Servicerufnummern-Markt: Intelligente Verbindung. Der Markt für Servicerufnummern ? die so genannten Mehrwertdienste ? gehört zu den profitabelsten Bereichen in der Telekommunikationsbranche. Da wundert es kaum, dass die gewinnbringende Vermarktung sowohl bei den Inhalte-Anbietern, bei den Carriern als auch bei zahlreichen Systemhäusern und TK-Fachhändlern auf reges Interesse stößt.
Während in den USA bereits fast jedes zweite Telefonat über Servicerufnummern läuft, sind es in Deutschland bislang lediglich rund fünf Prozent. Der Markt für Servicerufnummern ist damit für Carrier, Provider und vermittelnde Reseller gleichermaßen lukrativ. Auch wenn es die Telefongesellschaften nicht gerne eingestehen: Nach wie vor wird am meisten an den so genannten Premium Rate-Nummern verdient, in Deutschland meist unter der Vorwahl-Nummer 0190 und künftig 0900 nutzbar. Dabei handelt es sich zum größten Teil um Erotik-Angebote, von den Anbietern diskret »Adult Entertainment« genannt. Dazu zählen vor allem Dating-Dienste, Life Talk, sowie Dialerzugänge zu mehr oder minder erotischen Internet-Inhalten, die zusammen rund 60 Prozent der rund 7,1 Milliarden Gesprächsminuten für Premium Rate im vergangenen Jahr ausmachten.
Allerdings hat sich das Angebotsspektrum inzwischen deutlich ausgeweitet: Jeweils 20 Prozent im Premium-Segment teilen sich andere Unterhaltungsangebote wie Gewinnspiele, Horoskope und Klingeltöne sowie Business-Anwendungen wie Aktieninformationen, PC-Support und Spezialisten-Hotlines. Unternehmen wie die Schweizer Yellow Access GmbH, seit dem dritten Quartal 2003 auch in Deutschland und Österreich aktiv, haben bereits angekündigt, sich ausschließlich auf die Vermarktung von 0900-Nummern zu konzentrieren.
Den Löwenanteil im Servicenummern-Markt teilen sich hierzulande allerdings die großen Carrier. Marktführer ist die Deutsche Telekom, Nummer zwei ist nach eigenem Bekunden die Bonner Talkline ID. Wichtige Player im Markt sind auch Arcor, dtms und MCI. Zahlreiche kleinere Provider und Regiocarrier verzeichnen ebenfalls Erfolge. Regionale Stärke erweist sich dabei insbesondere im Mittelstand als vorteilhaft, denn gerade kleinere Firmen wie Handwerksbetriebe oder Freiberufler bevorzugen den Service eines lokalen Stadtnetzbetreibers oder die Vermittlung durch ein ihnen bekanntes Systemhaus. Insgesamt erreicht der Umsatz mit Servicenummer-Angeboten rund 1,4 Milliarden Euro, was einer fast zehnprozentigen Steigerung gegenüber den 1,28 Milliarden Euro des Jahres 2002 entspricht. Für das Jahr 2005 rechnet die Branche mit einem Umsatzvolumen von zwei Milliarden Euro.
Die ordentlichen Wachstumsraten resultierten nicht zuletzt aus dem Gewinnspielbereich, dessen Umsatzvolumen eine überproportionale Steigerung verzeichnet. Verantwortlich für diese Entwicklung sind vor allem populäre TV-Sendungen mit Abstimmungsmöglichkeiten und Bewerber-Hotlines. Hier wird inzwischen überwiegend die Servicerufnummer 0137 verwendet. Verbunden mit einem Sprachdialogsystem mit Audiotex-Technologie kann beispielsweise Arcor bis zu 1.680 Anrufe pro Sekunde gleichzeitig abwickeln. Auf diese Weise lassen sich innerhalb von zehn Minuten bis zu eine Million Anrufe bewältigen. Dabei ist eine Adresserfassung der Anrufer ebenso möglich wie die Erstellung individueller Statistiken. Anbieter erhalten monatlich eine Ausschüttung je Anruf, dessen Kosten zwischen 12 und 98 Cent liegen.
Aber auch andere Angebote erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Jedes Unternehmen kann seinen potenziellen oder bestehenden Kunden die Kontaktaufnahme erleichtern, wenn es mit der für den Anrufer kostenlosen Vorwahl 0800 oder der Shared-Cost-Vorwahl 0180 erreichbar ist. Bei mittelständischen Unternehmen können Fachhändler und Systemhäuser, die direkten Zugang zu dieser Klientel besitzen, am einfachsten Neukunden akquirieren. Klar ist, dass das Produkt erklärungsbedürftig ist. Denn diese seriöse Kundschaft will ihre Servicerufnummer keinesfalls in Verbindung mit Erotik- und oder Gewinnspiel-Hotlines sehen ? auch wenn technisch dieselben Voraussetzungen gefragt sind.
Dem vermittelnden Fachhändler oder Systemhaus winken mit Servicerufnummern lukrative Verdienstmöglichkeiten: So sieht beispielsweise das Provisionsmodell der Mainzer dtms eine flexible Preisgestaltung vor. Die Firma gibt einen Mindestpreis und einen Höchstauszahlungspreis vor, alles andere ist Verhandlungssache zwischen dem Partner und dessen Kunden. Reseller können auf diese Weise den Verkaufspreis selbstständig ohne Rücksprache festlegen und erhalten pro Kunde eine Minutenprovision. Dabei wird die Differenz zwischen dem erzielten Verkaufspreis des Kunden und dem von dtms geforderten Auszahlungspreis zu gleichen Anteilen zwischen Reseller und der Telefongesellschaft geteilt.
Die Verkaufsargumente liegen auf der Hand: Wer 0800- oder 0180-Rufnummern verwendet, signalisiert schon vor dem ersten Direktkontakt besondere Kundenfreundlichkeit. Darüber hinaus impliziert die Vorwahl auch den Eindruck eines bundesweiten Auftritts, denn anhand der Nummer ist nicht ersichtlich, wo die Firma oder das beauftragte Call-Center ansässig sind. Für Firmen, die 0180 verwenden, ist sogar die Rufweiterleitung auf ein Mobiltelefon oder ins Ausland möglich. Grundsätzlich zeigt sich, dass Servicerufnummern die Hemmschwelle reduzieren, ein Unternehmen zu kontaktieren.
Klare Vorteile kann bei einer täglich hohen Kunden-Kontaktfrequenz auch die optional erhältliche Analyse der Anrufdaten bringen: So lässt sich beispielsweise ermitteln, zu welchen Tages- oder Wochenzeiten die meisten Anrufe eintreffen. Der Vorteil: Die Personalplanung kann entsprechend optimiert werden. Weitere Filter-Möglichkeiten sind unter anderem die Ermittlung, aus welcher Region die meisten Anrufe kommen oder wie oft Anrufer vergeblich angerufen haben.
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Kasten
Aufgrund einer Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) vergibt die Regulierungsbehörde (Reg TP) keine 0190er Nummern mehr. Zum Jahresende 2005 werden sie ganz vom Markt genommen. Ersatz bietet die 0900er-Gasse, die dem Verbraucher mehr Sicherheit und Transparenz bieten soll. Auf die Dienstekennzahl 900 folgt eine Inhaltekennung: 1 steht hierbei für Information, 3 für Unterhaltung und 5 für sonstige Dienste. Die Sperrung bestimmter Rufnummern ist für Anschlussinhaber vereinfacht. Kosten für den Anruf müssen vorab und kostenlos bekannt gegeben werden.
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Arcor AG & Co.
Alfred-Herrhausen-Allee 1, D-65760 Eschborn
Tel. 069 2169-0, Fax 069 2169-4444
www.arcor.de, www.service-rufnummer.arcor.net
dtms Deutsche Telefon-
und Marketing Services AG
Isaac-Fulda-Allee 5, D-55124 Mainz
Tel. 0180 30703-00, Fax 0180 30703-509
www.dtms-partnership.de, www.dtms.de
MCI Worldcom Deutschland GmbH
Solmstraße 73, D-60486 Frankfurt/M.
Tel. 069 97268-0, Fax 069 97268-9153
http://global.mci.com/de/
Talkline ID Bonn
Willy-Brandt-Allee 20, D-53113 Bonn
Tel. 0228 96972-0, Fax 0228 96972-20
www.talkline-id.de
Deutsche Telekom AG, T-Com
Friedrich-Ebert-Allee 140, D-53105 Bonn
www.t-com.de
Verband der Anbieter für Telekommunikations- und Mehrwertdienste e.V.
Oberländer Ufer 180-182, D-50968 Köln
Tel. 0221 37677-25, Fax 0221 37677-26
www.vatm.de