Neuer Chef bei CA: Vor großen Herausforderungen

2. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Neuer Chef bei CA: Vor großen Herausforderungen. Der neue CEO und President von Computer Associates (CA) kommt von IBM. John Swainson war für den gesamten Softwarevertrieb bei Big Blue zuständig und will nun auch bei CA das Partnergeschäft ausbauen. In der nächsten Zeit ist bei den Systemmanagement-Spezialisten Restrukturierung angesagt.

Neuer Chef bei CA: Vor großen Herausforderungen

CA hat viel durchstehen müssen in diesem Jahr. Der Bilanzskandal kostete Unternehmenschef Sanjay Kumar seinen Job. Sein Nachfolger Kenneth Cron ist es in der Funktion als Interims-CEO gelungen, viel verlorenes Vertrauen bei Kunden und Partnern wiederherzustellen. Außerdem hat er die Weichen für eine erfolgreiche Channel-Strategie gestellt. Trotz dieser Verdienste hat sich der Aufsichtsrat von CA entschlossen, nicht Cron, sondern John Swainson als neuen CEO und President zu berufen. Letzterer bringt 26 Jahre Erfahrung von IBM mit, der Erfolg des Websphere-Portfolios wird ihm als persönlicher Verdienst angerechnet. Swainson erhält ebenfalls gute Noten von amerikanischen Systemintegratoren: Er hat durchgesetzt, dass auch andere Bereiche wie Tivoli das Websphere-Partnermodell übernommen haben.

Ex-Kollegen bedauern den Abgang. Ferdinand Prezenski, Direktor DB2 Information Management, EMEA Central Region, IBM Software Group, hat jahrelang eng mit Swainson zusammengearbeitet: »Er ist ein sehr kompetenter Mann und sein Weggang ein echter Verlust.« Finanziell verschlechtert hat sich Swainson jedenfalls nicht: CA hat dem neuen Chef ein Willkommenspaket von 12,6 Millionen Dollar geschnürt.

Cron wird die Firma noch für eine Übergangszeit von vier bis sechs Monaten weiter führen, und Swainson berichtet während dieser Zeit an Cron. Als President hat Swainson zunächst vor, eine neue Software-Strategie für CA zu entwickeln und für die entsprechende Umsetzung im Produktbereich zu sorgen. Jeff Clarke, weiterhin als Chief Operating Officer und Chief Financial Officer tätig, ist für den direkten und indirekten Vertrieb, die Allianzen und Partnerschaften, das Marketing, die Geschäftsentwicklung und die Finanzen von CA zuständig. Den deutschen Partnern hat er sich auf der Info Exchange in Mannheim vorgestellt.

Für die deutschen CA-Partner ist Swainson noch ein unbeschriebenes Blatt. Beruhigend, dass er angekündigt hat, sich verstärkt um die Händler kümmern zu wollen: »CA ist nicht sehr gut im Channel unterwegs. Das wird sich ändern.«

Schon Cron hatte sich das Ziel gesetzt, den Anteil des indirekten Vertriebes von derzeit etwa zehn Prozent wesentlich auszubauen. In Europa hat er schon einen Teilerfolg erzielt. Das neue Vertriebszentrum in Barcelona soll die Partner bei der Kundenakquise unterstützen. Auf Swainson wartet aber immer noch eine mühselige und anspruchsvolle Aufgabe, denn im Retail, OEM und bei den Resellern werden derzeit unterschiedliche Konzepte verfolgt. »Wir brauchen eine integrierte Vertriebsstrategie«, fordert der künftige CEO.

Swainson hält es für erforderlich, alle Vertriebsrouten zu restrukturieren. Er will das IBM-Modell zum Vorbild nehmen, wo er den Partnervertrieb leitete. Auch im Marketing und in der Kundenansprache will Swainson neue Akzente setzen und das schwierige Erbe des New Yorker Unternehmens überwinden: »Wir dürfen den Kunden nicht mehr als Feind betrachten, sondern müssen ihn als Partner sehen.« In der Produktstrategie hat Swainson ebenfalls vor, neue Akzente zu setzen und das CA-Portfolio, das über 500 Produkte umfasst, zu vereinfachen.

Wachstum soll organisch und über Firmenkäufe erfolgen, den Kauf von Netegrity haben die New Yorker gerade abgeschlossen. Swainson liegt darüber hinaus ein enges Verhältnis mit seinem früheren Arbeitgeber am Herzen: »Die Systemmanagement- und Sicherheitslösungen von CA sind eine natürliche Ergänzung der On-Demand-Strategie von IBM.«

CA World abgesagt

Allgemeines Bedauern bei den deutschen Partnern löste die Ankündigung von CA aus, im nächsten Jahr die Partner- und Kundenveranstaltung CA World in den USA ausfallen zu lassen, die als Pflichtprogramm für Händler galt: »Das ist schade, andererseits wäre es aber ganz gut, wenn CA auch ein Event in Europa ansetzt«, meint Petra Melzer-Wassiliades, Leiter Solution Center IT Management beim Berliner Systemhaus Mikado. Vor allem für Kunden aus dem öffentlichen Sektor sei es fast unmöglich, die Genehmigung zu einer Reise in die USA zu erhalten. Die deutschen Veranstaltungen, vor allem die Info Exchange im November, sind von der Absage nicht betroffen und werden planmäßig stattfinden. Swainson will baldmöglichst ein neues Konzept für die CA World finden. »Diese Veranstaltung ist in den letzten Jahren etwas degeneriert, aber generell mag ich große Events«, erklärt Swainson. Die Entscheidung zur Absage der CA World hatte das Unternehmen schon vor der Ernennung des neuen CEOs getroffen. Swainson wollte das nicht revidieren, um kein Chaos auszulösen, aber baldmöglichst ein neues Konzept vorlegen.

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Kommentar

CA ist ein Unternehmen mit vielen Gesichtern. Während einige Sicherheitsprodukte Endverbraucher adressieren und über den Retail vertrieben werden, kommt der Löwenanteil des Umsatzes aus dem Geschäft mit Systemmanagement mit Konzernen. Dort war das Unternehmen im Mainframe-Bereich lange Zeit Monopolist. Und das Erbe eines Monopolisten ist Trägheit. Auf den neuen CEO John Swainson wartet die Aufgabe, diese Trägheit, die den New Yorkern fast noch mehr als die Auswirkungen des Bilanzskandales zu schaffen macht, abzulegen. Seine ersten Äußerungen und Ziele geben Anlass zur Hoffnung, dass er viel bewegen kann, vor allem im Verhältnis zum Handel. Schon sein Vorgänger Kenneth Cron, als Gründer der Computer Reseller News eine Koryphäe im Channelgeschäft, hatte vielversprechende Initiativen eingeleitet, aber die sechs Monate, die er im Amt war, waren zu kurz, um viel zu bewirken. Swainson bringt beeindruckende Referenzen mit, und wenn er es erreicht, das indirekte Geschäft von CA effektiv auszubauen, nützt das auch dem deutschen Fachhandel.

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INFO

CA Computer Associates GmbH
Marienburgstraße 35, D-64297 Darmstadt
Tel. 06151 9491-54, Fax 06151 9493-51
www.ca.com/germany


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