Cell-Prozessor ? mit Multicore den Digital-Home-Markt erobern. IBM, Sony und Toshiba haben nach vierjähriger Kooperation einen neuen Superprozessor vorgestellt, der nicht nur dem langjährigen Marktführer Intel das Leben schwer machen soll. Die Aussichten sind gut ? der neue Prozessor ist rund zehnmal schneller als das Spitzenmodell von Intel. Der neue Chip soll zunächst vor allem im Bereich der Unterhaltungselektronik zum Einsatz kommen.
Der neue Superprozessor namens Cell, ein Gemeinschaftsprojekt von IBM, Sony und Toshiba, soll die neue Wunderwaffe im Kampf der drei Computerkonzerne gegen das Quasi-Prozessor-Monopol von Intel sein. Der neue »Supercomputer auf einem Chip« stellt eine rund zehnmal höhere Rechenleistung als das Konkurrenzmodell von Intel zur Verfügung.
In erster Linie soll der extrem leistungsfähige Chip bei Digital-Home-Anwendungen zum Einsatz kommen. Die enorme Rechenleistung des Cell-Mikroprozessors, der in etwa die Größe einer Briefmarke besitzt, basiert auf einer 64-Bit-Power-CPU, die 234 Millionen Transistoren integriert. Er besitzt eine Multi-Core-Architektur mit acht synergetischen Prozessorkernen (SPUs), die eine extrem schnelle Fließkommaberechnung ermöglichen. Die einzelnen SPUs können entweder gemeinsam eine Aufgabe verarbeiten, oder auch völlig unabhängig voneinander, ohne sich gegenseitig auszubremsen.
Bei ersten Labortests hat Cell Taktraten bis zu 4,6 GHz erreicht. Der Chip verfügt insgesamt über 2,5 MByte Speicher: 512 KByte Level-2-Cache für die Steuerungs-CPU sowie jeweils 256 KByte für die acht SPUs. Ein DMA-Flow-Controller verbindet die SPUs direkt mit ihren lokalen Speichern. Auf eine Cache-Hierarchie kann daher verzichtet werden. Ein 128-Bit-Registerfile ermöglicht maximal 128 gleichzeitige Transaktionen zwischen Speicher und Prozessor.
Für die Entwicklung des Chips wurde ein spezielles Design-Zentrum in Austin, Texas, geschaffen. Wesentliche Elemente der Technologie stammen jedoch »aus dem Ländle« ? dem IBM-Entwicklungslabor in Böblingen, wie Hans-Jürgen Rehm, Pressesprecher bei IBM, betont. Während »Big Blue« vornehmlich für die Entwicklung des Prozessors zuständig ist, sollen die ersten marktreifen Produkte von Toshiba und Sony kommen. Die PilotProduktion des Chips wird noch in diesem Jahr in IBMs Chip-Wafer-Fabrik in East Fishkill im Staat New York beginnen.
Mit seiner extrem hohen Speicherbandbreite liegt der Cell im Wettkampf um den Titel »schnellster Chip« momentan unbestritten und mit weitem Abstand auf dem ersten Platz. Intel und andere Chipfirmen wie zum Beispiel AMD arbeiten zwar an vergleichbaren Multicore-Architekturen, doch es wird vermutlich noch rund ein Jahr dauern, bis die Konkurrenz mit ähnlichen Leistungs-Ergebnissen aufwarten kann.
Der Cell-Prozessor eröffnet neue Perspektiven im Digital-Home-Bereich. Die Rechenleistung eines einzigen Chips reicht aus, um einen kompletten Hauhalt über mehrere Kanäle mit Unterhaltungs-Inhalten zu versorgen. Während die Kinder im Kinderzimmer Online Games spielen, surft Vati im Internet und Mutti zeichnet zur selben Zeit über ihren hochauflösenden Fernseher einen Videofilm digital auf.
HDTV-Monitore werden die ersten konkreten Cell-Produkte sein, die von der Toshiba Corporation für das kommende Jahr bereits definitiv angekündigt worden sind.
Beim Chiphersteller AMD blickt man der Markteinführung des neuen Superprozessors dennoch gelassen entgegen. Laut Pressesprecher Stephan Schwolow gäbe es derzeit noch keinerlei konkrete Informationen über einen Einsatz des Cell im Server-Bereich. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis sich dies ändert. AMD war der erste Mikroprozessorhersteller, der 1999 eine Multi-Core-Strategie eingeschlagen hat. Im August letzten Jahres wurde der erste voll funktionsfähige Dual Opteron vorgestellt und im Februar diesen Jahres waren weitere lauffähige Systeme auf der Bostoner Linux World zu sehen.
Intel hat sich inzwischen zwar auch auf Multi-Core-Architekturen verlegt, kann aber noch keine Produkte liefern. Die eindrucksvollen Spezifikationen des Cell dürften dem Marktführer dennoch keine schlaflosen Nächte bereiten: PCs oder Notebooks mit dem Superprozessor sind vorerst nicht in Sicht.
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AMD Advanced Micro Devices GmbH
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IBM Deutschland
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Intel
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Sony Deutschland GmbH
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Toshiba Europe
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