Ruhe an der Front

15. April 2004, 0:00 Uhr |

Ruhe an der Front. Microsoft, früher als böser Bube der IT bekannt, der vor keinem Streit zurückschreckte, bemüht sich unter der Ägide von Steve Ballmer um ein besseres Image. Der Konzern will nicht in erster Linie als Prozesspartei in den Schlagzeilen erscheinen.

Ruhe an der Front

Die Einigung mit Intertrust in dieser Woche ist da nur ein Glied in einer Kette. In der vergangenen Woche Sun, letztes Jahr Time Warner als Besitzer von Netscape, die alten Rivalen werden müde.

Microsoft schmeißt dabei mit Geld regelrecht um sich: Zwei Milliarden für Sun, 440 Millionen für Intertrust, das ist angesichts der gut gefüllten Kriegskasse nicht viel. Aber die Gates-Company war bisher eigentlich nicht für ihre Großzügigkeit bekannt und weigerte sich lange Jahre, Dividenden zu zahlen.

Ganz ohne Prozesse zu leben, ist für ein Unternehmen dieser Größenordnung unrealistisch. Aber Ballmer ist erkennbar bestrebt, für Ruhe zu sorgen und die größeren Streitpunkte beizulegen. Sogar für die Open-Source-Bewegung hat er kürzlich ein paar warme Worte gefunden.

Die Losung »Viel Feind, viel Ehr?« schadet auf Dauer doch dem Geschäft. Das hat Ballmer klar erkannt. Das Votum vieler politischer Entscheidungsträger, auch in Deutschland, für Linux ist in erster Linie eine Image-Entscheidung.

Linux gilt als »demokratische Software«, wie es eine Stadträtin in München formulierte. Und bei Leuten, die von Technik nichts verstehen, zählt ein solches Argument. Also muss das Image verbessert werden: Dafür setzt Microsoft auch stark auf seine Partner und unterstützt sie in vielfältiger Weise. Aber die Redmonder müssen in erster Linie selbst für ihren guten Ruf sorgen.

Ein wesentlicher Aspekt dabei, sich einen guten Ruf zu verschaffen, heißt auf andere Rücksicht nehmen. Das wird einem De-facto-Monopolisten nicht immer leicht fallen, aber die Bemühung sollte erkennbar sein und das ist sie in letzter Zeit.


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