CRN-Interview mit SBS-Deutschland-Chef Ulrich Assmann: SBS stellt Weichen auf Wachstum

17. März 2005, 0:00 Uhr | Martin Fryba

CRN-Interview mit SBS-Deutschland-Chef Ulrich Assmann: SBS stellt Weichen auf Wachstum. Nach dem Verkauf der Wartungstochter Sinitec und einer Restrukturierung sieht sich der IT-Dienstleister SBS gut aufgestellt. Ulrich Assmann, SBS-Geschäftsführer in Deutschland, sprach mit CRN über die Auftragslage, die Vertriebspartnerschaft mit Konzernmutter Siemens und das milliardenschwere Herkules-Projekt der Bundeswehr.

CRN-Interview mit SBS-Deutschland-Chef Ulrich Assmann: SBS stellt Weichen auf Wachstum

Co-Autor: Markus Reuter
Die Siemens-Sparten Handyproduktion und IT-Dienstleistungen bereiten dem Konzern derzeit die größten Sorgen. Beide Bereiche schreiben bereits das zweite Quartal infolge rote Zahlen und müssen saniert werden. Die umfangreiche Restrukturierung bei der vor allem auf Outsourcing spezialisierten Tochter Siemens Business Services (SBS) ist nun fast abgeschlossen. 950 von 15.000 Arbeitsplätzen bei SBS in Deutschland wurden abgebaut. Insgesamt also sechs Prozent des Mitarbeiterstamms. »Wir haben uns zu diesem Schritt später entschlossen als einige Wettbewerber. Wir legen Wert auf die soziale Verantwortung des Siemens-Konzerns«, betont SBS-Geschäftsführer Ulrich Assmann im Gespräch mit CRN. Zuvor wurden 170 Mitarbeiter in einem Competence Center für neue Aufgaben innerhalb der SBS fit gemacht. Belastend seien für SBS derzeit noch die Gerüchte, dass die Konzernmutter sich von ihrer Dienstleistungstochter trennen wolle. Medien spekulierten, dass die Siemens-Tochter dem Computerbauer Fujitsu Siemens Computers zugeschlagen werden könnte. Dessen vormaliger CEO Adrian von Hammerstein wechselte vor knapp einem Jahr an die Spitze von SBS. Obwohl Siemens-Chef Klaus Kleinfeld auch unlängst vor Journalisten kein explizites Festhalten an SBS abgeben wollte, dürften entsprechende Gerüchte vom Tisch sein.

Rückendeckung vom Siemens-Konzern

Vor zwei Wochen hatte Siemens nämlich seiner Tochter einen Großauftrag vergeben. Demnach wird der IT-Dienstleister in den nächsten drei Jahren den Betrieb der gesamten IT-Infrastruktur über alle Siemens-Sparten und Regionen hinweg betreuen. Das Projekt startet Anfang 2005 und soll mehrere hundert Millionen Euro in die Kasse von SBS spülen. Bislang hat SBS für rund die Hälfte der Konzern-IT die Verantwortung getragen. Von den rund 4,7 Milliarden Euro, die SBS im vergangenen Geschäftsjahr umsetzte, stammten 1,13 Milliarden von Siemens ? ein Anteil von 24 Prozent.

Auch für die seit Jahren unter Umsatzrückgang und Überkapazitäten leidende SBS-Wartungstochter Sinitec wurde eine Lösung gefunden. Die Gesellschaft wurde kurzerhand an die Firma a&o verkauft, ein bislang kaum in Erscheinung getretenes mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Neuss. Durch diesen Schritt hofft SBS, möglichst viele der 1.100. Arbeitsplätze zu retten. Ursprünglich sollten hier 600 Stellen wegfallen. Mit dem Verkauf von Sinitec und dem Großauftrag habe Siemens SBS »den Rücken gestärkt«, so Assmann. Jetzt soll SBS wieder erfolgreich zum Tagesgeschäft übergehen. Und das scheint in den letzten Monaten tatsächlich wieder besser zu laufen. Assmann spricht von einem »guten Start« ins Geschäftsjahr 2005: Der Auftragseingang sei im ersten Quartal um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen. Nicht eingerechnet seien in dieser Zahl die Erlöse der im Dezember vergangenen Jahres von SBS übernommenen RAG Informatik und deren Tochter Saardata.

Wir haben die Strukturen für künftiges Wachstum geschaffen«, ist Assman überzeugt. Zu diesen neuen Strukturen gehört maßgeblich ein Vertriebsabkommen mit der Konzernmutter Siemens. Seit dem 1. Oktober des vergangenen Jahres arbeiten die Vertriebsorganisationen von SBS und Siemens bundesweit zusammen. Die Vertriebler beider Firmen berichten an einen Regionalleiter. Die fachliche Verantwortung liegt bei SBS. »Ich hatte anfangs Skepsis, ob dieser neue Ansatz funktioniert«, erklärt Assmann. Doch die Vorteile würden auf der Hand liegen: Es sei künftig fast keine Kalt-Akquise mehr nötig, da der Siemens-Konzern bei fast allen deutschen Firmen präsent sei.

Sein Hauptaugenmerk legt SBS weiterhin auf das Outsourcing-Geschäft. »Wir setzen auf die komplette Bandbreite von Outsourcing-Projekten und werden vor allem das Business Process Outsourcing fokussieren«, so Assmann. Zurückhaltend ist der Geschäftsführer noch in der Frage, ob die deutschen Firmen in diesem Jahr verstärkt in IT investieren werden. Dies legt zumindest die Studie IT-Budget der CRN-Schwesterzeitschrift »InformationWeek« nahe. Dieser Marktanalyse zufolge wollen 32,5 Prozent der Unternehmen hier zu Lande ihre IT-Budgets erhöhen. »Ich bin noch abwartend, ob die Anzahl der Projekte in den nächsten Monaten tatsächlich steigen wird. Der Markt ist seit einiger Zeit nicht mehr rückläufig, wir warten aber noch, ob der Aufwärtstrend nachhaltig sein wird«, prognostiziert Assmann.

Neben dem im vergangenen Jahr mit der BBC in London abgeschlossenen Outsourcing-Deal über mehr als zwei Milliarden Euro, ist SBS gerade dabei, in wenigen Wochen ein weiteres Milliarden-Projekt unter Dach und Fach zu bringen. Und das endlich im ansonsten mageren Behördengeschäft in Deutschland. Die Bundeswehr will ihre IT-Infrastruktur auslagern, im Gespräch ist ein Auftragsvolumen für externe Dienstleister in Höhe von rund 6,6 Milliarden Euro. Das Konsortium um IBM, T-Systems und SBS bewarb sich um das Projekt Herkules. Nach dem Ausstieg von T-Systems wird SBS jetzt das Projekt alleine mit IBM stemmen. »Ich denke, dass wir das Rennen machen werden«, zeigt sich Assmann optimistisch. Zum Monatsende will der IT-Dienstleister gemeinsam mit Big Blue das Angebot einreichen. Der Geschäftsführer hält es nicht für einen gravierenden Nachteil, dass T-Systems ausgeschieden ist: »Das reißt kein Loch in unser Portfolio. Wir haben uns mit IBM abgesprochen, wer jetzt den Part von T-Systems übernehmen wird.«

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