CRN-Interview mit Rodolpho Cardenuto von SAP

»Das Channel-Business verdreifachen«

5. Mai 2017, 13:26 Uhr | Andreas Dumont
Rololpho Cardenuto, SAP, und Andreas Dumont, CRN
© ICT CHANNEL

Im Interview erklärt Rodolpho Cardenuto, weltweiter Channel-Chef bei SAP, warum die Zukunft in der Cloud liegt und warum das Partner-Geschäft so wichtig ist.

CRN: SAP Hana ist seit vielen Jahren auf dem Markt, welche Entwicklung hat das Produkt durchlaufen?

Rodolpho Cardenuto: Wir haben Hana 2010 auf den Markt gebracht. Schnell vorspulen: Sieben Jahre später haben wir die Hana Cloud Platform, wir haben die S/4 Hana Business Suite, wir haben S/4 Hana Cloud Suite und wir haben die SAP Cloud Platform. Das ist die Evolution von Hana. Angeführt von S/4 Hana sehen wir eine große Annahme auf der Kundenseite. Wir hatten ein sehr gutes erstes Quartal, und das nach einem sehr guten Jahr 2016.

CRN: Was ist die nächste Evolutionsstufe von Hana?

Cardenuto: Dieses Jahr noch wird es S/4 Hana Public Cloud Edition geben. Wir bringen alles, was wir bisher für On Premise gemacht haben, in die Cloud. Das zweite große Thema wird Leonardo sein, das ist unsere künstliche Intelligenz, das wird jede Business-Sparte von SAP tangieren. Leonardo ist eine KI-Plattform, die grundlegend auf Hana basiert. Sie werden eine Menge embedded KI in all den Applikationen sehen, die wir haben. So dreht sich die Welt weiter.

CRN: Was ist der wesentliche Nutzen von SAP Hana für die Kunden?

Cardenuto: Um es in einfachen Worten zu sagen Hana oder S/4, das unsere Business-Suite ist, ist der digitale Kern. Heute dreht sich alles um die digitale Transformation, und man braucht einem Kern, ein Herzstück, um diese Digitalisierung zu bewältigen. Das ist S/4. All die Applikationen schwirren wie Satelliten darum herum.

CRN: Sind SAP Hana und Hadoop ein Traumpaar für Big Data Analytics?

Cardenuto: Oh ja, wir nutzen Hadoop, es ist tatsächlich eine perfekte Kombination für Big Data Analyse. Wir haben SAP Vora, das Teil der S/4-Suite ist. Vora ist die Schnittstelle zu Hadoop. Sie können Hadoop als einen Ozean von Informationen sehen. Um nach den guten Informationen zu fischen, nutzen wir Vora. Vora ist der große Filter, der Enabler, um im Ozean der Informationen von Hadoop zu navigieren.

CRN: Wird Virtual und Augmented Reality bei SAP eine Rolle spielen?

Cardenuto: Wir haben in diesem Bereich bedeutende Partnerschaften etwa mit Google, Apple und Microsoft, die sich bereits intensiv mit Augmented Reality beschäftigen.

CRN: Ein anderes Buzzword ist IoT. SAP hat die Hana Cloud Platform for IoT. Soll dies in naher Zukunft weiter ausgebaut werden?

Cardenuto: IoT und Machine Learning werden in Leonardo eingebunden werden. Bei IoT geht es nicht nur darum, alles Mögliche wie etwa einen Toaster miteinander zu vernetzen, sondern auch um das Sammeln von Daten und deren Auswertung, etwa für Predictive Analytics. Hier kommt Leonardo ins Spiel. Deutschland übrigens auf diesem Gebiet schon recht weit.

CRN: Was meinen Sie zu selbstfahrenden Autos?

Cardenuto: Das ist die Zukunft, besonders für die Millennials. Die jungen Leute haben keine Besitz-Mentalität mehr, sie haben eher eine Konsumenten- oder Erlebnis-Mentalität. Die Technik ist da, einige Fragen müssen noch geklärt werden. Ich glaube, kein selbstfahrendes Auto fährt schlechter als ich selbst. Elon Musk prophezeit, dass in zehn Jahren jeder Autohersteller ein selbstfahrendes Auto in der Palette hat. Das gleiche gilt für Elektro-Autos.

CRN: SAP ist praktisch das einzige deutsche Start-up, das zu einem Weltkonzern geworden ist. Welche Gründe sehen Sie dafür?

Cardenuto: In den USA gibt es ein großes Start-up-Fieber im Westen. Drei Viertel der Technologie-Start-ups sind an der Westküste. Warum? Sie brauchen günstige Arbeitsbedingungen und entsprechend ausgebildete Menschen. Zudem brauchen sie ein günstiges, offenes Regulierungssystem und entsprechende rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Google darf seine selbstfahrenden Autos in Kalifornien testen und herstellen. Kein anderer US-Staat ermöglicht das. In Deutschland ist Berlin das Start-up-Zentrum. Und Potsdam, wo es auch das Hasso-Plattner-Institut gibt.

CRN: Wie viele Partner hat SAP?

Cardenuto: Wir haben weltweit ungefähr 15.000 Partner. Alle Arten von Partner, von ISPs über VARs bis hin zu Systemintegratoren. Wir sehen ungefähr die Hälfte davon als aktive Partner an, es ist ein ziemlich aktives Ökosystem. Die Cloud-Choice-Profit-Initiative hilft vor allem Partnern mit dem Fokus auf Cloud, ihre Geschäfte auszubauen und von Verkäufen in die Cloud zu profitieren. Es ist ein Umsatzbeteiligungs-Programm. Im Bereich Enablement haben wir das Partner Edge-Portal, in dem wie etwa Zertifizierungen und Schulungen anbieten. In Orlando, Florida, findet jedes Jahr die Anwenderkonferenz Sapphire statt. Und am Tag davor ist der weltweite SAP-Partner-Summit, eine riesige Veranstaltung mit 1.200 Partnern vor Ort.

CRN: Was sind die Top SAP-Produkte, die über den Channel verkauft werden?

Cardenuto: S/4. Die ERP-Suite S/4 ist der Verkaufsschlager. Hybris verkauft sich auch gut. Success Factors und Ariba gehören auch zu den Top Sellers.

CRN: Was sind die Channel-Ziele für 2017?

Cardenuto: Wir haben eine Agenda 2020. Bis dahin wollen wir das Channel-Business für SAP verdreifachen. Partner sind sehr wichtig für uns. Im ersten Quartal haben wir fast 2.200 neue Kunden gewonnen, 1.900 davon durch Partner. Im Channel-Business hatten wir jetzt das elfte aufeinanderfolgende Quartal mit Wachstum: Im Cloud-Bereich 69 Prozent Wachstum, Cloud Platform 82 Prozent, S/4 Hana Cloud 584 Prozent. Und das obwohl das Vorjahr bereits sehr gut war.

CRN: Wo sehen Sie SAP in fünf Jahren?

Cardenuto: Nun, weiterhin das beste Software-Unternehmen für Business-Applikationen im Markt sein. Wir haben 1972 damit angefangen und wir wollen auch künftig Marktführer bleiben. Ich sehe sonst niemanden in den Bereichen, in denen wir aktiv sind.

CRN: Wissen Sie, wofür das Akronym SAP steht?

Cardenuto: Ja. Systemanalyse und Programmentwicklung.


  1. »Das Channel-Business verdreifachen«
  2. Die Historie von SAP

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