Zehn Jahre nach der Trennung von HP ist HPE heute eine andere Firma. Mit einem neuen Markenauftritt macht der IT-Konzern das jetzt sichtbar. Auch für die Partner ändert sich zum neuen Geschäftsjahr so einiges. Channel-Chef Gerry Steinberger nennt Details.
Zehn Jahre nach dem spektakulären Split von HP und HPE war es Zeit für einen frischen Look. Das dache sich vermutlich das Führungsteam von Hewlett Packard Enterprise (HPE) und stellte auf der weltweiten Kundenkonferenz HPE Discover und dem zeitgleichen Partner Growth Summit in Las Vegas ein neues Branding plus Logo vor.
„Wir wollten zeigen, dass wir inzwischen eine ganz andere Firma sind“, berichtete Gerry Steinberger, Director Channel & Partner Ecosystem Germany HPE, im Gespräch mit connect professional.
Das neue Logo ist moderner und klarer, das grüne Rechteckt bleibt, ist jetzt aber flexibel einsetzbar. Aus „HPE Greenlake“ wird „greenlake by HPE“, um zu zeigen, dass die Cloud-Plattform jetzt herstellerübergreifend vermarktet wird.
Wichtiger als der Außenauftritt sind die zahlreichen Neuerungen, mit denen HPE im KI-Zeitalter das Geschäft seiner Partner beflügeln will. So ist für HPEs Cloud-Angebot jetzt auch Greenlake Intelligence mit Agentic AI verfügbar. Dabei stehen den Nutzern verschiedene AI-Agenten für spezielle Zwecke, etwa AI Finance oder AI Security zur Verfügung.
In der neuen „HPE CloudOps Software Suite“ bündelt HPE sein Softwareangebot aus Morpheus, OpsRamp und Zerto in einer Software-Suite für Multi-Cloud-Umgebungen. „Hybrid IT und Multi-Cloud seien die Zeichen der Zeit“, betont Steinberger. Die meisten Firmen hätten eine hybride IT-Infrastruktur und wegen der wachsenden Unsicherheit nehme Repatriation sogar weiter zu. Viele Unternehmen würden kritische Daten lieber wieder On Premises oder in ihrer Private Cloud haben.
Echtes Geschäftspotenzial für die Partner sieht er in dem neuen „HPE CloudPhysics Plus“. Mit der Erweiterung des kostenlosen Hybrid Cloud Assessment Service ließe sich das gesamte Netzwerk und alle Systeme im Rechenzentrum monitoren, analysieren und optimieren – und das jetzt auch herstellerübergreifend. Das biete nicht nur den Firmen echten Mehrswert. Ein HPE-Server der neuesten Generation 12 ermögliche enormes Einsparpotenzial, weil er zum Beispiel einen bis zu 84 Prozent geringeren Stromverbrauch habe als ein Gen-8-Server.
Weiteres Einsparpotenzial ergebe sich bei den Software-Lizenzen, speziell bei Vmware. Die ganze Branche sei verärgert über die massiven Preissteigerungen seit dem Verkauf an Broadcom und auf der Suche nach Alternativen, erzählt Steinberger. Und HPE habe eine, nämlich „HPE Morpheus vm Essentials“. Die Virtualisierungslösung sei bereits einsetzbar und auch erhältlich. Und auch die Zertifizierung für Veeam sollte bis Jahresende klappen.
Mit „HPE Private Cloud AI” hat der Hersteller jetzt zudem komplette Rack-Umgebungen für Multi-Cloud-AI im Angebot. Die Komplettsysteme mit Nvidia-GPUs gibt es in T-Shirt-Größen von S bis L plus ein Developer-System für Partner.
Das kostet im Einstieg im niedrigen sechsstelligen Bereich – Steinberger spricht von unter 200.000 Euro. Das sei für Partner kein kleiner Invest, aber einer der sich lohne. Zumindest Gold-Partner sollten sich so ein Gerät anschaffen. „Nur eine Handvoll Firmen haben schon einen Use Case für AI. Die können nicht abschätzen, welche Größe sie brauchen. Das erwarten wir von unseren Partnern“, betont der Manager und verspricht: „Das Developer-System kann zum Goldesel für die Partner werden.“
Einer, der das verstanden hat, ist Comline. Der IT-Dienstleister hat die schlüsselfertige KI-Lösung für den schnellen Einstieg in den GenAI-as-a-Service-Markt gekauft und sein Cloud-Angebot um GenAI-as-a-Service erweitert. Das Geschäft läuft so gut, dass Comline in Las Vegas als weltweiter HPE Global Hybrid Cloud Solution Provider of the Year 2025 ausgezeichnet wurde.
Für die zahlreichen Neuerungen hat HPE auch sein Channel-Programm angepasst. Wie auf dem Partner Growth Summit in Las Vegas angekündigt werden zum Beginn des neuen Fiskaljahres am 1. November 2025 die bislang 11 Programme in das einzig verbleibende Programm zusammengelegt.
„HPE Partner Ready Vantage“ unterscheidet drei Geschäftsmodelle, sogenannte Tracks:
Build Track: Für OEMs oder Systemintegratoren, die Lösungen entwickeln oder integrieren
Sell Track: Für VARs und Reseller, die HPE-Produkte und -Services verkaufen
Service Track: Für Partner, die im Namen der eigenen Firma, für HPE oder beides eigene Services erbringen
Im „Sell Track“ können Partner jetzt das gesamte HPE-Produkt- und -Services-Portfolio verkaufen – entweder im traditionellen Verkauf oder im As-a-Service-Modell über „HPE GreenLake Flex“.
Die Partner können dabei zwischen den Teilprogrammen („Centers“) für Compute, Hybrid Cloud und Networking wählen. In jedem Center können sie eine der Edelmetallstufen Silber, Gold oder Platinum erreichen. Partner, die über das gesamte Portfolio hinweg Cross-Selling betreiben und damit zusätzliches Wachstum generieren, können sich künftig mit dem höchste HPE-Partnerstatus „Triple Platinum Plus“ schmücken.
Letzteres sei das natürlich Ziel, so Steinbeger. Bei Storage und Greenlake gebe es schon eine recht gute Durchmischung. Bei den Aruba-Partnern gebe es aber noch Potenzial. Hier würden noch nicht so viele Partner auch die Produkte der anderen Bereiche verkaufen.
Außerdem kommen bald noch weitere Netzwerk-Partner dazu. Denn die Übernahme von Juniper ist inzwischen gerichtlich genehmigt (connect professional berichtete). Der Networking-Spezialist dürfte dann ähnlich wie beim Kauf von Aruba integriert werden.
Und wie der Markenname HPE Aruba Networking wird es dann wohl den Brand HPE Juniper Networking geben – beide unter dem Dach-Brand HPE Networking angesiedelt.
Im Rahmen der jeweiligen Center sind spezifische Trainings und Zertifizierungen zu absolvieren – optional können Partner weitere Kompetenzen in Bereichen wie Private Cloud, HPE GreenLake Flex, Hybrid Cloud und Secure Access Service Edge (SASE) erwerben, um sich im Markt zu differenzieren.
In dem Zusammenhang kündigte HPE auf dem Partner Growth Summit 16 neue oder aktualisierte Kompetenzen und Zertifizierungen an, darunter „HPE Solutions for AI“, „HPE Solutions for Sovereign Cloud“ und eine für Nachhaltigkeit.
Die Partner müssen bis zu einem Stichtag im September die nötigen Umsätze und Zertifizierungen nachweisen. Dann sind sie für das gesamte nächste Geschäftsjahr 2026 zertifiziert. Steinberger ist zuversichtlich, dass sie das größtenteils hinbekommen. Er werde jedenfalls keinen Partner im Regen stehen lassen.
Ab September wird HPE dann auch weitere Details des vereinheitlichten Partnerprogramms bekanntgeben, darunter auch die die neuen Backend-Kompensationen.