Huawei will über Siemens & Co gegen Cisco punkten. Spannende Tage für viele Siemens-Mitarbeiter, schließlich fährt nicht alle Tage ein Vorführ-LKW mit chinesischen Netzwerkprodukten auf das Firmengelände. Derzeit ist es sogar nur einer, und zwar der von Huawei. Dabei geht es nicht um unverbindliche Information: Siemens ist mit dem chinesischen Unternehmen eine globale Partnerschaft eingegangen und will auch in Deutschland dessen Produkte verstärkt an Großunternehmen und Carrier vertreiben.
21 aufwändig gestaltete Broschüren stecken in der Tasche, die die Siemens-Mitarbeiter beim Verlassen des Huawei-Trucks freundlich lächelnd überreicht bekommen. Das lässt schon etwas vom Gewicht der Partnerschaft ahnen, die Siemens im Dezember mit Huawei eingegangen ist und die nun allmählich mit Leben erfüllt wird.
Zwei Ziele hat sich Scott Huang, General Manager Sales & Marketing Europe bei Huawei Datacomm, für die nächste Zeit gesteckt: Marktanteile sowohl bei Carriern als auch im Enterprise-Markt zu gewinnen. Dabei soll Siemens einerseits selbst den Enterprise-Markt angehen, andererseits aber auch für große Systemintegratoren als Mittler zu Huawei fungieren. Einziges Problem: Cisco. Die pragmatischen Chinesen sehen dabei das Problem aber auch als Chance: »In Europa sind Qualität und Funktionen in diesem Markt eine unabdingbare Voraussetzung, um überhaupt ins Geschäft zu kommen. Durch erste Projekte, in Deutschland beispielsweise mit Berlikomm, haben wir bewiesen, dass wir diesbezüglich mithalten können. Überzeugen wollen wir schließlich durch das Preis-Leistungsverhältnis«, verspricht Huang. Und da glaubt er gegen Cisco gute Karten zu haben, besonders im Enterprise-Markt und in Kooperation mit großen Systemintegratoren. »Der Markt wünscht sich einen ernstzunehmenden zweiten Lieferanten. Alcatel und Juniper sind zu sehr auf Carrier konzentriert, anderen Wettbewerbern fehlt die Breite des Portfolios,« beschreibt der Manager im Gespräch mit CRN. Auf der nächste Woche in Köln stattfindenen Exponet wird sich Huawei ebenfalls mit einem eigenen Stand präsentieren.
Mit mittlererweile drei Büros und gut 40 Mitarbeitern in Deutschland nimmt das Engagement der Chinesen allmählich Formen an. Weiter Mitarbeiter sollen demnächst eingestellt werden, die Eröffnung eines Büros in Berlin ist in Vorbereitung. Aber auch in anderen europäischen Ländern hat sich Huawei schon gut eingerichtet: In Großbritannien sind es bereits 200 Mitarbeiter, in Frankreich 80, weitere Niederlassungen gibt es in Italien, Spanien, Schweden und Norwegen.