Stoß ins Herz der organisierten Online-Piraterie

27. April 2004, 14:58 Uhr | Martin Fryba

Stoß ins Herz der organisierten Online-Piraterie. Die USA und zehn weitere Länder haben rund 100 Verdächtige ausgemacht, die illegal Software, Filme und Musiktitel über das Internet vertrieben haben sollen. Der Schaden wird auf mehrere Hundert Millionen Dollar geschätzt. Behörden sprechen von der bislang aggressivsten Kampagne gegen organisierte Raubkopierer.

Stoß ins Herz der organisierten Online-Piraterie

Nach umfangreichen verdeckten Ermittlungen, an den sich neben den USA acht europäische Länder sowie Israel und Singapur beteiligten, haben die Strafverfolger vergangene Woche zugeschlagen. Im Rahmen der Operation »Fastlink« sind nach US-Angaben 120 Durchsuchungen vorgenommen und über 200 Computer, darunter 30 Server, beschlagnahmt worden. Rund 100 Verdächtige sind dabei ins Visier der Behörden geraten. Der US-Justizminister John Ashcroft bezeichnete die Aktion als bislang »aggressivsten Schlag in das Herz der internationalen Online-Piraterie«. Es wurden Raubkopien im Wert von 50 Millionen Dollar sichergestellt, der Schaden für die Industrie läge bei mehreren Hundert Millionen Dollar. Zu den Zielen der Ermittlungen gehörten die Piraterieringe »Fairlight«, »Kalisto« und »Echelon«. Diese so genannten »warez release groups« sind die Quellen der meisten raubkopierten Güter, die im Internet vertrieben werden.

Bei der Bekämpfung der gewerblichen Softwarepiraterie sind Behörden auf eine internationale Zusammenarbeit angewiesen, da die Tatverdächtigen die nationalen Grenzen der Verfolger geschickt ausnützten, wie ein Oberkommisar der bayerischen Strafverfolger für organisierte Kriminalität kürzlich vor der Presse erläuterte. »Sie arbeiten global und nach aller Kunst der Betriebswirtschaftslehre.« Daher bekämen Finanzermittlungen eine immer wichtigere Rolle. Allerding sei es schwierig, qualifizierte Finanzexperten für den Ermittlungsdienst zu gewinnen, da sie in der freien Wirtschaft ungleich mehr verdienen könnten.

Den weltweiten Schaden durch illegale Software beziffert die Business Software Allianz (BSA), ein Zusammenschluss von Softwarefirmen gegen Raubkopierer, auf über 13 Milliarden Dollar in 2002. Länder wie Vietnam, China, Indonesien und Russland standen 2002 mit einer Quote von weit über 80 Prozent an der Spitze der Softwarepiraterieraten. In Deutschland entsteht der Softwareindustrie nach Angaben der BSA ein Schaden durch illegalen Softwareverkauf von knapp 1 Milliarde Dollar.

BSA


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