Cebit 2005: Die Zeit ist reif für BTX. Bei PC-Gehäusen dominiert seit rund neun Jahren der ATX-Standard. Auf der Cebit soll dem neuen, von Intel bereits seit längerer Zeit propagierten Formfaktor BTX jetzt endgültig zum Durchbruch verholfen werden. Die meisten Hersteller zögern jedoch noch. Nach wie vor größter Beliebtheit erfreut sich dagegen das Case Modding genannte kreative Umgestalten von PCs. Auch für kleinere Hersteller bietet der Handel mit dem Zubehör zur Verschönerung des heimischen PCs einen durchaus lukrativen Nischen-Markt.
Auf Dauer wird kein Hersteller den neuen BTX-Standard ignorieren können. Auch wenn auf der diesjährigen Cebit noch zum größten Teil ATX-Gehäuse zu sehen sind, der ATX-Formfaktor entspricht nicht mehr den Anforderungen aktueller Hochleistungs-Prozessoren. Schließlich stammt er aus einer Zeit, als die Prozessoren relativ wenig Abwärme produzierten und die Netzteile sich noch mit einer Leistung von 180 Watt begnügten. Moderne Prozessoren stellen im Gegensatz dazu deutlich höhere Anforderungen an Gehäusedesign und Mainboardlayout. Netzteile mit einer Leistung von 500 Watt sind keine Seltenheit und oftmals kommen für die CPU und die Grafikkarte jeweils weitere 150 Watt hinzu. All dies hat eine deutlich höhere Wärmeentwicklung zufolge.
Der BTX-Formfaktor soll diesen gestiegenen Anforderungen durch eine optimierte Anordnung der einzelnen Komponenten im Gehäuse gerecht werden. Ein großer Vorteil ist die damit verbundene deutliche Geräuschreduktion. In Zeiten, wo Notebooks und PCs zunehmend das heimische Wohnzimmer erobern sollen, sicherlich ein nicht zu unterschätzendes Argument, dem sich die Hersteller kaum verschließen können. In den nächsten Jahren wird es jedoch zunächst zu einer friedlichen Koexistenz der beiden Standards kommen. Hersteller wie zum Beispiel Jou Jye, ein Unternehmen, das gleichzeitig unter eigenem Label und im OEM-Bereich aktiv ist, gehen davon aus, dass frühestens 2007 mehr BTX- als ATX-Gehäuse verkauft werden.
Maxpoint präsentiert als Distributor unter anderem Gehäuse von Aplus, die vom Retro-Style der 70er Jahre bis hin zu futuristischen Designs sämtliche Stilrichtungen abdecken. In der neuen Apluscase-Linie sind mit den Xclio-, Passant- und iQ-eye-Gehäusen insgesamt drei verschiedene Modellserien verfügbar. Zu den Highlights gehört das ganz in Schwarz gehaltene »X Blizzard«-Midi-Tower-Gehäuse mit 24 LEDs und Unterstützung für Extended Dual Serverboards. Ein markantes Design zeichnet das »IQ-Eye« aus: In der Fronttür aus Aluminium ist eine runde 120 mm große, blau beleuchtete LCD-Konsole eingebaut. Sie zeigt unter anderem Lüftergeschwindigkeit, Temperatur, Uhrzeit und Festplattenzugriffe an. Darüber hinaus wird der Prototyp eines BTX-Gehäuses vorgestellt werden. Man darf also gespannt sein.
Der im Gehäuse-Sektor etablierte Hersteller Chieftek hat insgesamt acht verschiedene Gehäusemodellreihen im Angebot, die von ihrem Design her eher ins Büro als ins Wohnzimmer passen. Auf einer Präsentationsfläche von 100 Quadratmetern sind über 80 verschiedene ATX- und BTX-Gehäuse zu sehen. Ein besonderes Highlight ist das Micro-BTX-Gehäuse MB-01B aus der neuen Supro-Serie.
Jou Jye möchte sich im Gegensatz zu der Vielzahl von asiatischen Wiederverkäufern, die auf der Messe präsent sind, als Hersteller mit eigenen Produktionsstätten profilieren. Erstmalig ist Jou Jye daher mit einem eigenen Eck-Stand vertreten, auf dem neben neuen Netzteilen auch BTX-Gehäuse vorgeführt werden.
Auf dem Stand des Distributors Listan werden hauptsächlich Gehäuse von Aero Cool, Arctic-Cooling, Cooler Master und 3R System zu sehen sein. Im BTX-Bereich stellt Listan voraussichtlich neue Modelle von Aero Cool vor. Über Details hüllt man sich bei Listan bis zur Cebit noch in Schweigen.
Der Case-Modding-Hersteller Sharkoon präsentiert mit dem »Sivation Basic« sein erstes PC-Gehäuse, bei dem das übliche ATX-Anordnungs-Schema zugunsten einer besseren Wärmeabfuhr leicht verändert wurde. Der Käfig für die internen 3,5-Zoll-Laufwerke ist um 90 Grad gedreht, der CPU-Sockel sitzt somit unten im Gehäuse. Der untere Wärmebereich mit CPU, RAM und Northbridge wird von einem Luftkanal umschlossen. Er verhindert, dass die Wärme der heißesten Komponenten im Gehäuse aufsteigt. Ein Blickfang für Case-Modding-Fans sind sicherlich die fluoreszierenden Gehäuselüfter von Sharkoon, die natürlich erst in einem transparenten Acrylgehäuse vom selben Hersteller so richtig zur Geltung kommen.
Thermaltake Technology,
Halle 22, Stand B23
Auf dem Stand von Thermaltake werden zum größten Teil ATX-Gehäuse zu sehen sein. Für die Armor VA8000-Serie sowie weitere Gehäuse-Modellreihen werden BTX-Upgrades angeboten.
Der deutsche Hersteller Ultron wird zur Cebit zwar noch keine BTX-Gehäuse präsentieren, dafür aber die drei neuen Gehäusereihen UG 65, UG 40 und UG 35, die jeweils in Schwarz, Silber und Weiß erhältlich sind.
Insgesamt zeigt der Blick auf die aktuellen Modellreihen der Gehäusehersteller, dass der Wechsel von ATX zu BTX ein eher schrittweise ablaufender, evolutionärer Prozess ist. Auch auf der nächsten Cebit wird der BTX-Formfaktor den alten ATX-Standard noch längst nicht komplett abgelöst haben.