Im Juni wurden weltweit erstmals seit 12 Jahren wieder mehr echte Emails als Spam versendet. Doch die Gefahr aus dem Netz verlagert sich damit nur in andere Angriffs-Bereiche.
Nachdem Spam inzwischen schon seit Jahren als festes Ärgernis und handfeste Bedrohung zum Alltag der Email gehört, vermeldet Symantec jetzt ausnahmsweise einen denkwürdigen Positiv-Rekord bezüglich der Müll-Mails rund um Viagra, Sex und Lotteriegewinne. Erstmals seit zwölf Jahren wurden letzten Monat wieder mehr Emails mit ernsthaftem Inhalt als Spam-Mails verschickt. Von den 704 Milliarden im Juni weltweit verschickten Mails waren laut den Security-Experten »nur« noch 49,7 Prozent Spam. Zum Vergleich: noch vor sechs Jahren hatte ihr Anteil am Email-Verkehr bei rund 90 Prozent gelegen.
Die Gründe für den kontinuierlichen Rückgang der elektronischen Mailbomben in den letzten Jahren sind vielfältig. Einerseits werden sowohl die Strafverfolgungsbehörden und Technologieunternehmen in der Verfolgung der Täter und der Abschaltung von Botznetzen als größter Spam-Quelle, als auch die Filtertechnologien mit denen die nervigen bis gefährlichen Schreiben aussortiert werden, immer besser. Andererseits führt das jedoch auch zu einer deutlich sichtbaren Verlagerung der Aktivitäten bei den Spam-Versendern, für die sich klassischer Spam im Vergleich zu früher kaum noch lohnt. Statt auf Masse setzen die Angreifer beispielsweise zunehmend auf »Klasse«, indem sie beispielsweise versuchen, mit gezieltem Phishing an lohnenswerte Ziele in Unternehmen und Behörden heran zu kommen. Aber auch andere Malwareformen wie die erpresserische »Ransomware« erleben einhergehend mit dem Abflauen der Spam-Welle einen enormen Aufschwung. Dabei werden etwa über Schwachstellen in Webseiten, infizierte Downloads oder gefälschte Programme die unzureichend geschützter Rechner von Privatnutzern gekapert und die Opfer dazu aufgefordert, einen Geldbetrag von meist um die 100 Euro zu überweisen, um die Sperren wieder loszuwerden. Gleichzeitig mit dem Rekordtief beim Spam haben die Antivirenhersteller deshalb im Juni auch ein neues Rekordhoch an Schadsoftwarevarianten und Angriffen registriert.