Capgemini-Studie analysiert Mobilfunk-Innovationen: Dell-Geschäftsmodell für Mobilfunk

18. November 2004, 0:00 Uhr |

Capgemini-Studie analysiert Mobilfunk-Innovationen: Dell-Geschäftsmodell für Mobilfunk. Mobilfunkkunden wollen nur eines: möglichst billig telefonieren. Das ergab eine aktuelle Studie von Capgemini. Für niedrigere Gebühren würden Kunden sogar auf subventionierte Handys verzichten und nur noch im Internet einkaufen.

Capgemini-Studie analysiert Mobilfunk-Innovationen: Dell-Geschäftsmodell für Mobilfunk

Mobilfunkanbieter setzen vor allem auf hochwertige Dienste, um die Umsätze ihrer Kunden zu steigern. Eine Strategie, die glatt an den Wünschen der Konsumenten vorbeigeht. Das ergab eine Befragung von 27 Anbietern, darunter auch T-Mobile, Vodafone, O2, E-Plus und Debitel, sowie rund 1.200 Handynutzer in Europa durch Capgemini und die Hochschule Insead. Denn statt immer ausgefeilteren mobilen Services wollen Mobilfunkkunden einfache Dienste und niedrige Gesprächskosten. Für attraktive Gebühren würden 44 Prozent der Handynutzer auf erweiterte Handyfunktionen verzichten, 40 Prozent auf Online-Rechnung umsteigen und 36 Prozent einen reinen Internetvertrieb akzeptieren. Fast ein Viertel der Befragten würden sogar auf ein subventioniertes Handy verzichten. Bei geringeren Kosten würden 79 Prozent der Umfrageteilnehmer ihr Handy genauso oft einsetzen wie das Festnetz-Telefon und rund die Hälfte würde die Telefonsteckdose in den eigenen vier Wänden sogar ganz stilllegen. »Die Anbieter sind zu sehr darauf bedacht, ihren Wettbewerbern über Funktionen wie MMS oder Unified Messaging Marktanteile abzuringen und vernachlässigen dabei den simplen Wunsch der Kunden nach günstigen Verbindungspreisen«, erklärt Susanne Söffge, Vice President Telecom, Media & Entertainment bei Capgemini. Für die Kunden rangieren Datendienste nahe an der Bedeutungslosigkeit, ergab die Studie. 73 Prozent der Befragten halten sie für völlig unwichtig. Ein Großteil der Umfrageteilnehmer nutzt das Mobiltelefon nur für die Basisdienste Telefonieren und SMS. Zwei Drittel hat noch nie ein MMS verschickt. Das bedeute keineswegs, dass mobile Services keine Zukunft hätten, räumt die Studie ein. Falls der Preis stimmt, wären die Befragten durchaus bereit, ihr Handy beispielsweise für die Fernsteuerung ihres Hauses oder die Übermittlung von Patientendaten einzusetzen. Anwendungen im medizinischen oder sicherheitsrelevanten Bereich sprechen sogar ältere Nutzer an, die für solche Dienste normalerweise wenig Interesse zeigen, während jüngere Kunden ihr Handy stärker für Entertainment-Anwendungen, wie Fotos, Videos oder Musik, nutzen. Die Akzeptanz höherwertiger Services brauche jedoch Zeit und hänge entscheidend von der Preisgestaltung ab, so die Analysten.

Auch bei den Endgeräten klaffen die Vorstellungen der Anbieter und die Wünsche der Verbraucher weit auseinander. Hersteller und Netzbetreiber setzen auf High-Tech-Handys mit zahlreichen Zusatzfunktionen, um Dienste wie MMS anzuschieben. Ihre Kunden wollen dagegen einfach zu bedienende Geräte ohne Schnickschnack. Schon in der Altersgruppe von 35 bis 44 bevorzugen 60 Prozent der Nutzer ein einfaches Mobiltelefon. Bei den 45- bis 54-Jährigen sind es schon 70 Prozent, bei der Generation über 55 fast 80 Prozent. Mangelnde Kundenorientierung zeigen die Anbieter laut Studie auch bei der Rechnungsstellung. 54 Prozent der Handynutzer mit Laufzeitvertrag und sogar 78 Prozent der Prepaid-Nutzer wünschen sich ein einfacheres Zahlungsmodell und mehr Kostenkontrolle, aber nur zwölf Prozent der Mobilfunkanbieter sehen hierin einen Differenzierungsfaktor im Wettbewerb.

Dell und Ikea als Vorbild

Das Problem betrifft kleine wie große Mobilfunkunternehmen. Besonders kleinere Anbieter versuchten, den jeweiligen Marktführer in möglichst vielen Punkten nachzuahmen, anstatt sich durch neue Angebote abzugrenzen, kritisieren die Analysten. Nur einer der befragten Provider biete Mobiltelefonie zu einem geringen Preis und verzichte im Gegenzug auf hochwertige Handys oder einen aufwändigen Kundendienst. »Durch eine Konzentration auf den Kundennutzen, wie beispielsweise durch den Verzicht auf teure Shopflächen und statt dessen dem reinen Internetvertrieb, können auch kleinere Anbieter den Platzhirschen Marktanteile abspenstig machen und dabei höchst profitabel sein«, empfiehlt Söffge. Die Capgemini-Analysten kritisieren außerdem, dass das Angebot im Mobilfunkmarkt noch zu stark von den Möglichkeiten der Technik geprägt sei. Innovationen, welche die Marktdynamik verändern, müssten auch in andere Dimensionen des Nutzungsverhaltens vordringen. Als erfolgreiche Beispiele für diese Art von Innovationen führt die Studie den Direktvermarkter Dell, Möbelmitnahmemärkte wie Ikea oder die Low Cost Airlines an. Dass sich deren Geschäftsmodelle auch auf den Mobilfunkmarkt übertragen lassen, zeigt der erfolgreiche Einstieg von Tchibo.

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Kommentar

Handys können Videos aufzeichnen, E-Mails versenden und im Internet surfen. Anwendungen, die auch die Kassen der Mobilfunkbetreiber klingeln lassen. Zumindest theoretisch. Denn in der Realität wollen die Kunden nur eines: möglichst billig telefonieren. Bei sinkenden Gesprächskosten würden viele noch mehr mobil telefonieren. Weil Wünsche aber auch an Weihnachten selten in Erfüllung gehen, werden die Mobilfunkanbieter weiterhin Hightech-Handys subventionieren, während Billiggeräte, die noch nicht einmal den Blauen Engel gekriegt haben, bei Tchibo ausverkauft sind.

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