Digitale Assistenten sollen unser Leben durch künstliche Intelligenz einfacher machen. Allzu gerne wird im Jubel über die smarten Begleiter jedoch übersehen, dass der Maschinenintelligenz eine enge Grenze gesteckt ist: die Dummheit ihrer Nutzer.
Nachdem sich die wesentlichen Verbesserungen der IT über Jahrzehnte vor allem im Bereich der Leistungssteigerung vollzogen haben, propagieren die Hersteller und Softwareanbieter nunmehr eine Zeitenwende. Dank den inzwischen erreichten enormen Rechenkapazitäten werden rasante Entwicklungsfortschritte auf Gebieten wie Big Data, Maschinenlernen und künstlicher Intelligenz möglich. Durch sie sollen unsere Rechenknechte nun endlich auch klüger, oder im Marketingsprech »smart«, werden. Theoretisch kann unser Kalender die Wichtigkeit verschiedener Termine selbständig einordnen, unser Auto in Zusammenarbeit mit dem Wecker entscheiden, wann es angesichts der aktuellen Termin- und Staulage die Standheizung anwirft und unser Kühlschrank uns im Supermarkt automatisch daran erinnern, dass wir noch Butter brauchen. Gesteuert wird das alles natürlich einfach und komfortabel per Sprachbefehl. Ganze Berufsgruppen könnten damit überflüssig werden.
Dass die Wahrheit allerdings nicht ganz so reibungslos und glücklich aussieht, zeigt sich in der Praxis spätestens dann, wenn man – natürlich leider erst zu spät – merkt, dass der Kühlschrank keinen Überblick über den Restbestand an Toilettenpapier hat, oder man noch Wochen nach dem Kauf eines neuen Rasentrimmers im gesamten Internet Angebote für weitere Rasentrimmer angezeigt bekommt. Doch selbst wenn die Technik dereinst perfektioniert wird, bleibt noch immer das weitaus größte Problem bestehen: unsere eigenen Unzulänglichkeiten. Denn wir Nutzer werden einfach nicht im gleichen Maße und Tempo intelligenter wie die Software – was diese auch durch noch so viel Smartheit nicht ausgleichen kann. Gerade die uns Menschen zutiefst innewohnende Macht der Gewohnheit wird keine KI je abschaffen können.
So werden Watson, Cortana und Co. auch nie richtig die zarten Zwischentöne verstehen, wenn sie von einem wütenden Nutzer in tiefstem Oberpfälzerisch angebellt werden. Deshalb kann jeder Support-Mitarbeiter und jede Assistenz, die durch eine solche smarte Lösung ersetzt werden soll, trotzdem beruhigt und voller Freude auf die Zukunft schauen und amüsiert beobachten, wie die digitale Konkurrenz bei typischen Problemstellungen wie »halten Sie mir heute bloß den Vollhorst von Ding vom Hals, der dauernd anruft«, »diesen öffentlichen Ordner im Netzlaufwerk gibt es bei mir nicht«, oder »Cortana ignoriert meinen Befehl „rechte Maustaste klicken und auf kopieren drücken“« ihre geballte »Intelligenz« unter Beweis stellt und krachend in einen Haufen digitalen Staub aus Nullen und Einsen zerfällt.