Actebis und Peacock werden zusammengelegt: Der Pfau wird gerupft

12. Februar 2004, 0:00 Uhr |

Actebis und Peacock werden zusammengelegt: Der Pfau wird gerupft. Ab April gibt es keinen eigenständigen Distributor Peacock mehr: Der Broadliner mit VAD-Kompetenz und unfokussierter Positionierung wird in die Schwestergesellschaft Actebis integriert.

Actebis und Peacock werden zusammengelegt: Der Pfau wird gerupft

Das Peacock Ära ist vorbei: Künftig wird es anstatt der beiden Absatzgesellschaften in Soest und Bad Wünnenberg nur noch einen Broadliner »Actebis + Peacock GmbH« in Soest geben. Über den genauen Namen wird in der Actebis Holding in Soest noch kräftig nachgedacht. Denn die Beibehaltung des Namens Peacock ist schon allein der Kunden wegen nötig, die noch immer an die Marke als Distributor glauben.

Überrascht hat diese Nachricht nicht: Nachdem der geplante Verkauf an Westcoast-Chef Joe Hemani im Dezember letzten Jahres geplatzt war und die eben inthronisierte Actebis-Geschäftsführerin Bärbel Schmidt im Anschluss daran neue strategische Maßnahmen ankündigte, war bereits zu vermuten, dass das Ende von Peacock eingeläutet wurde. Versuche, den Distributor Peacock in der Vergangenheit mit VAD-Kompetenzen stärker gegenüber der Broadline-Schwester Actebis abzugrenzen, waren nur mäßig erfolgreich. Bereits im Rahmen des »Projekt Gold« kam es zur Zusammenlegung des Einkaufs und der Logistik.

Die nächste spektakuläre Aktion nach der geplatzten Übernahme der Actebis-Gruppe durch Hemani war der Verkauf der Eigenmarkenfertigung AID an den ehemaligen Actebis-Holdingchef Michael Urban. Damit hat die Gruppe bereits ein durchaus einträgliches Unternehmensteil veräußert. Die Peacock-Distribution selbst, die schätzungsweise um die 350 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat (Actebis-Gruppe etwa 3,25 Milliarden), galt längst nicht mehr als profitabel. Dieser Umstand dürfte, auch im Hinblick auf die nach wie vor bestehenden Verkaufsabsichten der Actebis-Gruppe durch den Otto-Konzern, die Zusammenlegung beschleunigt haben.

Was wird aus den Peacock-Mitarbeitern?

Im offiziellen Kommuniqué der Actebis Holding vom Freitag vergangener Woche wird allen Peacock-Mitarbeitern ein Arbeitsplatz am Actebis-Standort angeboten. Etwa 160 Peacock-Mitarbeiter sind von dem Wechsel betroffen.

Gleichwohl die Holding versichert, dass man alle Peacock-Beschäftigten aus der Distribution zur weiteren Kundenbetreuung in Soest benötigt, darf bezweifelt werden, dass der komplette Mitarbeiterstamm übernommen wird. Denn schon in der Vergangenheit sind viele Kunden schlichtweg zur Actebis »durchgeschoben« worden. Mit der Zusammenlegung der beiden Distributionsgesellschaften werden sich viele Peacock-Kunden nicht mehr mit dem Grossisten identifizieren können. Gleichzeitig werden auch manche Actebis-Händler irritiert die Entwicklung in Soest beobachten.

Großzügig wird auch den bisherigen Peacock-Geschäftsführer Jörg Nieder und Ronald Bulla das Angebot unterbreitet, weiterhin für den Konzern arbeiten zu können. Führungsaufgaben werden es sein, welche genau, ist allerdings noch nicht klar. Es wird ohnehin nicht einfach, für die beiden Peacock-Geschäftsführer eine Top-Position in der Soester Zentrale zu finden. Denn eigentlich sind alle interessanten Aufgaben bereits verteilt.

Brand »Peacock« bleibt bestehen

Sicher ist, der Brand »Peacock« wird weiterhin bestehen, womöglich gar innerhalb eines neuen Firmennamens für die Actebis-Gesellschaft, und auch noch einige Jahre fortgeführt werden. Denn mit der Eingliederung von Peacock 1999 in die Actebis Holding hat die Konzernmutter Otto-Gruppe den Markennamen Peacock mit einem zweistelligen Millionenbetrag steuermindernd in die Bücher übernommen. Die Abschreibungszeit für das Lable wird erst in ein paar Jahren auslaufen. Wird der Name Peacock aufgegeben, würden beträchtliche Steuernachzahlungen auf den Konzern zukommen. Außerdem benötigt die Gruppe den Namen Peacock noch, um nicht noch mehr Händler zu verlieren.

Nicht betroffen von der strategischen Maßnahme ist das Logistikzentrum in Bad Wünnenberg-Haaren. Auch das Sahnestückchen im Unternehmen Peacock, das Peacock Campus Education Center, bleibt bestehen. Der 1991 gegründete Unternehmensbereich für Schulungen und Seminare hat sich durchaus profitabel entwickelt. Mit einer Rendite von schätzungsweise etwa acht Prozent liegt Campus in der Spitzenklasse der Schulungsanbieter. Zumal sich das Schulungsunternehmen eine breite Kundenbasis bei Herstellern und anderen Distributoren erarbeitet hat. Deshalb soll Peacock Campus mit Zentrale in Paderborn und mehreren Standorten in der Bundesrepublik erhalten bleiben.

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INFO

Actebis Computer Deutschland GmbH
Lange Wende 43, D-59494 Soest
Tel. 02921 99-0, Fax 02921 99-3399
www.actebis.de

Peacock GmbH & Co. KG
Graf Zeppelin-Straße 14
D-33179 Bad Wünnenberg-Haaren
Tel. 02957 79-0, Fax 02957 79-9291
www.peacock.de


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