Estland startet App für digitale Ausweisnutzung
Estland hat mit der Einführung der „Eesti App“ eine neue Stufe seiner digitalen Verwaltung erreicht. Die mobile Lösung erlaubt es Bürgerinnen und Bürgern, ihre Identität per Smartphone nachzuweisen. Die App ergänzt die physische ID-Karte, basiert auf bestehender e-ID-Infrastruktur und erfüllt hohe Sicherheitsstandards.
 
                
            Mit der „Eesti App“ führt Estland eine neue mobile Lösung zur Identitätsprüfung ein. Seit Juli 2025 besitzt die App laut Angaben der Regierung nahezu den gleichen rechtlichen Status wie die physische ID-Karte. Sie ersetzt diese jedoch nicht vollständig: Neue Dokumente können weiterhin nur über klassische Verfahren beantragt werden. Für internationale Zwecke bleibt die physische Ausweiskarte ebenfalls erforderlich.
Die Nutzung der App erfolgt auf freiwilliger Basis. Sowohl Bürger als auch Dienstleister müssen die Anwendung nicht zwingend einsetzen. Eine Identifizierung über das Smartphone ist nur möglich, wenn der jeweilige Anbieter dies unterstützt.
Technische Basis: Flutter und X-Road
Die technische Grundlage bildet die Plattform eesti.ee in Verbindung mit dem Framework Flutter. Die Datenübertragung erfolgt über eine Ende-zu-Ende-verschlüsselte Infrastruktur unter Einsatz von Zwei-Faktor-Authentifizierung sowie dem etablierten estnischen X-Road-System. Persönliche Daten würden dabei nicht zentral gespeichert, sondern dezentral über verschlüsselte Schnittstellen verarbeitet – ein Modell, das in der EU als Referenz gelten soll.
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            Funktionsumfang und Integration
Die App bietet laut Entwickler Net Group Zugriff auf verschiedene Verwaltungsfunktionen, darunter digitale Personalausweise, Gefahrenwarnungen, Rezeptverwaltung, Katasterdaten und persönliche Informationen über minderjährige Kinder. Auch Rückmeldungen an lokale Behörden lassen sich darüber abwickeln. Bislang wurde die Anwendung über 150.000 Mal heruntergeladen – das entspricht etwa zwölf Prozent der estnischen erwachsenen Bevölkerung. Sie soll klassische Desktop-Portale zunehmend ablösen.
Digitaler Staat als europäisches Modell
Estland gilt als Pionier der digitalen Verwaltung und strebt laut eigenen Angaben eine vollständige Automatisierung staatlicher Leistungen an. Ziel sei, dass Bürgerinnen und Bürger Leistungen künftig ohne Antrag erhalten, sobald ein Anspruch besteht. Unterstützt werde dies durch KI-gestützte Prozesse und virtuelle Assistenten. Die Entwicklung der Eesti App erfolgte im Auftrag der Estonian Information System Authority (RIA). Laut RIA sei die Anwendung darauf ausgelegt, auch internationale Interoperabilitätsanforderungen zu erfüllen – insbesondere in Märkten wie Deutschland.