Ransomware hat sich mittlerweile zu einem globalen Problem entwickelt. Cyberkriminelle Gruppen operieren von Ländern aus, die ihnen einen sicheren Unterschlupf bieten und es ihnen ermöglichen, sogar raffinierteste Angriffe zu starten. Um eine Eskalation zu verhindern, braucht es eine gemeinsame, weltweite Strategie. Michael Veit, Sicherheitsexperte bei Sophos, schätzt nachfolgend die Lage ein.
Wir befinden uns mitten in einer Ransomware-Krise. In den letzten Monaten war eine Fülle von Ransomware-Angriffen zu beobachten, die immer extremer waren, wie zum Beispiel die vorübergehende Abschaltung einer großen amerikanischen Treibstoffpipeline. Die zunehmenden Ransomware-Angriffe sind kein neues Phänomen, aber in diesem Jahr hat sich diese Art der Cyberkriminalität von einer bösartigen Bedrohung zu einer ausgewachsenen globalen Krise entwickelt und es auf die politische Agenda geschafft.
Bundesbehörden sind es gewohnt, ständig Cyberangriffen ausgesetzt zu sein. Neu ist jedoch, dass sie jetzt auch Ziel kommerzieller Ransomware-Angriffe sind. Diese Eskalation ist zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass die Angreifer ihre Fähigkeiten verfeinert haben, indem sie einerseits in staatlich geförderten „Hacking-Armeen" arbeiten und andererseits als Freiberufler für private Ransomware-Anbieter tätig sind.
Die jüngste Anklage des US-Justizministeriums gegen die chinesische Regierung, die Cyberkriminelle bei ihren Angriffen auf einen weit verbreiteten E-Mail-Server unterstützt haben soll, verdeutlicht die Überschneidungen zwischen Nationalstaaten und Ransomware-Gruppen: Die von Staatsgeheimdiensten entdeckten Sicherheitslücken sind von privaten Akteuren als Waffe im Einsatz. Staaten, die Ransomware-Angreifer und andere Cyberkriminelle ausbilden, haben sowohl die Bedrohung durch Ransomware verschärft als auch ihr Profil in den Augen von Regierungen auf der ganzen Welt gestärkt. Das veranlasste neben dem Weißen Haus auch die NATO und den G-7-Gipfel kürzlich dazu, Erklärungen zu Ransomware abzugeben.