Die EU-Datenschutzgrundverordnung beschäftigt die deutschen Unternehmen weiterhin stark. Sie tun sich vor allem mit den Informations- und Dokumentationspflichten schwer und fordern Nachbesserungen. Zudem sorgt der Brexit für Unsicherheiten.
Seit anderthalb Jahren müssen deutsche Firmen die EU-Datenschutzgrundverordnung eigentlich umgesetzt haben, doch noch immer besteht enormer Nachholbedarf. Einer Umfrage des Bitkom zufolge hat erst ein Viertel der hiesigen Wirtschaft die Vorgaben vollständig umgesetzt, immerhin 67 Prozent zumindest einen großen Teil. 24 Prozent der Unternehmen dagegen erfüllen nur Teile der Verordnung, sechs Prozent stehen noch am ganz am Anfang. »Nach wie vor bestehen große Unsicherheiten bei der Auslegung der neuen Regeln. Eine vollständige Umsetzung der DSGVO scheint vielen Unternehmen unmöglich«, erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung.
Als größte Herausforderung sehen Unternehmen den schwer abzuschätzenden Aufwand (68 Prozent) und Rechtsunsicherheiten (68 Prozent). Darüber hinaus beklagen aber auch 53 Prozent fehlende Umsetzungshilfen und 37 Prozent fehlendes Fachpersonal.
Insbesondere die Informations- und Dokumentationspflichten der DSGVO sorgen nach Einschätzung fast aller Befragten (97 Prozent) für einen hohen Aufwand. Aber auch die Katalogisierung von Prozessen (93 Prozent), das Vertragsmanagement (86 Prozent), die Umsetzung von Privacy by Design (84 Prozent) und der rechtskonforme Betrieb der Unternehmenswebsite (82 Prozent) machen den Unternehmen viel Arbeit. 14 Prozent sehen zudem Innovationen durch die Verordnung behindert, es seien bereits einige Projekte wegen der DSGVO gescheitert. 74 Prozent geben an, ihre Kunden seien von zusätzlichen Infoblättern und Hinweisen genervt. Und 16 Prozent sehen sogar ihr Geschäft bedroht.
Nahezu alle Unternehmen (98 Prozent) wünschen sich daher Nachbesserungen – fast genauso viele sind der Meinung, die DSGVO ließe sich gar nicht komplett umsetzen (95 Prozent). »Wir müssen die Datenschutzregeln so weiterentwickeln, dass der Schutz der Privatsphäre und die Entwicklung innovativer datengetriebener Geschäftsmodelle in Einklang gebracht werden können. Datenschutz sollte kein lästiger Bremsklotz, sondern Leitplanke mit Orientierungsfunktion für datenbasierte Dienste sein«, sagt Dehmel.
Allerdings wird die DSGVO nicht nur negativ gesehen. Immerhin 64 Prozent der Unternehmen sind überzeugt, dass die DSGVO weltweit Maßstäbe für den Umgang mit personenbezogenen Daten setzen wird. 57 Prozent glauben, die Verordnung führe zu einheitlicheren Wettbewerbsbedingungen in der EU. Und 25 Prozent sehen gar konkrete Vorteile durch die DSGVO für ihr eigenes Unternehmen.
Der anstehende Brexit zwingt jedoch viele Unternehmen, erneut aktiv zu werden. »Nach dem Brexit dürfen personenbezogene Daten nicht mehr ohne weiteres nach Großbritannien übermittelt werden«, erklärt Demel. »Ohne Brexit-Deal müssen viele betroffene Unternehmen ihre Prozesse umgehend anpassen und neu aufsetzen. Das kann sich unmittelbar auf den Geschäftserfolg auswirken und die Wirtschaft in Deutschland insgesamt empfindlich treffen.«
Laut Bitkom-Umfrage lassen 53 Prozent der Unternehmen personenbezogene Daten von externen Partnern im Ausland verarbeiten – elf Prozent von diesen nutzen britische Dienstleister.