Belebung im DTP-Markt: Adobe knabbert an Quark-Anteilen. Grafikspezialist Adobe stellt mit der Creative Suite eine komplette Design-Umgebung für Print- und Web-Publishing vor, die neue Versionen aller wesentlichen Produkte enthält, mit Photoshop als Kernstück. Hauptrivale Quark kontert mit der neuen Version 6.1 von Xpress, ist aber gegenüber dem Herausforderer ins Hintertreffen geraten.
Große Verlage sind nach wie vor zurückhaltend, wenn es darum geht, ihre Layout-Software durch neue Versionen zu ersetzen. Die Produktivitätsvorteile von modernen Lösungen wie der Adobe Creative Suite (CS) einschließlich Indesign CS, das auch separat erhältlich ist, beziehungsweise Quark Xpress 6.1, liegen aber auf der Hand. »Wir spüren einen starken Wachstumstrend. Vor allem kleinere Kunden investieren«, berichtet Martin Mayer, Geschäftsführer des Distributors Cancom Media Solutions. Insbesondere der Power Mac G5 von Apple in Verbindung mit dem Betriebssystem OS 10.3 habe für ein gewisses Revival gesorgt. Das bestätigt Frank Steinhoff, Geschäftsführer von Apple Deutschland: »Die Diskussion um Quark versus Indesign fördert die Migrationsbereitschaft auf Mac OS X und belebt unser Geschäft.«
Mayer stellt fest, dass es Adobe mit Indesign/Creative Suite gelungen sei, dem Platzhirsch Quark erhebliche Marktanteile abzunehmen. Für Adobe Indesign sprechen der günstige Preis und die enge Verzahnung mit Photoshop. Aber Quark kann noch immer auf mehr als vier Millionen Kunden weltweit verweisen, vor allem große Kunden sind nicht bereit zum Wechsel.
Die Adobe Creative Suite enthält in der Standard-Version die Bildbearbeitung Photoshop CS mit Image Ready CS, das Vektorgrafik-Werkzeug Illustrator CS und die Layout-Software Indesign CS sowie das neue Tool Version Cue, in der Premium-Version zusätzlich den Web-Designer Golive CS und Acrobat 6.0 Professional.
»Alle Produkte werden künftig in einem gemeinsamen Updatezyklus weiter entwickelt«, erklärt Marcus Rieß, freier Systemberater bei Adobe. Zu den neuen Funktionen zählen die intuitive Dateisuche mit dem Tool Version Cue, mit dem der Nutzer gesuchte Dateien finden kann, indem er sich Miniaturbilder anzeigen lässt oder anhand aussagekräftiger Metadaten Nachfragen startet, wie etwa einer Beschreibung, Schlüsselwörtern, Autor, Copyright und Dateityp. Basis ist die Extensible Metadata Platform (XMP), ein offener Standard, der die entsprechenden Informationen in der Datei selbst ablegt. Version Cue ist damit das Bindeglied zwischen den verschiedenen Programmen der Creative Suite, das Versionsänderungen mitprotokolliert und so bei Arbeitsgruppen die Suche nach der jeweils aktuellen Version erleichtert.
Der Workflow ist auf PDF-Basis optimiert. PDF-Dateien erhalten die Integrität von Bildern, Grafiken und Text, so dass der Anwender diese plattform-unabhängig austauschen und ausdrucken kann. Export ins PDF-Format ist aus allen Programmen der Creative Suite möglich. Beim Export aus Photoshop, Illustrator und Indesign ist es zudem gestattet, Transparenz und Ebenen zu erhalten. Die PDF-Dateien können dann wieder als editierbare Rasterdateien in Photoshop oder Vektorgrafiken in Illustrator geöffnet werden. PDFs aus Photoshop und Illustrator lassen sich anschließend als Dokumente in Indesign oder als Smart Objects in Golive platzieren. Da für Print vorgesehene PDF-Dateien zur Web-Publikation aufgrund der anfallenden Datenmenge eher ungeeignet sind, gibt es nun die Möglichkeit, diese speziell für das Internet aufzubereiten. Für die Ausgabe in der Druckerei setzt Adobe nun durchgängig auf das PDF/X-Format, das von Indesign und Acrobat 6.0 erzeugt werden kann.
Intern ist die Integration der einzelnen Produkte weiter verbessert worden. Es gibt nun gemeinsame Kerntechnologien: Neben dem schon erwähnten XMP ist dies die Color Engine, ein Farbmanagement, das dazu beiträgt, dass Farben unabhängig von Hard- und Software gleich bleibend angezeigt und gedruckt werden. Außerdem in allen Produkten enthalten ist eine Vorschau für Separationen und Transparenzreduzierung sowie nur in Illustrator und Indesign die Unterstützung von Open Type, einer Schriftenspezifikation mit über 100 enthaltenen Schriften, die sowohl unter Windows als auch mit dem Mac verwendet werden können. So können Redakteure, die mit dem integrierten Text-Tool Incopy arbeiten, ihre Texte vom PC problemlos an das Layout, das auf Macs arbeitet, weitergeben, ohne dass diese umformatiert werden müssten. Mit Open Type gesetzter Text hat weniger Trennungen, harmonischere Abstände und kann besondere Zeichen wie bedingte Ligaturen enthalten.
Die Adobe Creative Suite läuft auf Windows 2000 oder XP beziehungsweise Mac OS ab 10.2.4. Adobe folgt dem Beispiel von Microsoft und hat zur Piraterie-Bekämpfung eine Produkt-Aktivierung eingeführt. Diese erlaubt es, die Software auf zwei Computern zu installieren, sofern diese nicht gleichzeitig verwendet werden.
Die Adobe Creative Suite kostet für die Premium-Version 2.086 Euro und in der Standard-Version 1.715 Euro als Vollversion beziehungsweise als Upgrade 1.158
Euro (Premium) oder 810 Euro (Standard). Indesign CS ist auch separat erhältlich für 1.309 Euro (Vollversion) beziehungsweise 288 Euro (Upgrade). Für Neukunden ist damit die Creative Suite das wesentlich preisgünstigere Angebot.
Quark Xpress 6.1 bietet ebenfalls wesentliche Verbesserungen. Die wichtigste: Die PDF-Unterstützung ist ausgeweitet, damit wird der Acrobat Distiller als notwendige Ergänzung künftig überflüssig. Darüber hinaus ist Excel besser integriert: Dateien aus einem Excel-Workbook können direkt in Quark importiert werden, die in den Dateien enthaltenen Hyperlink-Daten bleiben erhalten. Mit dem Edit Original XTensions-Modul erhalten Mac OS-Anwender die Möglichkeit, ein Bild auszuwählen und es in der bevorzugten Bildbearbeitungsanwendung zu öffnen und zu bearbeiten, also normalerweise mit Photoshop.
Ein neues Hilfsprogramm für die Schriftenzuordnung erlaubt Anwendern, Regeln für die automatische Schriftenersetzung zu erstellen und zu verwalten. Diese Regeln lassen sich importieren und exportieren und auf diese Weise von verschiedenen Anwendern gemeinsam nutzen. Sie können auf QuarkXPress-Projekte und Projektvorlagen, aber auch auf ältere Dokumente und Vorlagen angewendet werden.
Das Upgrade auf die Version 6.1 ist für registrierte Nutzer der Version 6.0 kostenlos. Quark Xpress 6.0 kostet als Vollversion 1769 Euro, die Upgrade-Preise sind gestaffelt, von der Version 4.x beispielsweise 479 Euro.
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