Neuer Siemens-Chef Kleinfeld erbt Problemsparten

Siemens: Handlungsdruck bei defizitärer Handy- und IT-Services-Sparte

27. Januar 2005, 12:56 Uhr | Martin Fryba
Durchgreifen bei SBS und Com: Siemens-CEO Klaus Kleinfeld

Siemens: Handlungsdruck bei defizitärer Handy- und IT-Services-Sparte. Der als knallharter Sanierer bekannte Klaus Kleinfeld wird sein Image schon bald unter Beweis stellen können: Der neue Siemens-Chef wird mit den Problemsparten Com (Handy) und SBS (IT-Services) nicht lange fackeln.

Siemens: Handlungsdruck bei defizitärer Handy- und IT-Services-Sparte

Der heute scheidende Siemens-Chef Heinrich von Pierer hinterlässt seinem Nachfolger Klaus Kleinfeld eine ordentliche Bilanz. Der Gewinn vor Steuern des Elektronikkonzerns kletterte im ersten Quartal 2005 (Oktober bis Dezember) um 38 Prozent auf 1 Milliarden Euro. Das tröstet über dem Umstand hinweg, dass der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht zurückging. Er betrug 18,167 Milliarden Euro.

Pierer erwartet für das Gesamtjahr eine Fortsetzung der erfolgreichen Entwicklung bei den ertragsreichen Sparten von Siemens - vor allem also Medizintechnik und Kraftwerksbau. Das schlechte ITK-Geschäft hingegen dürfte sich Pierers Nachfolger Kleinfeld als erstes zur Brust nehmen. Allen voran die Mobilfunksparte. Während andere Hersteller steigende Umsätze im Weihnachtsquartal zu verzeichnen hatten, gingen bei Siemens die Erlöse um 7 Prozent auf 4,24 Milliarden Euro zurück. Siemens verkaufte 1,7 Millionen Geräte weniger, zudem fiel der durchschnittliche Verkaufspreis von 98 auf 86 Euro. Alles in allem entstand ein Verlust von 143 Millionen Euro. Von Kleinfeld erwarten Analysten Klarheit darüber, ob die defizitäre Handysparte verkauft oder in Kooperation mit einem anderen Hersteller wieder in die schwarzen Zahlen geführt wird.

Nicht weniger spannend stellt sich die Zukunft der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten Tochter SBS. Zwar steigerte SBS dank eines großen IT-Outsourcing-Vertrags mit der BBC den Quartalsumsatz leicht auf 1,256 Milliarden Euro. Allerdings entstand ein Verlust von 25 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 44 Millionen erwirtschaftet worden war. Begründet wurde der Verlust mit Kosten für die Restrukturierung sowie einem »ungünstigen Umsatzmix«. Im Klartext heißt das, dass die SBS bei einigen ihrer Aufträge Verluste einfährt. In Branchenkreisen wurde vergangene Woche eifrig spekuliert, ob SBS als gesamte Einheit verkauft oder in Teilbereichen zerschlagen veräußert werden würde. »Kein Kommentar«, hieß es hierzu von SBS-Bereichsvorstand Adrian von Hammerstein. Wohl auch deshalb nicht, weil der neue Siemens-Chef Kleinfeld derzeit möglicherweise mehrere Sanierungsoptionen prüft.


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