Ausgestochen

13. Januar 2005, 0:00 Uhr |

Ausgestochen. »Meine Damen und Herren, liebe Neger!« So soll Heinrich Lübke, Bundespräsident von 1959 bis 1969, seine Rede 1962 in Liberia begonnen haben. Einen Beleg dafür gibt es zwar nicht. Dass der wegen seiner rhetorischen Entgleisungen gefürchtete Sauerländer aber vor großen Reden von seiner Mutter immer Rotwein mit Ei eingeflößt bekam (damit seine Stimme besser klänge), gilt als gesichert.

Ausgestochen

Das dürfte zwar hinreichend erklären, warum höchste Persönlichkeiten immer wieder gerne verbal in diverse Fettnäpfchen treten, doch eine Erklärung für technische Pannen, wie sie auch immer wieder gerade in der IT-Branche auftreten, liefert sie nicht.

Es sei denn, der beruhigende Ei-Rotwein-Cocktail wurde bei der diesjährigen Eröffnungspräsentation der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas, bei der sich Bill Gates bis auf die Knochen blamierte, den Technikern verabreicht. Denn die Stimme des Microsoft-Gründers klang absolut hall- und lallfrei, dafür versagte reihenweise die liebe Technik und bestätigte einmal mehr das Phänomen, dass Pannen bei Vorführungen die Regel und keine Ausnahmen sind. Also besoffene Techniker? Zwar ist seit 1931 neben dem Glücksspiel und der Prostitution auch der Alkoholkonsum im US-Bundesstaat Nevada wieder erlaubt, aber dennoch? Abusus im Dienst bei Microsoft-Mitarbeitern? Das scheidet definitiv aus, schon allein deshalb, da der Weltkonzern solche Geschäftsrisiken mit keinem Wort in seinen Berichten an die Börsenaufsicht erwähnt.

Es muss andere Erklärungen für Pannenserien bei öffentlichen Auftritten unserer Prominenz geben. Auf die richtige Spur hilft das Motiv »Viel Feind, viel Ehr?«, und an Feinden fehlt es dem Milliarden schweren Konzern und seinen Gründern bekanntlich nicht. Nach Recherchen von CRN steckt hinter dem peinlichen Auftritt von Bill Gates eine gezielte Verschwörung, die sämtliche auf der CES vertretenen Hersteller von Unterhaltungselektronik in Misskredit bringen soll. Dahinter kann eigentlich nur eine Firma stecken: Apple. Die Kalifornier haben nämlich der CES in Las Vegas demonstrativ den Rücken gekehrt und reklamieren das lukrative Digital-Lifestyle-Segment exklusiv für sich. So soll sich Apple-Gründer Steve Jobbs eines Haars von Gates bemächtigt haben und traktiert seither vor jedem öffentlichen Auftritt des ungeliebten Rivalen eine Voodoo-Puppe. Das scheint so gut zu funktionieren, dass Jobs das Betriebssystem Windows Media Center jederzeit zum Fernabsturz bringen kann, wenn Gates es wieder einmal vorführt. Remote-Control, sozusagen. Mittlerweile soll Jobs eine ganze Haarkollektion von Vorstandsmitgliedern besitzen, die in der Unterhaltungselektronik tätig sind. Auf der in dieser Woche stattfindenden MacWorld in San Francisco werden ihm daher auch 100 Schamanen aus Haiti helfen, die Konkurrenz gnadenlos auszustechen.


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