Sophos stellte vor Kurzem die Ergebnisse des aktuellen State of Ransomware Reports für die verarbeitende Industrie vor. Es ist keine Entspannung in Sicht: Angriffe werden häufiger und raffinierter, zugleich steigen die Lösegeldforderungen und die Wiederherstellung nach einem Angriff dauert immer länger.
Cyberkriminalität ist eines der größten, geschäftsschädigenden Risiken für Unternehmen aller Branchen. Doch es gibt durchaus Unterschiede zwischen den diversen Marktsegmenten. Wie sich die Gefahr durch Cybergangster aktuell auf das produzierende Gewerbe auswirkt, hat das Cybersicherheitsunternehmen Sophos in einer weltweiten Studie festgestellt.
Die vermeintlich gute Nachricht ist, dass der Anteil der produzierenden Unternehmen, die mit Ransomware attackiert wurden, nur wenig gestiegen ist. 56 Prozent wurden im letzten Jahr angegriffen. Im Vergleich: ein Jahr zuvor waren es 55 Prozent. Zwar gibt es Branchen und Sektoren, die deutlich mehr betroffen sind – der Durchschnitt über alle Branchen liegt bei 66 Prozent – allerdings gibt es wenig Grund zum Aufatmen, wenn mehr als jedes zweite Unternehmen von den Cyberkriminellen ins Visier genommen wird.
Für die produzierende Industrie stellt sich die entscheidende Frage, wie die Cyberkriminellen ins Unternehmen gelangen und welche Angriffstaktiken die größten Risiken für diese Branche birgt. Die gute Nachricht zuerst: In der Rangliste der Angriffstaktiken haben produzierende Unternehmen die potenziell ausnutzbaren Schwachstellen mit nur 24 Prozent vergleichsweise gut im Griff. Über alle Branchen hinweg ist diese Angriffstaktik mit 36 Prozent deutlich höher. Eine größere Herausforderung mit 27 Prozent scheint die Branche mit der Sicherheit von Nutzerdaten und Kennwörtern zu haben, die Cyberkriminelle stehlen, um sich Zugang zur IT-Infrastruktur zu verschaffen.
Besonderen Nachholbedarf hat das produzierende Gewerbe laut der Studie mit 20 Prozent bei der Abwehr von Phishing-Angriffen. Da der branchenübergreifende Durchschnitt lediglich 13 Prozent beträgt, liegt die Vermutung nahe, dass sich andere Sektoren besser um die Schulung ihrer Mitarbeiter in dieser Hinsicht kümmern.
Ein Angriff auf ein Unternehmen bedeutend nicht zwingend, dass die Cyberkriminellen Erfolg damit haben, ihre Ransomware zum Einsatz zu bringen und Lösegeld fordern. Der Trend für die produzierende Industrie zeigt jedoch deutlich, dass die Cyberkriminellen bei ihren Angriffen und den eingesetzten Techniken kräftig aufgerüstet haben. In der aktuellen Studie sind 68 Prozent der Angriffe „erfolgreich“, und nur 27 Prozent konnten rechtzeitig entdeckt und gestoppt werden. Im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor schafften es die Cyberkriminellen bei 57 Prozent ihrer Angriffe, die Daten zu verschlüsseln, und 38 Prozent konnten verhindert werden. Erschwerend kommt die „Double-Dip“-Taktik der Cyberkriminellen hinzu. Dabei werden die Daten zudem gestohlen, bevor sie verschlüsselt werden – eine Methode, die das Lösegeld und die Bereitwilligkeit zu bezahlen in die Höhe treiben, da auch Unternehmen, die die Daten wiederherstellen können, noch mit Veröffentlichung erpresst werden können.
Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Lösegeldforderungen sind in der Studie deutlich nachvollziehbar. Der mittlere Durchschnitt der geforderten Lösegeldsumme liegt in der produzierenden Branche bei 1.156.289 Euro. Dies ist nur etwas niedriger als der Durchschnitt über alle Branchen hinweg mit 1.415.148 Euro). Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor lag der allgemeine Durchschnitt deutlich niedriger bei 745.372 Euro.