Kennen Sie Sysiphos? Ja? Dann wissen Sie jetzt, dass ich jammern will. Wozu sonst sollte man den Sagenhelden auch herbeizitieren, der wieder und wieder seinen Stein den Berg heraufschafft, nur um ihn jedes Mal wieder herunterrollen zu sehen.
Unser Stein heißt "Awareness". Die LANline bemüht sich seit Monaten im Verein mit den
Sicherheitsverantwortlichen respektabler Unternehmen, der Forschungsgemeinschaft EICAR,
Spezialisten der Universität München und anderen Partnern um ein neues Verständnis der
Informationssicherheit im Unternehmen, das die aufmerksamen Mitarbeiter als Stütze und nicht als
Gefahr für die Security-Abteilungen behandelt. Unsere Awareness-Microsite und der Newsletter mit
seiner kleinen Cut-and-Paste-Kampagne gehören auch zu den entsprechenden Aktivitäten.
Und dann kommt ein Unternehmen wie Websense mit einer Pressemeldung, die wieder einmal die
Mitarbeiter zur Hauptgefahrenquelle erklärt – "zu 23 Prozent wissentlich". Und als Basis für diese
These kommt wieder eine Umfrage zum Zuge, die nach bekanntem Muster keine realen Vorkommnisse
zählt, sondern nach den Ängsten der Manager fragt. So schürt man Misstrauen in den Betrieben und
fördert die Abkopplung der loyalen Angestellten von Security-Belangen. Die echten Industriespione,
die sich den Insider-Status erschleichen, lachen nur. Der Stein rollt.
Ähnlich fühlen sich zurzeit manche Mitarbeiter von staatlichen Institutionen wie dem BSI, die
sich seit Jahren mit wachsendem Erfolg und immer besserem Ruf für Awareness auf Bundesebene
eingesetzt haben. Seitdem nun der Innenminister seinen Bundestrojaner pflegt, so wissen sie hinter
vorgehaltener Hand zu berichten, misstraut ihnen die Bevölkerung und meidet speziell die
angebotenen Downloads. Der Bürger trennt einfach nicht zwischen den unterschiedlichen Institutionen
– verständlicherweise.
Der amerikanische Sicherheitsspezialist Bruce Schneier hat jüngst in seinem
Kryptogramm-Newsletter die Abschaffung der Sicherheitsindustrie gefordert, und staatliche Stellen
verdächtigt er ohnehin seit langem des Kenntnismangels und der Panikmache für unlautere Zwecke. So
weit gehen wir nicht – dazu kennen wir zu viele gute Produkte und verantwortungsvolle
Staatsbedienstete. Aber Schneiers "Kryptogramm" finden Sie ab sofort in deutscher Sprache auf
www.lanline.de.
Und den Stein schleppen wir auch wieder hoch, versprochen.