NBC-Reporterin versuchte verdeckte Recherche auf der Hacker-Konferenz

Defcon: Reporterin von Hackern hinausgeworfen

6. August 2007, 23:06 Uhr |

Die besten technischen Spione der Welt mit technischer Spionage zu überlisten, ist schon ein sehr gewagtes Unterfangen. Dies musste die NBC-Reporterin Michelle Madigan auf der diesjährigen Hacker-Konferenz Defcon in Las Vegas schmerzlich erfahren: Ihre Versuche, mit einer Knopfloch-Kamera die Tagungsteilnehmer zu filmen, scheiterten kläglich, nachdem der Veranstalter sie öffentlich von der Bühne aus identifizierte. Unter den wütenden Teilnehmerrufen "Verbrennt die Hexe!" verließ sie fluchtartig den Raum.

Die Defcon ist eine jährliche Versammlung von legalen aber auch durchaus weniger legalen Hackern, und die Organisatoren ergreifen deshalb besondere Maßnahmen, um die Privatsphäre der Besucher zu wahren. Pressevertreter können sich akkreditieren, doch Kameras jeglicher Art sind auf der Show strikt verboten.

Madigan ist die Aufnahmeleiterin der NBC-Serie Dateline und hatte die Idee, mit einer versteckten Kamera Material für eine Sendung "Hackers for Hire" ("Hacker zu mieten") zu sammeln. Ziel der Sendung wäre es gewesen, den kriminellen Hacker-Untergrund zu beleuchten und insbesondere auch Undercover-FBI-Agenten auf der Show zu outen. Hierzu bat sie um eine entsprechende Akkreditierung, doch der Organisator der Defcon Jeff Moss hatte Bedenken, dass die Produzenten den Beitrag sensationalisieren würden und so das Ziel der Show untergraben würden. "Wir haben online nachgeforscht und festgestellt, dass die Produzenten der Show sehr hetzerische Stücke machen. Das sind keine fundierten Recherchen und echten News – das ist sensationalistischer Blödsinn. Und das machte uns nervös", so Moss.

Auch für die anwesende FBI-Agenten wäre es ein Risiko gewesen, identifiziert zu werden, ebenso für normale Teilnehmer. "Die Existenz einiger Anwesenden steht auf dem Spiel, wenn ihre Arbeitgeber herausfinden, dass sie an der Show teilnehmen," erklärte Michael Bender, Professor am Wisconsin Technical College.

Deshalb versuchten die Organisatoren laut Moss schon vor der Show, offen mit Madigan zusammenzuarbeiten. Sie boten ihr eine Akkreditierung und unbeschränkte Interviewmöglichkeiten an. Doch Madigan lehnte ab, weil sie wusste, dass sie mit einem Pressausweis um den Hals nicht mehr verdeckt arbeiten könnte.

Ihre Ablehnung machte die Veranstalter aber misstrauisch und wachsam. "Medienvertreter haben uns zuvor gewarnt, dass eine Reporterin versuchen wird, Aufnahmen zu machen," sagt der langjährigen Defcon-Mitarbeiter "Priest", der seine Identität nicht bekanntgeben will. Laut Priest verfolgten die Defcon-Organisatoren dann jeden ihrer Schritte ab der Landung ihres Flugzeuges in Las Vegas. Bei der Registrierung wurde Madigan erkannt und erneut ein Presseausweis angeboten. Doch sie weigerte sich erneut und wollte auch nicht die Medienrichtlinien in Empfang nehmen.

Sie ging dann direkt in den Konferenzraum mit dem Thema "Entdeckt den FBI-Agenten". Was sie nicht wusste, war, dass es um ein eigens für inszenierte Event handelte: "Wir wussten sogar genau, wo sie sitzt," erklärte später ein Defcon-Mitarbeiter. Danach wurde ein neuer Wettbewerb angekündigt: "Findet den Undercover-Reporter, der die Defcon-Regeln verletzt". Moss gab ihr noch einmal die Möglichkeit, einen offiziellen Presseausweis auf der Bühne abzuholen, bevor er sie öffentlich bloßstellen würde. Doch stattdessen sprang Madigan auf, trat eine Tür ein und rannte aus dem Raum zu ihrem Auto. "Sie hat den Fehler gemacht zu rennen. Wenn sie sich wie ein erwachsener Mensch verhalten hätte, wäre sie auch mit Respekt behandelt worden," erklärte Priest. Stattdessen folgten ihr etwa 150 Personen und umringten sie mit Fragen, die sie nicht beantwortete. Priest nahm es locker und verglich beide Berufe: "Zehn Prozent der Hacker und zehn Prozent der Journalisten sind dafür verantwortlich, dass alle einen schlechten Ruf haben," lautet sein Fazit.

Katharina Guderian/wg


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