte SC3« mit VGA-Kamera und »A210« ohne Kamera. Ergänzt wird die Palette von dem Smartphone »X800« mit Betriebssystem Series 60.

Der britische Handy-Hersteller Sendo hat in Cannes sein zweites Symbian-Smartphone mit Nokias Series-60-Oberfläche vorgestellt. Sendo »X2« verfügt über eine 1,3-Megapixel-Kamera, einen Mediaplayer, der MP3-, AAC-und AAC+-Formate spielt, sowie Stereo-Lautsprecher. Als Wechselspeicher können Mini-SD-Karten bis zu einem Gigabyte eingesetzt werden. Das Musik-Smartphone soll im Sommer auf den Markt kommen und rund 300 Euro ohne Vertrag kosten. Außerdem hat Sendo mit dem »K1« ein weiteres Triband-Handy mit Farbdisplay, Bluetooth und MMS vorgestellt. Das mitgelieferte Bluetooth-Headset soll bereits mit dem Gerät gekoppelt sein und muss nicht mehr angemeldet werden. Wann das Gerät auf den Markt kommt steht derzeit noch nicht fest.

Obwohl es um die Philips-Handysparte in den letzten Jahren recht ruhig geworden ist, stellte der Elektrokonzern drei neue Mobiltelefone vor. Nur Philips »760« ist mit einer 1,3-Megapixel-Digitalkamera mit 4fach-Zoom und Blitz ausgestattet. Das GPRS-Gerät mit Klapp- und Dreh-Display verfügt über einen internen Speicher mit 18 MByte, MMS und WAP-Browser. Philips »760« soll im April 2005 zum Preis von 349 Euro ohne Mobilfunkvertrag in den Handel kommen. Außerdem hat Philips zwei neue Einsteigergeräte ohne GPRS vorgestellt. Das Dual-Band-Handy »Xenium 9@98« verfügt über einen besonders leistungsstarken Akku, der bis zu einen Monat im Stand-by-Modus und sieben Stunden Sprechzeit ermöglicht. Das Gerät soll im Juli für 179 Euro ohne Mobilfunkvertrag auf den Markt kommen. Philips »162« soll ab sofort zum Preis von 149 Euro ohne Mobilfunkvertrag verfügbar sein.

Smartphones waren eines der Trendthemen in Cannes. Um die beliebten Alleskönner, die herkömmlichen PDAs immer mehr das Wasser abgraben, ist längst auch ein Wettbewerb der Betriebssysteme entbrannt. So versucht Microsoft seit Jahren mit bescheidenem Erfolg, sein Betriebssystem bei den etablierten Handyherstellern unterzubringen. Jetzt hat der Softwareriese zusammen mit Auftragsfertiger Flextronics das Referenzdesign einer auf Windows Mobile basierenden Handy-Plattform mit dem Codename »Peabody« vorgestellt, die für OEM-Hersteller und Mobilfunkanbieter gedacht ist. Damit erhöht Microsoft auch den Druck auf Marktführer Symbian, dessen Betriebssystem derzeit noch auf der Mehrzahl der Smartphones installiert ist.

Der Pinguin wird mobil

Auch Konkurrent PalmSource schickt sich an, sein Betriebssystem PalmOS auf immer mehr Handys und Smartphones einzusetzen. Palm Powered Smartphones, wie der »Treo« von Palm One, werden laut Unternehmen inzwischen weltweit von mehr als 30 Mobilfunkbetreiber angeboten. In Cannes stellte der Hongkonger Hersteller Group Sense PDA Limited (GSPDA) das Palm Powered Xplore M68 Smartphone vor. Das jüngste Mitglied der GSPDA-Produktfamilie nutzt als Betriebssystem Palm OS Garnet und ist mit einer 1,3 Megapixel-Kamera, Bluetooth, MP3 und MPEG4-Player und SD/MMC-Erweiterungs-Slot ausgestattet. Wenn sich Drei streiten freut sich in diesem Fall der Vierte. Denn langsam aber sicher ist Linux im mobilen Bereich auf dem Vormarsch. Über 50 Unternehmen entwickeln Endgeräte mit der Entwicklungsumgebung Qtopia von Trolltech, wie die norwegische Firma in Cannes bekannt gab. Über 20 davon sind Designer oder Hersteller von Handys. Samsung und Infineon stellen in Cannes das erste Linux-basierte UMTS-EDGE-Smartphone-Design vor. Vor allem in Asien erfreut sich Open Source immer größerer Beliebtheit. Auch PalmSource hat die Zeichen der Zeit erkannt und vor kurzem die Übernahme von China Mobile Soft (CMS) abgeschlossen. Der chinesische Software-Entwickler bringt unter anderem eine fast fertig entwickelte Linux-Plattform für Mobiltelefone mit.

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INFO

www.motorola.de
www.nokia.de
www.palmsource.de
www.panasonic.de
www.philips.de
www.samsung.de
www.sendo.com
www.siemens.de
www.sonyericsson.de


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