Der amerikanische Autobauer Ford drückt beim autonomen Fahren aufs Gas und holt sich den US-Fahrdienstvermittler Lyft mit ins Boot. Gemeinsam wollen die Partner Fahrzeuge ohne Lenkrad zügig und zu erschwinglichen Preisen auf die Straße bringen.
Ford will selbstfahrende Fahrzeuge schneller in den Verkehrsalltag bringen und schließt sich dafür mit dem US-Fahrdienstvermittler Lyft zusammen. Auf einer gemeinsamen Technologieplattform wollen die Partner zunächst herkömmliche Fahrzeuge im Lyft-Netzwerk einsetzen, um die Plattform-Schnittstelle sowie die Kompatibilität zu testen, teilte Ford am Donnerstag mit. Zu einem späteren Zeitpunkt sei dann der Einsatz selbstfahrender Testfahrzeuge von Ford geplant. Lyft verfüge vor allem in den USA über ein großes Kunden-Netzwerk sowie über detaillierte Kenntnisse zum Transportfluss innerhalb der Städte, betonte Ford. Der Autokonzern Ford werde wiederum sein Know-how bei der Entwicklung autonomer Fahrzeugtechnologie beisteuern. Gemeinsam wolle man »autonome Fahrzeuge für die breite Masse nutzbar machen«, hieß es.
Lyft will zu einer Plattform für autonome Fahrzeuge verschiedener Anbieter werden. Zu den Partnern des Uber-Rivalen gehören bereits der Ford-Konkurrent General Motors, die Google-Schwesterfirma Waymo sowie Start-ups wie Drive.ai oder NuTonomy. GM investierte Anfang 2016 rund eine halbe Milliarde Dollar in Lyft. Uber hingegen arbeitet an eigener Roboterwagen-Technologie - und muss sich gerade vor Gericht gegen den Vorwurf wehren, von Waymo gestohlenes Wissen eingesetzt zu haben. Man gehe davon aus, dass der Zusammenschluss den »Aufbau eines profitablen und rentablen selbstfahrenden Fahrzeuggeschäfts beschleunigen« werde, sagte Ford-Manager Sherif Marakby. Ford habe bereits spürbare Fortschritte bei der Entwicklung autonomer Technologien gemacht und baue derzeit die notwendige Infrastruktur aus.
Entwicklerteams arbeiteten derzeit an der Kompatibilität der Systeme beider Unternehmen, damit Lyft-Kunden keinen Unterschied zum gewohnten Service spürten. Mit Hilfe der Lyft-App solle es ihnen dann künftig möglich sein, selbstfahrende Fahrzeuge optimal zu disponieren. Einen Zeitpunkt, ab wann es dieses Angebot geben wird, nannte Ford nicht. Ford hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, bis 2021 Roboterautos ohne Lenkrad auf die Straße zu bringen. Der vergleichsweise hohe Preis der ersten autonomen Autos gilt dabei allerdings als große Hürde, um einen größeren Markt zu adressieren. Der Einsatz in Flotten aus Mietwagen oder Taxis gilt dabei als attraktive Lösung, um schnell eine Massentauglichkeit zu erreichen.
Ford hatte 2015 eine Partnerschaft mit Google bei Roboterwagen-Technik erwogen, sich dann aber für die Entwicklung eigener Systeme entschieden. Im Mai rückte der zuvor für autonome Fahrzeuge und Mobilitätsdienste zuständige Jim Hackett an die Konzernspitze vor.