Trend Micro: Russische Cyber-Kriminelle lieben das freie Spiel der Marktkräfte

Heute im Angebot: DoS-Angriffe ab 30 Dollar pro Tag

2. November 2012, 7:55 Uhr | LANline/jos

Trend Micro hat Angebot und Aktivitäten in der digitalen Untergrundwirtschaft Russlands untersucht und die Ergebnisse in einem aktuellen Forschungspapier veröffentlicht. Die Experten förderten Zustände zu Tage, die jedem Marktfundamentalisten das Herz höher schlagen lassen: ungehinderte Preisbildung durch Angebot und Nachfrage, eine hoch entwickelte Dienstleistungsmentalität, niedrige Markteintrittsbarrieren und Skaleneffekte. Die Kleptokraten im russischen Cyberspace gerieren sich danach wie professionelle Kapitalisten.

Mehr zum Thema:

Botnet mit über 550.000 Macs entdeckt

Kaspersky Lab identifiziert Bot-Trojaner auf 670.000 Computern

Trend Micro warnt vor erpresserischen Schadcode-Varianten

Das „freie“ Spiel der Marktkräfte funktioniert im russischen Cyber-Untergrund in der Tat so gut, dass der Investitionsaufwand für eine „erfolgreiche Marktteilnahme“ gering ist. Für ungefähr 50 Dollar lassen sich bereits die folgenden kriminellen Dienste und Produkte einkaufen:

Ein Stub Crypter – ein Werkzeug zur Ver- und Entschlüsselung von Schadsoftware – ist zwischen 30 und 80 Dollar zu haben. Der „Vorteil“: Sicherheitssoftware kann den Schädling nur schwer erkennen.

Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) kann als Service bezogen werden und kostet für einen Zeitraum von drei Monaten 50 bis 55 Dollar. Das macht es Hackern leichter, unentdeckt zu bleiben.

Wer Websites oder Computer mittels eines so genannten Denial-of-Service-(DoS-)Angriffs für einen Tag lahm legen möchte, muss zwischen 30 und 70 Dollar investieren.

Kriminelle, die ein Bot-Netz auf der Basis des Banken-Trojaners ZeuS aufbauen und persönliche Informationen der Opfer wie Bankzugangsdaten ausspionieren wollen, können schon ab 40 Dollar die Dienste eines „Service-Providers“ in Anspruch nehmen, der die Schadsoftware hostet.

Und wer gleich den gesamten Quellcode von Trojaner-Schädlingen kaufen will, kann bereits mit einer Investition von 50 Dollar auf die Jagd nach persönlichen Informationen von Anwendern gehen.

„Das russische Cyber-Kaufhaus für Online-Kriminelle hat nicht nur 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr geöffnet, sondern bietet wirklich alles für jedermanns Geschmack. Es fällt immer schwerer, für den russischen Cyber-Untergrund ein Vokabular zu finden, dass den eindeutig kriminellen Charakter der Szene beschreibt“, erklärt Udo Schneider, Solution Architect EMEA bei Trend Micro. „Dass die Gangster in technischer sowie rechtlicher Hinsicht ein viel zu leichtes Spiel haben, spiegelt sich allein in den niedrigen Preisen wider, um eine kriminelle Karriere zu starten. Wer so wenig investieren muss, fühlt sich offenbar sehr sicher. Hier ist ganz klar die Politik, und zwar auf internationaler Ebene, gefragt, um den professionellen Kapitalisten im russischen Cyber-Untergrund entgegenzuwirken.“


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Informatica

Weitere Artikel zu Dögel IT-Management

Matchmaker+