Das Bundesinnenministerium und der Verein "Deutschland sicher im Netz e.V." (DsiN) haben eine Kooperation zur IT- und Internetsicherheit vereinbart. Innenminister Schäuble wird die Initiative in Zukunft unter anderem als Schirmherr unterstützen. Der DsiN-Vereinsvorsitzende Heinz Paul Bonn erhofft sich für die Arbeit seiner Organisation, die alle Internetnutzer von Unternehmen bis hin zu Jugendlichen anspricht, "eine große und dauerhafte Schlagkraft".
Der DsiN-Verein, der vor allem zu Beginn seiner Tätigkeit unter dem Vorwurf zu leiden hatte, vor allem dem Marketing von Microsoft und anderen großen Software-Firmen unter den Mitgliedern zu dienen, konnte in den vergangenen Monaten seine Reputation auch unter professionellen Internetnutzern deutlich steigern. Dazu tragen nicht zuletzt die professionellen Publikationen zu schwierigen "menschlichen" Themen der IT-Sicherheit bei, unter anderem zur Abwehr von "Social Engineering"-Attacken.
Glaubt man IT-Spezialisten und anderen Beobachtern, droht dem DsiN durch die Kooperation mit dem BMI nun allerdings ein neuerlicher Einbruch des Ansehens und ein Vertrauensverlust. Gleich mehrere Aktionen des Innenministeriums, darunter die Bestrebungen zur erweiterten Vorratsdatenspeicherung und der Versuch, Onlinedurchsuchungen mit eigens programmierter Malware erlauben zu lassen ("Bundestrojaner"), haben in den vergangenen Monaten zu massiven Irritationen geführt.
Der Protest beschränkt sich dabei keineswegs auf typische Aktivistengruppen, die auf Sprayschablonen ("Schäublonen") und T-Shirts ein Portrait des Innenministers mit dem Schriftzug "Stasi 2.0" (jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/378419; www.dataloo.de/tag/schäublone) kombinieren. Neben Datenschützern und Parteien wandten sich auch Internetnutzer und Anbieter von Sicherheitslösungen und -dienstleistungen nicht zuletzt aus technischen und konzeptionellen Überlegungen heraus ungewohnt deutlich gegen die Überwachungsbestrebungen Schäubles. Deutsche Herstellerfirmen befürchten sogar Exporteinbußen (). Selbst beim BSI beklagen Mitarbeiter inzwischen, dass die Bevölkerung nicht zwischen Innenministerium und BSI trenne und dass eine wachsende Anzahl von Internetnutzern vor allem den Download-Tools auf der BSI-Site nicht mehr traue. Auch bei Auftritten auf Konferenzen bekommen Vertreter den Unmut der Anwender zu spüren – gerade Personen, die für das Sicherheitsbewusstsein von Mitarbeitern oder anderen Gruppen von Internetnutzern verantwortlich sind, stört die durch das Innenministerium verursachte Verquickung von Sicherheit und Personenüberwachung.
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