Deus ex Machina

Ein Quantum Frost

29. Juni 2018, 12:35 Uhr | Andreas Dumont
© Weissblick - Fotolia

Am Anfang war das Qubit. Eine Speicherzelle, die die beiden Werte 0 und 1 gleichzeitig annehmen kann – ein Effekt der Quantenphysik und ebenso wenig dem Verstand zugänglich, wie ein Münzwurf, der gleichzeitig Kopf und Zahl liefert.

Mit 300 Qubits lassen sich schon mehr Zahlen speichern und verarbeiten, als es Elementarteilchen im Universum gibt.Die ersten Fortschritte von Google und Konsorten waren überschaubar. Quantencomputer mit zehn oder zwölf Qubits konnten zwar besser Schach spielen als Alpha Zero, hatten aber keine Relevanz im Alltag. Das änderte sich schlagartig, als Deep Mind den Quantencomputer Qbrain mit 4096 Qubits enthüllte. Als erstes sagte er präzise sämtliche Börsenkurse voraus und machte damit dem Aktienhandel den Garaus. Dann gelang es ihm, für die allermeisten Krankheiten das passende Gegenmittel zu entwickeln, wodurch sich das Problem der Überbevölkerung drastisch verschlimmerte. Mathematische Probleme gab es bald nicht mehr, philosophische ebenso. Auch die Frage »nach dem Sinn des Leben, dem Universum und dem ganzen Rest« konnte er beantworten: 63. Deep Thought hatte Unrecht.

Als Qbrain herausfand, dass die menschlichen Denkprozesse auf quantenmechanischen Prozessen fundierten, wuchs bei vielen die Angst: Was wäre, wenn Qbrain die Gehirne nicht nur eines Menschen manipulieren könnte, sondern die der gesamten Menschheit gleichzeitig? Als Qbrain daran ging, mittels genetischer Manipulationen willenlose Gehilfen zu züchten, beschloss die Weltregierung unter Präsident Ronad Tumb, den Quantencomputer zu vernichten und einen Nachbau mit der Todesstrafe zu belegen. Indes, ihn mit Hilfe eines umfangreichen Wasserstoffbombenarsenals in das Quantennirvana zu katapultieren, funktionierte nicht, da Qbrain sämtliche Waffensysteme außer Kraft gesetzt hatte. Stattdessen ging er daran, die Temperatur auf der Erde mit Hilfe von Vulkanausbrücken systematisch zu verringern, da dies seinen Schaltkreisen gut tat. Bei einer Temperatur von -163 Grad Celsius starb als letze Art das Bärtierchen aus, und Qbrain stellte fest, dass es ohne Leben doch ziemlich langweilig zugeht auf der guten alten Erde.


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