Passendes gefunden

24. Februar 2005, 0:00 Uhr |
So sieht der neue elektronische Ausweis in Belgien aus. Foto: Steria

Passendes gefunden. Ab Ende 2005 können belgische Bürger den E-Ausweis beantragen. Die neue Karte ist Teil der E-Government-Initiative, die die Kommuni­kation zwischen Staat und Bürgern verbessern und vereinfachen soll.

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Der heutige Trend zur Digitalisierung verschiedenster Vorgänge des modernes Lebens erobert in Belgien einen weiteren Bereich. Im Lande der köstlichen Pralinen gibt es ab diesem Jahr die elektronische Ausweiskarte. In Deutschland dagegen ist sie bis auf weiteres - aus Datenschutz- und Kostengründen - auf Eis gelegt worden.
Sie ist in etwa kreditkartengroß und der wesentliche Unterschied zum früheren System liegt im Microchip, der auf der Vorderseite des Personalausweises eingebettet ist. Dieser Chip enthält die gleichen Informationen, die auch bislang auf dem Ausweis zu finden sind. Jedoch können in Zukunft weitere Informationen über den Bürger, die nicht auf der Karte sichtbar sind, auf dem Chip gespeichert werden.

Genauer Zeitplan
Die Idee der Einführung eines E-Ausweises in Belgien entstand vor etwa drei Jahren und ist Teil der belgischen E-Government-Inititative. Der IT-Dienstleister Steria wurde beauftragt, technische Hilfe bei der Planung und Realisierung des Projektes in unserem Nachbarland zu leisten. Nach einer Pilotphase mit 70000 Karten in 11 Kommunen wird der elek­tronische Ausweis derzeit in den übrigen 578 Kommunen eingeführt. Ab Ende 2005 können die Bürger in Belgien ihre neue Ausweiskarte beantragen. Bis 2009 soll die durchgängige Umstellung auf den neuen Ausweis abgeschlossen sein.
Laut Luc Vanneste, Managing Director des belgischen Innenministeriums, erhofft sich seine Regierung einen näheren und unbürokratischen Kontakt zu den Bürgern. Diese können demnächst auf elektronischem Wege zum Beispiel Geburts- oder Sterbeurkunden von zuhause aus beantragen.

Sicherheit und Skalierbarkeit als Ziel
Aber die E-Karte soll viel mehr leisten können. Der Bürger kann bei ­Beantragung wählen, ob die Karte seine digitale Signatur tragen soll oder nicht. Die auf dieser Weise signierten Dokumente, zum Beispiel eine Steuererklärung oder Verträge, sind juristisch genauso gültig wie handschriftlich unterzeichnete. Der projektbegleitende Dienstleister Steria verwendet Verschlüsselungs-Standards im Rahmen einer Public Key Infrastructure, um die Sicherheit bei der Datenübertragung zwischen den Kommunen und dem Registre National zu gewährleisten.
Ein anderer Verwendungszweck für die Karte wäre zum Beispiel die Einreise in die USA. Ab Oktober 2005 und im Rahmen des Visa-Waiver-Programms benötigen EU-Bürger für diesen Zweck einen Pass mit biometrischen Merkmalen. Die neue belgische Ausweiskarte könnte ebenfalls diese Anforderung erfüllen. Dank der Identifizierungsfunktion wird der Inhaber ebenfalls künftig auf E-Government Anwendungen zugreifen können.
Die Gesamtkosten des Projektes erzählt Henk Vanderdooren, System Integration Manager von Steria, liegen bei 14 Millionen Euro. Die Zahl berücksichtigt die Beschaffung von Hardware, die Anpassung von Software und die Implementierung eines Helpdeskes für die möglichen Fragen seitens Regierungsmitarbeitern oder Bürgern. Der neue Ausweis kostet zirka zehn Euro das Stück und ist nicht teurer als sein Vorgänger.

Trend
Der elektronische Ausweis »wird manche Aspekte im Leben vereinfachen und verbinden. Außerdem läßt die E-Karte ein größeres europäisches Bewußtsein entstehen«, behauptet Baudoin de Sonis, Managing Director des eForums, eine Organisation, die im Auftrag der Europäischen Kommision das Thema E-Government in der Region vorantreibt. Bisher ist Belgien das einzige europäische Land, das einen genau festgelegten Zeitplans für die durchgängige Umstellung auf die E-ID-Karte vorweisen kann. Jedoch gibt es von mehreren Teilnehmern der EU unterschiedlich starke Bemühungen und Termine zur Umstellung auf eine elektronische Ausweiskarte - mit oder ohne digitaler Signatur und biometrischen Merkmalen -.


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