Wimax: Zuwachs im Antennenwald

2. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Wimax: Zuwachs im Antennenwald. Die neue Funktechnologie Wimax wird von Branchengrößen wie Intel und Siemens unterstützt. Marktreife Produkte sind derzeit jedoch nur für wenige Einsatzbereiche erhältlich.

Wimax: Zuwachs im Antennenwald

In einigen Medienberichten wird der neuen Funktechnik Wimax bereits eine enorme Karriere prophezeit: Sie könne »zu neuen Verhältnissen auf dem TK-Markt führen«, sie wäre eine starke Konkurrenz zur WLAN- und UMTS-Technologie und könne problemlos Reichweiten bis zu 50 Kilometern überwinden und eine Bandbreite bis 70 MBit/s bieten. Marktforscher halten sich indes noch zurück: I-Supply etwa geht davon aus, dass der Umsatz mit Wimax-Basisstationen und User-Equipment bis 2007 nur mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 14 und 25 Prozent aufwarten wird. Erst ab 2008 rechnen die Analysten mit einer stärkeren Nachfrage.

Auch Christoph Beier, General Manager des Münchener Netzwerkspezialisten Wireless Distribution, hält von zuviel Euphorie in Sachen Wimax nichts: »Hier wird ähnlich wie bei UMTS eine riesige Luftblase erzeugt«, warnt der Unternehmer. Wireless Distribution ist Generalimporteur des aus dem Zusammenschluss von Breezcom und Floware hervorgegangenen israelischen Herstellers Alvarion und vermarktet hierzulande bereits seit Jahren Systeme für Daten- und Sprachübertragung für Point to Point, Point to Multipoint, Broadband Wireless Access und Wireless Local Loop. Dabei handelt es sich bislang noch um proprietäre Lösungen, die jedoch an den Wimax-Standard angelehnt sind. Endabnehmer der Access-Lösungen im Fünf- Gigahertz-Bereich sind meist kleinere Carrier und Firmenkunden.

Warten auf RegTP

Um Wimax-Lösungen auch im 3,5-GHz-Band verwenden zu können, muss hierzulande noch die Regulierungsbehörde aktiv werden. Bislang sind die Bereiche noch für den WLL-Richtfunk reserviert, der sich jedoch nur als Nischenlösung am Markt hält. Schneller handelte die österreichische Telekom Kontroll Kommission (TKK). Sie hat bereits die Frequenznutzungsrechte für Wireless Local Loop (WLL) im 3,4- und 3,5-GHz-Band in elf Runden versteigert. Zur Auktion gelangten 17 Frequenzpakete in sechs verschiedenen Regionen, die der österreichischen Republik bescheidene 464.000 Euro einbrachten.

Wireless Distributions-Chef Beier bemängelt derweil nicht nur die Spekulationen um die Leistungsfähigkeit der neuen Technik, sondern auch die missverständliche Verwendung des Begriffs »Wimax«: Tatsächlich müsse vom neuen Funkstandard IEEE 802.16a die Rede sein, unterstreicht der Manager. Beschrieben wird darin der Aufbau eines großflächigen Funknetzes im Rahmen eines Metropolitan Area Network (MAN).

Der Begriff »Wimax« resultiert hingegen aus einer Partnerschaft für drahtlose Datenübertragung, die Intel mit dem israelischen Spezialisten Alvarion vereinbart hat. Gemeinsam wollen die beiden Firmen Chips und andere Produkte nach 802.16a entwickeln. Der Industrieverband »Wimax-Forum«, dem Intel und Alvarion angehören, betitelte den Standard »Worldwide Interoperability for Microwave Access«, woraus das Kürzel Wimax entstanden ist. Insgesamt gehören dem Wimax-Forum heute knapp 200 IT-Unternehmen und Telefongesellschaften an, darunter Alcatel, Cisco, Nortel, Siemens und die Deutsche Telekom. Vorrangige Aufgabe des Forums ist es, die Kompatibilität und die Interoperabilität der neuen Accesstechnologie zu prüfen und ? künftig ? zu zertifizieren. Eine ähnliche Aufgabe hat das WiFi-Forum im Bereich der WLAN-Technologie übernommen. Inzwischen ziert nahezu jedes WLAN-Produkt das »WiFi«-Zertifikat.

Kein UMTS-Killer

Grundsätzlich ist geplant, mit der Wimax-Technik sehr hohe Bitraten über vergleichsweise große Distanzen an stationäre und mobile Endgeräte zu übertragen. Im realen Einsatz dürften die Lösungen Netto-Übertragungsraten von acht bis zehn Mbit/s erreichen, was erste Testinstallationen belegen. Die Reichweite wird in Innenstädten etwa bei 1,5 Kilometer liegen, auf der grünen Wiese sind etwa zehn bis zwölf Kilometer möglich. Anders als in verschiedenen Medienberichten dargestellt, hat die Technik damit in absehbarer Zeit nicht das Zeug zum »UMTS-Killer«, wie auch der Internet-Verband Eco bekräftigt. An der Integration von Sprachtelefonie wird derzeit noch gearbeitet; erste Lösungen werden frühestens im kommenden Jahr vorgestellt. Mit einer vollständigen Integration in Laptops ist nicht vor 2008 zu rechnen.

Der Vergleich mit der erfolgreichen WLAN-Technologie hinkt ebenfalls: WLAN wird hauptsächlich zur Vernetzung im Indoor-Bereich eingesetzt, während es sich bei Wimax um eine Technologie für Carrier und große Unternehmen handelt, die außerhalb von Gebäuden eingesetzt wird. Möglich wird es hingegen sein, dass Wimax in Regionen, wo ein DSL-Ausbau nicht rentabel ist, zur Überwindung der »letzten Meile« Verwendung findet. Diese Nachricht ist dem deutschen DSL-Marktführer T-Com freilich nicht entgangen: Regionen, in denen die Telekom den Ausbau von DSL bislang für unwirtschaftlich hielt und schließlich von Konkurrenzunternehmen Wimax geplant war, werden nun plötzlich mit T-DSL ausgestattet; mehrere Wimax-Pilotprojekte endeten deshalb im Planungsstadium.

Nach Einschätzung von Wireless Distribution könnte sich der Wimax-Netzaufbau trotzdem zu einem Geschäft für mehrere hundert lokale Carrier entwickeln. Die Investitionskosten für kleine, lokale Netze dürften mit unter 5.000 Euro für viele Anbieter erschwinglich sein. Neben Marktführer Alvarion bieten unter anderem auch Proxim und Redline Wimax-Lösungen an oder planen die Produkteinführung.

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Kommentar

Wimax besitzt großes Potenzial: Die Bitraten sind viel höher als bei UMTS, die Reichweiten erheblich besser als bei WLAN. Von einem neuen Boom-Markt kann aber vorerst noch keine Rede sein. Möglich ist gegenwärtig die Vermarktung von Lösungen im Enterprise-Markt und für kleine Carrier. Auch technologisch sind derzeit noch Grenzen gesetzt: Es gibt noch keine garantierten Bandbreiten, keinen vollautomatischen Zellenwechsel. Endgeräte wie Laptops oder Handhelds mit Wimax-Technik werden voraussichtlich erst in drei Jahren verfügbar sein, Handys liegen noch in ferner Zukunft.

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Partner gesucht

Wireless Distribution sucht derzeit Partner. Über das Partnerprogramm des Unternehmens können Firmen als spezialisierte Distributoren (VAD), Händler oder Integratoren (VAR) die Produkte von Alvarion einsetzen und vermarkten. Das Produktportfolio bedient das ISP-, Carrier- und Enterprise-Segment. Interessenten können sich direkt an das Unternehmen wenden.

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INFO

Beier & Beier GmbH
Geschäftsbereich Wireless Distribution
Landsberger Straße 302, D-80687 München
Tel. 01805 684306268, Fax 01805 684306462
www.wirelessdistribution.de


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