Die Zahl von Cyberattacken nimmt weltweit stark zu. Besonders im Fokus stehen sogenannte Kritische Infrastrukturen wie etwa Stromnetze. Eine zuverlässige Kommunikation in diesem Bereich ist daher besonders wichtig, um im Notfall schnell handlungsfähig zu sein. Im Interview mit e*Message.
connect professional: Was unterscheidet die Kommunikation im Normal- oder Regelfall von der Profi-Kommunikation in einsatzkritischen Lagen?
Carsten Hofmann: Regelkommunikation und einsatzkritische Kommunikation sind zwei verschiedene Arten der professionellen Kommunikation, die in unterschiedlichen Kontexten verwendet werden und entsprechend unterschiedliche Anforderungen an die Übertragungssicherheit der Informationen haben.
Regelkommunikation findet im Regel- oder Normalfall innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation statt. Es werden dabei wichtige, aber bezüglich Zeit und Konsequenz sowie Sicherheitsanforderungen eher unkritische Informationen beispielsweise per E-Mail, Telefon, im Chat oder Gespräch über gängige Kommunikationswege wie öffentliche Mobilfunknetze übertragen und ausgetauscht. Die Regelkommunikation ist somit eine geplante, regelmäßig wiederkehrende Kommunikation, bei der es auch zu Rück- oder Nachfragen kommen kann. Sie ermöglicht auch den Austausch miteinander. Der Ausfall eines Übertragungsweges sollte in der Regelkommunikation nicht sofort zu einer Gefahrenlage oder zu größeren Schäden führen.
Profi-Kommunikation in einsatzkritischen Lagen findet in außergewöhnlichen Situationen zumeist zu nicht vorhersehbaren Zeitpunkten statt. Im Stör-, Krisen- oder Katastrophenfall sind die sichere, zuverlässige und schnelle Übertragung von präzisen Informationen von entscheidender Bedeutung, um Leben zu retten, Gefahren abzuwehren, Werte zu schützen oder Notfälle zu bewältigen. Diese Art der Kommunikation erfolgt in der Regel in Echtzeit, ist unmittelbar und erfordert klare und prägnante Informationen, um schnelle Entscheidungen ermöglichen zu können. Rückfragen sind selten erforderlich, weil jede Nachricht klare Anweisungen enthält. Einsatzkritische Kommunikation kann beispielsweise Notrufe, Profi-Funkverkehr zwischen Einsatzteams, die Alarmierung von Einsatzkräften und anderem wichtigen Personal wie Entscheidungs- und Verantwortungsträgern oder die Übermittlung von Standortinformationen umfassen.
Erreicht die Information oder der Alarm in diesen Fällen nicht oder verspätet den Empfänger, kann das zu großen Schäden und erheblichen Folgekosten führen. Deshalb ist es besonders wichtig, sich bei einsatzkritischer Kommunikation auf zuverlässige, stabile und von öffentlichen Mobilfunknetzen unabhängige Kommunikationsinfrastrukturen wie Profi-Funknetze verlassen zu können, die selten überlastet und besonders robust sind und so maximale Übertragungssicherheit auch in Extremsituationen bieten.
connect professional: Wer setzt vor diesem Hintergrund auf kritische Kommunikationslösungen?
Hofmann: Einsatzkritische Kommunikation wird typischerweise in Unternehmen und Einrichtungen eingesetzt, in denen es besonders auf den reibungslosen Weiterbetrieb auch in kritischen Situationen ankommt. Dazu gehören unter anderem Rettungsdienste, Feuerwehren und Polizei. Kritische Kommunikationslösungen wie Profi-Funk kommen in verschiedenen Bereichen und Situationen zum Einsatz, in denen zuverlässige und sichere Kommunikationswege von entscheidender Bedeutung sind.
In Notfällen, Katastrophen oder bei der täglichen Einsatzkoordination muss effektiv kommuniziert werden. So vertraut beispielsweise die Feuerwehr in Gelsenkirchen zur Alarmierung ihrer Einsatzkräfte auf eine Profi-Funklösung, die das e*Message-Sicherheitsfunknetz nutzt. Die Feuerwehren in Paris und Marseille kommunizieren über das Profi-Funknetz von e*Message France.
Bei Versorgungsunternehmen und in Industriebranchen wie Energie, Öl und Wasser und anderen industriellen Bereichen werden kritische Kommunikationslösungen eingesetzt, um die Sicherheit, Koordination und Effizienz von Arbeitsabläufen zu verbessern. Dies kann die Kommunikation zwischen Mitarbeitern vor Ort, Disponenten, technischen Teams oder Personen im Bereitschaftsdienst und anderen relevanten Personen und Stellen umfassen. Industrie- und Versorgungsunternehmen sind gerade im Störungs-, Krisen- und Katastrophenmanagement auf zuverlässige und sichere Kommunikationslösungen angewiesen. Es geht um die lückenlose Versorgung der Bevölkerung. Unternehmen wie die Stromnetze Berlin, die Mainzer Netze oder Husum Abwasser setzen Profi-Funk ein oder sichere Multichannel-Kommunikationslösungen, in denen das Profi-Funknetz neben öffentlichen Mobilfunknetzen eingebunden ist. Fallen die öffentlichen Mobilfunknetze als Übertragungsweg für eine Störungsmeldung ans technische Bereitschaftsteam aus, wird die Alarmmeldung bei dieser Multichannel-Lösung dennoch über Profi-Funk an die Einsatzkräfte zuverlässig übermittelt.
Im Gesundheitswesen werden kritische Kommunikationslösungen eingesetzt, um eine effiziente Kommunikation zwischen medizinischem Personal, Krankenhäusern, Rettungsdiensten und anderen beteiligten Stellen zu ermöglichen. Dies kann die Übermittlung von Notfalldaten, Standortverfolgung von Rettungsteams, Sprach- und Textkommunikation sowie Integration mit medizinischen Geräten umfassen. Aber auch die Alarmierung eines Reanimationsteams bei einem Notfall im Krankenhaus gehört dazu. Hunderte deutsche Krankenhäuser nutzen so beispielsweise IVENA eHealth zur Vorankündigung von Patienten und Notfallalarmierung über das e*Message Sicherheitsfunknetz.
„Jedes Kommunikationsnetz kann ausfallen oder versagen. Selbstverständlich sollte bei der Planung und im Betrieb auf die Gefahr von Cyberattacken und auch auf andere Risiken geachtet werden.“ |
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connect professional: Was müssen Kommunikationslösungen für die Aktivierung und Koordination von Bereitschaftskräften oder Einsatzkräften in Rufbereitschaft leisten können?
Hofmann: Eine Kommunikationslösung für die Aktivierung und Koordination von Bereitschaftskräften oder Einsatzkräften in Rufbereitschaft sollte in der Lage sein, eine schnelle und zuverlässige Alarmierung der Bereitschaftskräfte zu ermöglichen. Dies kann und sollte durch mehrere verschiedene Kommunikationskanäle parallel und redundant erfolgen, wie zum Beispiel Pager, Mobiltelefone, E-Mail, oder Anruf, um eine ausreichende Verfügbarkeit und Resilienz auch in besonderen Lagen zur erreichen. Die Lösung sollte Gruppenruf und Massenbenachrichtigungen ermöglichen, also die Funktionalität bieten, eine große Anzahl von Personen gleichzeitig zu alarmieren. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle relevanten Bereitschaftskräfte erreicht werden und zeitnah reagieren können.
Priorisierung und Eskalation spielen bei der einsatzkritischen Profi-Kommunikation eine wichtige Rolle. Es sollte darum möglich sein, die Dringlichkeit und Priorität von Alarmen festzulegen und an die Empfänger zu übermitteln. Bei Notwendigkeit sollte die Möglichkeit bestehen zu eskalieren. Dies ermöglicht eine gezielte Alarmierung von spezifischen Bereitschaftskräften, je nach Art des Notfalls oder der erforderlichen Fachkenntnisse.
Vordefinierte Alarmierungsabläufe können im Notfall helfen, die Reaktionszeiten zu verkürzen. Um im Ernstfall unmittelbar und gezielt reagieren zu können, sollte das Kommunikationssystem eine Funktion bieten, mit der szenariospezifische Pläne vorab definiert werden können. Im Einsatzfall nach Auslösung laufen diese dann automatisch ab. Die Kommunikationslösung sollte in bestehende Leit- oder Einsatzmanagement-Systeme oder System-Architekturen in Leitzentralen einfach integrierbar sein. Dadurch können Alarmierungen, Verfügbarkeitsstatus von Bereitschaftskräften, Einsatzinformationen und andere relevante Daten nahtlos synchronisiert und ausgetauscht werden. Welche Anforderungen Kommunikationslösungen für die Aktivierung von Bereitschaftskräften oder Einsatzkräften in Rufbereitschaft erfüllen müssen, um eine effektive Alarmierung und Koordination sicherzustellen, haben wir auch in einem Whitepaper zusammengestellt, das wir laufend aktualisieren und gerne zur Verfügung stellen.
connect professional: Welche Möglichkeiten haben Anwender sowohl im öffentlichen und als auch im Privatsektor derzeit und vielleicht auch künftig zur Hand, um ihre Funkinfrastruktur zukunftsfähig aufzustellen und dadurch neue Anforderungen zu erfüllen?
Hofmann: Anwender sollten ihre Kommunikationslösungen so planen, dass externe Einflüsse, die sowohl die Kommunikationssysteme betreffen als auch direkt ihren Regelbetrieb stören können, möglichst trotzdem noch ein Mindestmaß an Kommunikation ermöglichen. Die kann auch durch die Nutzung von mehreren verschiedenartigen und unabhängigen Kommunikationssystemen und Übertragungswegen zum Beispiel im Rahmen einer Multichannel-Kommunikationslösung passieren, um die „Verwundbarkeit“ deutlich zu reduzieren. Die Nutzung von Profi-Funk im Rahmen einer solchen Multichannel-Lösung kann die Übertragungssicherheit einsatzkritischer Meldungen wie Alarme maximal erhöhen.
connect professional: Das Risiko von Cyberattacken und Angriffen auf Kritische Infrastrukturen hat sich in den letzten Jahren erhöht hat. Was bedeutet das für Profi-Funk-Lösungen und deren Anwendung? Oder anders gefragt: Wie lassen sich vor diesem Hintergrund Kommunikationslösungen bestmöglich gegen Netzausfälle und -überlastungen absichern?
Hofmann: Jedes Kommunikationsnetz kann ausfallen oder versagen. Selbstverständlich sollte bei der Planung und im Betrieb auf die Gefahr von Cyberattacken und auch auf andere Risiken geachtet werden. Aber insbesondere für die kritische Kommunikation ist die Nutzung von mehreren möglichst unabhängigen Kommunikationswegen der mit Abstand größte Hebel, um mehr Verfügbarkeit zu erreichen. Die Nutzung und Einbindung von Profi-Funknetzen bei der Multichannel-Alarmierung, die unabhängig von öffentlichen Kommunikationsnetzen funktionieren, sorgen für mehr Übertragungssicherheit. Bei zeitgleicher Übertragung von Alarmmeldungen über mindestens zwei voneinander unabhängige Netze können Einsatzkräfte auch bei Ausfall oder einer Attacke auf einen Übertragungsweg über den zusätzlichen zuverlässig erreicht werden. Darum ist es für einsatzkritische Kommunikation so wichtig, technisch redundante Netze als Kommunikationswege zu nutzen.
connect professional: Doch nicht nur Cyberattacken können eine Überlastung oder einen Ausfall von Mobilfunknetzen nach sich ziehen. Welche anderen Faktoren können für die Inbetriebnahme und Aufrechterhaltung von Kommunikationslösungen in einsatzkritischen Lagen eine Herausforderung darstellen?
Hofmann: Jedes technische System kann ausfallen, so auch Kommunikationsnetze. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Neben den in letzter Zeit oft diskutierten Cyberattacken sind es aber auch andere Gründe wie Extremwetterereignisse, Stromausfälle wie Blackouts oder Brownouts sowie große Schadensereignisse, die zu Überlastungen, Teil- oder Totalausfällen führen können. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, sich als Unternehmen so aufgestellt zu haben, dass Einsatzkräfte sowie Entscheidungs- und Verantwortungsträger im Not- oder Krisenfall trotzdem sicher erreichbar sind. Gerade bei Extremwetterereignissen wie Orkan und Starkregen kommt es schnell zur Überlastung oder zum Ausfall öffentlicher Mobilfunknetze, parallel ist mitunter auch die Stromversorgung unterbrochen. In diesen Szenarien funktionieren Spezial-Funknetze für professionelle Anwender zumeist trotzdem noch. Sie sind extrem stabil und robust und selten überlastet.
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