CRN-Interview mit Mikko Hyppönen von F-Secure

»Es wird alles online sein – egal wie sinnvoll es ist«

20. April 2016, 9:48 Uhr | Timo Scheibe

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Endpoint-Security greift beim IoT nicht

CRN: Wo sehen Sie als Sicherheitsexperte eine Möglichkeit, dieses Problems Herr zu werden?

Hyppönen: Der Schutz erweist sich in einer IoT-Umgebung als äußerst schwierig, da hier eine Endpoint-Security nicht greift. Der Nutzer kann auf einem Toaster oder einer Lampe keine Security-Software installieren. Es muss also etwas anderes sein. Wir arbeiten bei F-Secure bereits seit zwei Jahren an »Sense«: einer Box, die ein sicheres WLAN-Netzwerk für IoT-Devices zur Verfügung stellt. Die Lösung analysiert den Traffic in Echtzeit und schützt die vernetzten Geräte vor Zugriff von außen.

CRN: Was passiert, wenn die Box Unregelmäßigkeiten feststellt?

Hyppönen: Sobald unsere Lösung etwas Ungewöhnliches feststellt, blockiert sie den Traffic. Das muss nicht immer ein Angreifer von außen sein. Es kann auch ein Privacy-Problem sein. Zum Beispiel, wenn der Smart TV plötzlich anfängt, Daten an den Hersteller zu senden. Solcher Datenverkehr wird dann automatisch von Sense geblockt.

CRN: Damit adressieren Sie in erster Linie den privaten Anwender, oder?

Hyppönen: Mit Sense fokussieren wir zunächst den Consumer-Markt. Später wollen wir unsere Lösung für die Nutzung im Home Office, in kleinen Firmen und großen Unternehmen ausweiten. Es soll eine Lösung für alle werden.

CRN: Wie groß schätzen Sie das Markt-Potenzial ein?

Hyppönen: Enorm. Wir sehen ein großes Potenzial beim IoT. Ich glaube, dass in Zukunft jedes Gerät, das wir an das Stromnetz anschließen werden, auch mit dem Internet verbunden sein wird. Es wird alles online sein – egal wie sinnvoll es ist, weil es für die Hersteller immer billiger wird, die Geräte mit Internetfunktionalität auszustatten.

CRN: Denken Sie, dass das Internet of Things auch beim Anwender die nötige Akzeptanz finden wird, von der Sie ausgehen?

Hyppönen: Im Moment denken die Leute sehr negativ über das IoT. Ich denke aber, dass es auch viele Möglichkeiten bietet. Es ist vergleichbar mit den frühen Tagen des Internets. Heute sieht man, wie sehr es unser Leben geändert hat. Das Internet ist für mich das größte Ding, das in diesem Jahrhundert passiert ist und das Internet of Things ist ein Teil davon. Es bringt ebenfalls gute und schlechte Dinge mit sich. Und wir wollen die Sicherheit in diesem Bereich vorantreiben.

CRN: Gibt es denn bereits vergleichbare Produkte auf dem Markt?

Hyppönen: Wir sehen derzeit kaum Wettbewerb auf diesem Markt. Es gibt einige Kickstarter-Projekte, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Wir haben jedoch im Moment die Nase noch vorn. Nichtsdestotrotz rechnen wir damit, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Hersteller wie Cisco oder Symantec diesen Markt betreten.

CRN: Mit Sense bringt F-Secure erstmals ein Hardware-Produkt in den Handel. Ändert sich damit auch der Vertrieb?

Hyppönen: Es gibt einige Überlegungen, Sense über die Distribution zu vertreiben. Auch eine Whitelabel-Lösung mit einem Carrier wäre eine Option. Das sind aber bisher nur Gedankenspiele. Wir rechnen damit, dass wir Sense nicht vor dem dritten Quartal dieses Jahres launchen werden, wir befinden uns derzeit noch in der Betatestphase. Da es unser erstes Hardware-Produkt ist, wollen wir nichts dem Zufall überlassen. – auch nicht beim Design. Wir wollen, dass die Anwender es schön finden und in ihr Wohnzimmer stellen. Das ist der Ort, wo ich eine Sicherheitslösung für das IoT haben möchte.


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